> <■» '

'

i

'

e* ..

:■'

4

.:*

'"■

.4ML £*

"V

n

' flH

I

j * M

K1

i" * * 11*

L*«

T* j% Tl

V

(*••

tf

X"F,

*•■

».

•.-

**

ZEITSCHRIFT

FÜR

DEUTSCHE PHILOLOGIE

HERAUSGEGEBEN

VON

Dr. ERNST HOPFNER und Dr. JULIUS ZACHER

DIRECTOB D. REALSCHULE Z. HEIL. GEIST PROFESSOR AN DER UNIVERSITÄT

ZU BRESLAU ZU HALLE

ZWEITER BAND

HALLE

VERLAG DER BUCHHANDLUNG DES "WAISENHAUSES

1870

^003 2 3s 3c/. cZ

VERZEICHNIS DER BISHERIGEN MITARBEITER.

Dr. Gr. Andresen in Berlin.

Prof. dr. Aug. Anschütz in Halle.

Gymnasiallehrer dr. E. Bernhardt in Elberfeld.

Gymnasiallehrer dr. Ludw. Bossler in Gera.

Prof. dr. Berthold Delbrück in Halle.

Dr. B. Döring in Dresden.

Gymnasiallehrer dr. Osk. Erdmann in Graudenz.

Gymnasiallehrer dr. Ge. Gerland in Magdeburg.

Dr. Justus Grion, director des lyceums in Verona.

Director prof. dr. W. Hertzberg in Bremen.

Prof. dr. Moriz Heyne in Halle.

Prof. dr. Rud. Hildebrand in Leipzig.

Director dr. Ernst Höpfner in Breslau.

Oberlehrer dr. Oskar Ja nicke in Berlin.

Dr. E. Jessen in Kopenhagen.

Prof. dr. C. Fr. Koch in Eisenach.

Gymnasiallehrer dr. Artur Köhler in Dresden.

Bibliothekar dr. Reinhold Köhler in Weimar.

Director prof. dr. Adalbert Kuhn in Berlin.

Dr. Ernst Kuhn in Berlin.

Geh. reg. r. prof. dr. Heinrich Leo in Halle.

Staatsrat dr. Leverkus in Oldenburg.

Prof. dr. Felix Lieb recht in Lüttich.

Oberlehrer dr. Aug. Lübben in Oldenburg.

Prof. dr. Ernst Martin in Freiburg.

Prof. dr. Konrad Maurer in München.

Dr. Elard Hugo Meyer, lehrer an der handelsschule

in Bremen. Prof. dr. Leo Meyer in Dorpat. Prof. dr. Theodor Möbius in "Kiel. Prof. dr. G. H. F. Nesselmann in Königsberg. Reallehrer dr. C. Redlich in Hamburg. Dr. Max Rieger in Darmstadt. Prof. dr. Ernst Ludw. Rochholz in Aarau.

IV VERZEICHNIS DER MITARBEITER

Prof. dr. Heinr. Kückert in Breslau.

Staatsrat dr. A. v. Schiefner in Petersburg.

Prot dr. Richard Schröder in Bonn.

Dr. E. Steinmeyer in Berlin.

Gymnasiallehrer dr. B. Suphan in Berlin.

Prof. dr. S. Vögelin in Zürich.

Prof. dr. Wilhelm Wackernagel in Basel f.

Prof. dr. Karl Wein hold in Kiel.

Franz Wieser in Innsbruck.

F. Woeste in Iserlohn.

Prof. dr. Julius Zacher in Halle.

Prof. dr. J. V. Zingerle in Innsbruck.

Dr. J. Zupitza, docent an der univ. in Breslau.

INHALT.

seite

Die quellen der Niflungasaga in der darstellung der Thidrekssage und den von

dieser abhängigen fassungen. Ton B. Döring . . . . , . . 1 und 265

Bruchstücke von vier handschriften des jüngeren Titurel. Von K. Weinhold 80

Bruchstücke aus einer handschrift des jüngeren Titurel. Von Franz "Wieser 109

Mhd. Drullgast. Ton F. Woeste 113

Grundzüge der altgennanischen metrik. Ton E. Jessen 114

Die angelsächsische brechung ea. Von C. Fr. Koch 147

Die partikel ga- als hilfsmittel bei der got. conjugation. Von E. Bernhardt 158

Die intensiven der deutschen sprachen. Ton H. Leo 167

Freidanks grabmal in Treviso. Von J. Grion 172

Neugriechische sagen. Ton Felis Liebrecht 177

Setmunt in Gottfrieds Tristan. Ton 0. Jänicke , . . 183

Eine alte bearbeitung der „bürgschaft." Ton J. V. Zingerle 185

Zu Schillers Teil. Von. E. Hildebrand 188

Eine ergänzung zum briefwechsel zwischen Goethe und herzog Carl August. Von

J. Zacher 189

Einige bemerkungen über Hildebrands rheinischen accusativ. Ton L. Bossler 190 Zu Nibelungen!. 1405, 4. Usik (mhd. unsich). Ton A. Lübben . . . . 191 Zur geschichte des Sprachgefühls bei den Deutschen und Eömern. Von E. Hil- debrand 253

über den genetirus partitivus nach transitiven verben im gotischen. Von

E. Bernhardt 292

Ein beitrag zur geschichte des textes der gotischen bibelübersetzung. -Von dem- selben 294

Corpus juris germanici poeticum. H. Wernher der gartenaere und bruder Wern-

her. Von Eichard Schröder 302

Die einleitung des Beovulfliedes. Ein beitrag zur frage über die liedertheorie.

Von A. Köhler 305

Die beiden episoden von Heremod im Beovulfliede. Von demselben . . . 314

Über ß und ss. Von G. Andre sen 321

Kleine Beiträge zu den deutschen rechtsaltertümern. Von J. V. Zingerle . 324

Beiträge aus dem niederdeutschen. Von F. Woeste 326

Die declination der substantiva im germanischen insonderheit im gotischen. Von

B. Delbrück 381

Fridanc. Von J. Grion 408

Islands und Norwegens verkehr mit dem süden vom EL bis XTH. Jahrhunderte.

Von K. Maurer 440

Zur Gudrun. Von E. Hildebrand . . . . 468

VI INHALT

Zu Jacobis fehde über den Spinozismus. I. Ein vermeintlicher brief Goethes.

Von B. Suphan 478

Friedrich der Grosse und die deutsche Iitteratur. Von E. Höpfner .... 484 Ergänzungen und berichtigungen. I. Setmunt. Von 0. Ja nicke. II. Vergi-

selt. Von 0. Jünicke und J. Zacher. III. Unsieh im niederdeutschen. Von J. Zacher 495

Vermischtes:

Briefwechsel über das Nibelungenlied von C. Lachmann und W. Grimm

193. 343 und 515

Bericht über die Verhandlungen der germanistischen section auf der XXVII. Ver- sandung deutscher philologen und schulmänner zu Kiel, am 27. 30. sept. 1869. Von K. Weinhold . . . , 216

Paul Ha Ische von der Wiener acadenüe gestellte preisaufgabe einer Syntax

Otfrieds 252

Wilhelm Wackernagel. Nekrolog von S. Vögelin; schritten- und Vorlesungen -

Verzeichnis von J. G. Wackernagel und L. Sieber 329

August Koberstein. Nekrolog von J. Zacher 507

Litteratur:

K. Weinhold, die deutschen monatsnamen, und Ares Isländerbuch, hsg. von

Th. Möbius. Angez. von J. Zacher 220

Wilh. Thomsen, den gotiske sprogklasses indflydelse den finske. Ang.

von A. v. Schief n er . 221

Leo Meyer, die gotische spräche. Ang. von J. Z a c h e r 226

Theod. von Hagen, kritische beitrage zu Gotfrieds von Strassburg Tristan.

Ang. von 0. Ja nicke 228

Mönckeberg, Matthias Claudius, und Gedichte von Hölty, herausg. von

K. Halm. Ang. von C. Redlich 229

C. Fr. Koch, histor. grammatik der englischen spräche. III, 2. Ang. von

M. Heyne 238

Shakespere, herausg. von B. Tschisc h witz. I. Hamlet. Ang. v. W. Hertz-

berg 239

Otfried , herausg. von J. Kelle. Ang. von J. Zupitza 365

ML Lcxer, mittelhochdeutsches handwörterhuch. Ang. von E. Steinmeyer . 367

Beovulf, herausg. von M. Heyne. Ang. von MC. Rieger 871

K. Simrock. handbuch der deutschen mythologie. Ang. von E. Kuhn . . 374 K. G. Andresen, über <li>- spräche Jacob Grimms. Ang. von K. \\ einhold 376 Fr. Kurschat, Wörterbuch der littauischen Bprache. Ang. von G. H. F. Nes-

selmann 378

Glossarium des XIV. oder XV. Jahrhunderts, herausg. von Sachse. Ang. von

E. Steinmeyer 528

Le novelline di Santo Stefano raocolte da Angelo De Gubernatis. Ang.

von E. Kuhn 530

Register von Konrad Zacher 532

DIE QUELLEN DER NIFLUNGASAGA IN DER DARSTELLUNG DER THIDREKSSAGA

UND DER VON DIESER ABHÄNGIGEN FASSUNGEN.

Die wahrscheinlich um die mitte des dreizehnten Jahrhunderts , etwa in dem Jahrzehnt von 1235 bis 1245, abgefasste altnordische Thidrekssaga 1 enthält bekanntlich eine cyclische Zusammenstellung der auf Dietrich von Bern bezüglichen sagen nach deutschen quellen. Ihre darstellung weicht aber in vielen und oft wesentlichen punkten von der ab, welche in den auf uns gekommenen deutschen gedichten, die demselben Sagenkreise angehören, gegeben wird. Es fragt sich daher: waren diese abweichun- gen bereits in den quellen des sagaschreibers vorhanden und nahm er sie aus ihnen getreu in seine darstellung auf, oder benützte er die auch uns noch , wenigstens zum theil , erhaltenen gedichte , und fallen also die abweichungen ihm zur last?

Eine eingehende Untersuchung über diese frage fehlt noch. Gemei- niglich ist die erstere annähme bevorzugt worden. Man hat meist der ansieht gehuldigt, der nordische bearbeiter sei als ein treuer zeuge für die von ihm gelieferte darstellung anzusehen ; und da er als seine gewährs- männer (cap. 394) Niederdeutsche nennt, die auf uns gekommenen gedichte aber oberdeutschen Ursprungs sind , so hat man gemeint , in seinen berichten die künde von einer in Niederdeutschland lebenden , abweichend von der hochdeutschen gestalt entwickelten sage zu finden.

Ohne auf allgemeine erörterungen einzugehen, ob es z. b. nicht von vornherein immethodisch war, einen solchen schluss zu ziehen, soll im folgenden durch eine detailuntersuchung an einem stück der saga zunächst nur für diesen theil derselben ein bestimmtes resultat festge-

1) Saga Biäriks Jcommgs af Bern. Udgivet af C. B. Unger. Christiania 1853. Genauer lässt sich die zeit der abfassung nicht bestimmen. Die bisherigen forschungen haben nur ermittelt, dass die Thidrekssaga etwa gleichzeitig mit den Eddaliedern , später als die Snorra Edda , aber früher als die Völsungasaga und Nor- nagests pättr niedergeschrieben ist, vgl. Sophus Bugge, Norrcen Fornkvsedi, Chri- stiania 1867; s. LXVII. XXXI. XXXV. EH. Möbius, altnordischer litteraturbericht, in dieser Zeitschrift I, 395. 396. 417 f.

ZEITSCHR. F. DEUTSCHE PHILOLOGIE. BD. II. 1

2 DÖRING

stellt werden. Ech wähle dazu jene partie, die der zweiten häifte in Nibelungenliedes entspricht, Thidrekssaga capp. 356 393. Mein resnltat wird ein von der gegenwärtig verbreiteteren ansichl

abweichendes sein. Ich werde zu begründen suchen, dass die deutsche quelle jener partie der nordisclien saga unser Nibelungenlied war, und dass die abweichungen vom inhalte desselben, mit vielleicht einer aus- nähme^ dem Bagaschreiber zur last fallen; eine ansieht, die seit einer reihe von jähren mehrfach von Zarncke ausgesprochen worden ist.2 Ein ähnliches resultat hat Müllenhoff für das Eckenlied gewonnen,8 und ich berufe mich auf den Vorgang dieses gelehrten um so lieher, je mehr in der nachstehenden Untersuchung unsre wege auseinandergehen.

ERSTES KAPITEL.

ALLGEMEINES CHABACTEE DER ERZÄHLUNG IN DEB TlIIDEEKSSAGA.

Auf die treue der darstellung in der Thidrekssaga ist kein grosses gewicht zu legen, weil der Verfasser derselben ohne jede schriftliche vorläge gearbeitet und überdies keine treue widergabe der ihm zu theil gewordenen mündlichen berichte bezweckt, sondern einfach seinen lands- leuten ein interessantes unterhaltungsbuch hat liefern wollen.

§. 1. Die quellen des sagaschreibers waren durchaus mündliche berichte.

Die frage nach der äusseren gestalt der quellen der Thidrekssaga hat öfters beantwortung erfahren. P. E. Müller (Sagabibliothek |SI!| II. hd. Kjöbenhavn 1818, s. 312), Willi. Grimm, (die deutsche Heldensage. Göttingen 1829 [Gr. HS.], s. 177), A. Holt/mann (Untersuchungen über das Nibelungenlied, Stuttgart] 1854, s. L46 u. 174 ff.) und A. Raszmann (die deutsche Heldensage und ihre Heimat [Raszm.] II. Bd. Hannover 1858, Vorr. s. XX f.) haben behauptet, dass dem Verfasser genannter saga ausser mündlichen berichten auch schrift- liche quellen zu geböte gestanden hätten.

Diese annähme ist unhaltbar. Vielmehr hat der sagaschreiher nur nach mündlichen berichten gearbeitet. Dies ergibt sich aus fol- gendem :

a) Der sagaschreiher. der mit den angaben über seine quellen nicht gerade sparsam ist,4 sagt nirgends, dass er schriftliche quellen benutzt

2) Liter. Centralblatfc 1859, b. 316. Nibelungenlied. 111. Aufl. Leipzig 1868, einl. s. I..W1.

3 Zur Geschichte der Nibelunge Not. AUgem. monatsschr. f. wissensch. Braunschweig 1854 , b. 885 anmerkung.

4) Die hierhergebörigen stellen finden sich gesammeil bei Gr. HS. b. 175 ff. Raszm. II . «rorr. b. V, anm. 1.

QUELLEN D. NIFLUNGA - S. IN DER THIDREKSSAGA 3

habe, sondern beruft sich einzig auf erzählungen. So cap. 394 mit den worten Her md heyra frdsögn pydershra manna; wenige Zei- len später: peir menn hafa oss oh sagt-, ferner svd (pat) segja pydeshir menn in cap. 393 , 415, 438 ; pau höfiim ver eigi spurt c. 437. In dem gegensatze zwischen liedern und erzählungen oder sagen, auf den W. Grimm so grosses gewicht legt, kann man nur eine Unterschei- dung von mündlichen berichten in poetischer und in prosaischer form erkennen; und die worte: hvar sem lians nafn er ritaä eäa frd Jionum sagt (c. 187) bezeugen nur, dass der sagaschreiber durch seine gewährs- männer von der existenz schriftlich fixierter deutscher gedichte wusste.

b) Aus den anfangsworten des prologus 5 (bei Unger s. 1) Ef menn vilja hunna ithunnar sögur oh langar, pd er betr (handschrift A fügt hinzu: oh gengr sidr or minni) at ritadar se, geht hervor, dass im skandinavischen norden abschliffen deutscher gedichte, die der saga- schreiber hätte benützen können eine annähme P. E. Müllers (SB. II, 310) nicht vorhanden gewesen sind, sondern dass dieser nach dem gedächtnis gearbeitet hat.

c) Nirgends in den partien der saga, für welche die quellen nach- gewiesen sind oder sich leicht nachweisen lassen, findet sich wörtliche Übersetzung oder mindestens so genauer anschluss an die quellen , wie wir in andern sagas, die sich auf nachweisbare schriftliche quellen stützen, bemerken; so in der Tröjumanna saga.6

d) Der sagaschreiber hat viele fehler begangen, die sich nur aus einem arbeiten nach dem gedächtnisse und mangel jedweder schriftlichen vorläge erklären lassen. Diese fehler sind: mannichfache widerspräche in zügen der erzählung,7 widerspräche und ungenauigkeiten in geogra- phischen dingen,8 Widersprüche im gebrauch von namen,9 vertauschun-

5) Obgleich die von Unger „Prologus" betitelte vorrede der Thidrekssaga in der Stockholmer pergamenthandschrift (Mmb.), der relativ ältesten handschrift fehlt, macht es doch der ton, in dem sie abgefasst ist und ihr Vorhandensein in den zwei von einander unabhängigen isländischen handschriften AM. 178 u. 177 (A. B.) "höchst wahrscheinlich , dass sie von der person des sagaschreibers stammt. vgl. Unger, vorrede s. XIX anm. , XIII und XVTLI ff.

6) Vgl. H. Dunger, die sage vom trojanischen kriege usw. Progr. des Vitz- thumschen gymn. zu Dresden. Leipzig 1869, s. 75 ff.

7) Vgl. Gr. HS. s. 180.

8) c. 367 liegt Bakalar (Bechelaren) weitab vom Rhein ; c. 289 wird es an den Rhein verlegt. c. 363 fliessen Rhein und Donau zusammen. c. 336 mündet die Mosel (Musulä) in einen see oder in das meer u. a. m.

9) Der vater der Niflungenkönige und der Grimhild heisst in der saga: Aldrian; in c. 170 in beiden recensionen Irungr.

1*

DÖRING

gen,10 Versetzungen, zusamrnenwerftuigen, zerreissungen , widerhornn- gen, weglassungen bedeutsamer momente, Verschmelzungen mit älteres nordischen darstellnngen der sage, soweit letztere nicht beabsichtigt

waren.11

e) Ueberhaupt aber ist es ganz unwahrscheinlich, dass die gewährs- männer des sagaschreibers auf ihren fahrten nach dem norden die kost- baren handschriften ihrer heimatlichen dichtnngen mit sich gerührt haben.

Hiermit ist zum theil schon der erörterung über den zweiten punkt vor- gegriffen.

§. 2. Der sagaschreiber Iiat die ihm zu theil gewordenen mündlichen berichte

nicht in Deutschland empfangen.

Hierüber gehen die ansichten der gelehrten auseinander. Meist hat man behauptet, der sagasch reiber habe seine quellen in Deutschland übermittelt erhalten. ?. E. Müller (SB. II. "'11 f.) dagegen hat als übermittelungsort Norwegen , speciell Bergen angenommen. Ob wir Her- gen dafür anzusehen haben, lässt sich nicht sicher erweisen; das aber lässt sich mit deutlichkeit erkennen, dass der sagaschreiber selbst nicht in Deutschland gewesen ist und nicht dort die erzählungen, die ihm hei abfassuug seines luiches als quelle dienten, gehört hat. Wir erschlies- sen dies:

a) aus der art, wie der sagaschreiber seine gewährsmänner ein- führt. Von ihnen sagt er nur (c. 394), dass sie feeddir hafa verit i Süsat und i Brimum eda Mcenstrborg, nicht alter, dass er mit ihnen in den genannten städten - die ein nach Deutschland reisender Skandina- vier am ersten besuchte - zusammengetroffen sei; und dies winde er, wäre es geschehen, schwerlich unerwähnt gelassen haben.

b) aus den worten, die er bei nennung angeblich noch erhaltener, an die ereignisse der sage erinnernder (lenkmale (vgl. <!r. HS. s. IT1.») gebraucht. Von diesen monumenten sagt er stets wenn er nicht bloss

10) c. 336 wird der oame der Musulä für den Po gesetzt, c. 89 stehl der name der Visara für einen fiusa zwischen Brictan (Brixia-Brescia vgl. e. 84) und Bern (vgl. c 90), augenscheinlich für den Mincio. Ueberhaupl werden sehrofi für flüsse, städte usw., die inOst- oder Süddeutschland liegen, Damen von Aussen, städten usw. lins Nord- and Westdeutschland gehraucht. Der sagaschreiber hatte die namen der ersteren vergessen, ondverwante dafür solche aamen, die im skandinavischen norden durch kaufleute, Romreisende (über ihre marschrouten vgl. N. M. Petersen , Eaandbog i den gammelnordiske Geografi etc. I. Del, Kjöbenhavn 1834, s. '.>:', Bf.), studierende (über ihre besuchsorte vgl. ebd., b. 88 flf.) allgemein bekannt geworden waren.

11) Beispiele hierzu werden in der nachstehenden Untersuchung hervorgehoben werden,

QUELLEN D. N1FLÜNGA- S. IN DER THIDREKSSAGA 5

einfach hinzufügt, dass sie jetzt noch existieren, dass* andere sie gesehen haben, andere sie sehen können, wenn sie dorthin kommen, nirgends, dass er selbst sie gesehen habe. Am bestimmtesten spricht für die hier kundgegebene ansieht das was der sagaschreiher von der stadt Soest (c. 394) zu erzählen weiss. (Vgl. unten das fünfte kapitel.)

c) aus der Unkenntnis des sagaschreibers in geographischen dingen. Ein Skandinavier, der auch nur ein kleines stück nach Deutschland hin- eingereist war, konnte nimmermehr den lauf der Visara (Weser) zwi- schen Brictan und Bern , also nach Italien verlegen , nimmermehr sagen, dass sich die Musulä (Mosel) in einen see ergiesst u. dgi. (vgl. anm. 8 u. 10.)

Allerdings könnten die worte des prologs : Uk at takir einn mann or hverri borg um alt Saxland, pd manu pessa sögu allir ä eina leid segja u. s. w. (Unger, s. 2) die annähme, der sagaschreiber sei in Deutschland gewesen, begünstigen. Allein in jenen Worten stützt sich der sagaschreiber nur auf die aussage seiner gewährsmänner , nicht auf seine eigene erfahrung.

§. 3. Der sagaschreiber hat ein uuterhaltnngsbneh liefern wollen.

Nach des sagaschreibers eigenen worten kam es ihm nicht darauf an, in seinem werke die empfangenen mündlichen berichte treu wider- zugeben, sondern ein buch zur belehrung und Unterhaltung zu liefern. Er sagt (prol. s. 4): En sögur frd göfgum mönnwm er firir pvi nytsamligar at kunna, at peer sijna mönnum drengilig oerk ok frceknligar framkveemdir u. s. w. , ferner:^ er sampykki mar- gra manna svd at einn madr md gledja pd marga stund u. s. w. Die befolgung eines solchen Zweckes erlaubte dem sagaschreiber seinen stoff höchst willkürlich zu verarbeiten, oft genug über seine deutschen quel- len hinauszugehen und dem geschmacke und den forderungen seiner landsleute gerecht zu werden , wie dies auch andere sagaschreiber , so der der Trojumanna saga (vgl. Dünger a. a. o. s. 75) gethan haben.

Wie aber ein buch dann erst recht unterhaltend ist, wenn es wah- res oder wahr scheinendes enthält, so hat auch der sagaschreiber, der selbst übrigens die gesammtmasse der Dietrichssage für durchaus wahr ansah,12 mit allen kräften dahin gestrebt, seinen landsleuten den inhalt seines werkes als einen vollständig Avahren vorzuführen. Zu diesem zwecke sucht er das übertriebene zu erklären,13 beruft sich vielfach auf

12) Vgl. P. E. Müller, SB. II, 313. - Thidrekss. prolog, s. 5: En p at er heimskliyt at Jcalla pat lygi usw.

13) Vgl. Easzm. II, vorr. s. XXVII. - Thidr. prol. s. 2, z. 7 ff.: ä sumum oräum verär of kveäit sakir skaldskapar hättar usw.

f> IN (KING

seine quellen,11 selbst an stellen, an denen er von ihnen abweicht,15 fahrt angeblich noch erhaltene (lenkmale als zeugen an (vgl. Gr. HS. s. 17'.» und 170, k) lind weist andrerseits auf Übereinstimmungen oder abweichungen /wischen seiner darstellung und alteren nordischen hin (vgl. Gr. HS. s. 178 f.).

ZWEITES KAPITEL.

DER ERSTE THEIL DER NIBELUNGENSAGB. §. 4. Die SigurQarsaga.

Der sagaschreiber hat die beiden seines Werkes nebst deren Schick- salen und thaten nicht blos um Dietrich von Bern, den mittelpunkt unsrer heldensage, gruppiert, sondern auch eine chronologische anord- nung der ein/einen sagen durchzuführen versucht.

Demzufolge hat er die erzählung von Sigfrid und seinen ahnen und den Nibelungen in vier theile zerlegt (cap. 152 ---169; 226 330; 342 348; .'556 393) und diese an passenden orten der übrigen darstellung eingefügt. Cap. 152 -169 handeln von Sigurds eitern, seiner geburt und Jugendzeit. Sigmund, Sitians söhn, könig von Tarlungenland, ver- mählt sich mit Sisibe, tochter des königs Nidung von Spanien. Sig- mund holt Sisibe selbst heim; wenige tage erst in sein reich zurückge- kehrt wird er durch boten seines Schwagers, könig Drasolfs, aufgefor- dert, sich an dessen kriegszuge gegen Polen zu beteiligen. Er nimmt die einladung an und überträgt bei seiner abreise zweien graten von Swawen, Hartwin und Hermann, die hut über sein reich und seine gemahlin. Hartwin sucht Sisibe zur untreue gegen ihren geniahl zu bewegen, wird aber von ihr abgewiesen. Hartwin und Hermann, der von jenem überredet worden war, verläumden die königin vor Sigmund als er zurückkehrt, und ersterer gibt dem könige den rat, Sisibe im Swa- wcnwalde aussetzen und ihr die zunge ausschneiden zu lassen. Die gra- fen führen Sisibe in den wald ; Hartwin will ihr die zunge ausschneiden, allein Hermann erbarmt sich der königin, will sie schützen und gerät mit Hartwin darob in einen Zweikampf. Währenddem gebiert die köni- gin einen knaben, wickelt ihn in tücher und birgt ihn in ein glasgeiass, in dem sie bisher meth aufbewahrt hatte und verscliliesst es sorgfältig. Im Zweikampf fällt Hartwin, stösst zuvor aber an das glasgefäss, so dass dieses in den ström hinabrollt. Die königin erschrickt hierüber, fällt

14) Vgl. anm. 4.

15) So lässt. sich zu den worten: 6k svä er sagt > "pydeskum kveedum, ut ]>ar rur blauäwn mannt ei veert, er s<nn<ni kömu i vig piärekr <>k Niflungar c. 389 aus der für diese partie benutzten quölle nichts entsprechendes nachweisen.

QUELLEN D. NIFLUNGA - S. IN DER THIDREKSSAGA 7

in Ohnmacht und stirbt. Hermann bestattet sie, kehrt zu Sigmund zurück, erzählt ihm den Vorgang und wird von ihm aus dem lande ver- wiesen.

Das glasgefäss treibt den ström hinab zur see, gerät an eine fel- senklippe und zerschellt. Den knaben zieht eine hindin auf bis zu sei- nem vierten jähre. Darauf findet ihn schmied Mimir, nimt ihn zu sich, nennt ihn Sigfröd (Sigurd) und erzieht ihn. Sigurd neckt und mishan- delt die gesellen Mimirs. Mimir will aus Sigurd einen schmied machen; Sigurd schlägt aber so gewaltig, dass der ambosstein zerspringt und der ambos tief in den klotz hineinfährt. Mimir wird besorgt wegen des kna- ben und beschliesst seinen tod. Er schickt ihn in den wald, um holz zu fällen und zwar in die gegend, wo sein bruder Kegln, der sich in einen drachen verwandelt hatte, lag. Sigurd erschlägt den drachen mit einem feuerbrande und kocht sich stücke des wurmes in einem kessel. Um zu erproben, ob das fleisch gar sei, steckt er den fmger in den sod, verbrennt sich jedoch und führt den fmger in seinen mund, um ihn abzukühlen. Als aber brühe auf die zunge und in den hals kommt, ver- steht er die vogelsprache und hört , wie vögel ihm Mimirs hinterlist kund thun und ihn zur räche am pflegevater reizen. Darauf bestreicht sich Sigurd mit dem blute des drachen ; seine haut wird davon hart wie hörn, ausgenommen zwischen den schultern , wo er nicht hinlangen kann. Sigurd geht heim und erschlägt Mimir, obgleich ihm dieser zur sühne die Waf- fen , die für Hertnid in Holmgard bestimmt waren und das schwert Gram gegeben und das ross Grani aus Brynhilds stuterei verheissen hatte. Sigurd reitet zu Brynhilds bürg, schlägt deren eisenthür auf, haut sie- ben wachtmänner nieder und geräth in einen kämpf mit Brynhilds rit- tern. Allein Brynhild erkennt Sigurd und stiftet frieden. Brynhild klärt Sigurd über seine abstammung auf. Darauf gehen zwölf ritter mit Sigurd hinaus, das ross Grani zu fangen. Dieses lässt sich von den rittern nicht einfangen, wol aber von Sigurd. Sigurd verabschiedet sich von Brynhild, reitet zu könig Isung von Bertangaland und wird dessen ban- nerführer.

Die quelle für die erste hälfte dieser partie hat sich noch nicht ermitteln lassen (vgl. jedoch Gr. HS. s. 73). In der zweiten, Sigurds Jugendgeschichte, berührt sich die saga, soweit sich dies nachweisen lässt, mit dem Sigfridslied und der älteren Edda. Vgl. Gr. HS. s. 73. 75 f. 84.

Mit c. 169 geht der sagaschreiber zu der Nibelungensage über. Er erzählt Högnis erzeugung durch einen elfen mit Oda und zählt dann Aldrians und Odas Kinder auf (Gunnar, Gernoz, Gislher, Grimliild). Nach Aldrians tode übernimmt Gunnar die heischaft. Über das erste

DÖRING

moment vgL Gr. HS. b. t<»r>. Das übrige ergib! aich aus dem Nibelun- genliede, wie die abhandlang zeigen wird.

Cup. 22(\ 230. Sigards und Gunnars heirat Sigurd, der in

Tltiilivks gefolge von Bertaugaland nach Xilluugalaud gekommen ist, ver- mählt sich mit Grimhild. Beim hochzeitsmahle gibl Sigurd dem Gun- uar den rat, um Brynhild, die in der bürg Ssegard wohne, zu freien Kr wisse die wege dahin. Die Niflungen, Thidrek und Sigurd reisen dorthin und werden von Brynhild wol aufgenommen, mil ausnähme Sigurds, auf den sie erzürnt ist, weil er die ihr hei der ersten Zusammenkunft gegebenen eide gebrochen habe. Sigurd weiss Bie zn beaänftigei! und zur ehe mit Guunar zu bewegen. Als Gunnar sich ihr in der braut- uacht nähern will, streitet sie mit ihm, bindet ihm mit ihrem und sei- nem gürtel bände uud füsse, hängt ihn an einem nagel auf und lässt ihn dort bis zum morgen hangen. So geht es drei nachte hindurch. Gun- nar ist darüber unfroh und bespricht sich mit seinem Schwager Sigurd, mit dem er sich brudereide zu gegenseitiger Unterstützung geleistet hatte. Sigurd erklärt ihm, dass Brynhild, so lange sie ihr magdtum behalte, schwerlich von einem manne bezwungen werden könne. Gunnar spricht Sigurd um seine hilfe an und dieser sagt sie zu. In der folgenden nacht geht Sigurd in Gunnars kleidern und nachdem er sich tücher über den köpf geworfen hat (reminiscenz an die tarakappe) zu Brynhild, bezwingt sie und verlässt sie gegen morgen , nachdem er einen ring von ihrem finger gezogen. Nach sieben tagen reitet man \on Sftgard fort; Gunnar setzt einen häuptling über die bürg. Während Gunnar, ffögni, Sigurd nach Niflungaland reiten, zieht Thidrek mit seinen mannen nach Bern.

Hierzu hat der sagaschreiber das Nibelungenlied benutzt, wenn er auch vieles ausgelassen, vieles entstellt hat. Auch reminiscenzen an die Edda blicken an einzelnen stellen durch.

Cap. 342 348. Sigurds ende. Seit Sigurd Grimhild geheiratet hatte und an Gunnars hofe leide, stand dessen reich in gröster blute. Kein ebenso mächtiger häuptling fand sich in der umgegend. Als einst- mals Brynhild in ihre halle geht, steht Grimhild nicht auf vor ihr. Darob entspinnt Bich heftiger streit zwischen den beiden trauen, bei dem Grim- hild Brynhilden vorwirft, dass sie sich durch Sigurd ihr magdtum habe nehmen lassen und es durch Vorzeigung des ringes , den Sigurd Brynhilden abgezogen hatte, beweist. Brynhild entfernt sich voll zom und fordert ihren gemahl, der eben von der Jagd heimkehrt, auf, die ihr widerfah- renen Schmähungen zu rätdien. Gunnar sagt, es ihr zu. Minige tage später gebietet Högni dem koch, die speisen am folgenden tage stark zu Balzen und wenig trank zu spenden. Dies geschieht; man reitet darauf zur Jagd. Högni reitet etwas später nach, weil er zuvor ein zwiege-

QUELLEN D. NIFLUNGA-S. IN DER THIDREKSSAGA 9

sprach mit Brynhild hatte, in welchem dieselbe ihn zur ermordung Sigurds bestimmte. Alle sind von dem starken jagen erhitzt und müde. Man gelangt an einen bach; Ghinnar und Högni legen sich nieder um zu trinken, darnach Sigurd. Högni erhebt sich inzwischen und stösst seinen speer Sigurd zwischen den schultern durchs herz. Sigurd macht Högni heftige vorwürfe und verendet. Die leiche wird zur bürg gefah- ren und Grimhilden ins bett geworfen. Grimhild erwacht darüber , klagt an Sigurds leiche und überführt Högni des mordes, der denselben einem wildeber zugeschrieben hatte. Grimhild lässt Sigurds leiche bestat- ten. Sigurds rühm ist unvergänglich in Deutschland wie bei den Nord- mannen.

Auch in dieser partie hat der sagaschreiber das Nibelungenlied benützt, auch hier mit mehrfachen entstellungen. Weit enger schliesst er sich in der letzten partie c. 356 393, Grimhilds räche, demselben an. An diesem theile der sage, der dafür evidenter ist, soll nun durch eine genaue vergleichung mit dem Nibelungenliede der nachweis geliefert wer- den, dass dem sagaschreiber das uns erhaltene Nibelungenlied als quelle gedient hat.

DRITTES KAPITEL.

DER ZWEITE THELL DER NIBELUNGENSAGE, ODER DIE NIFLUNGASAGA

IM ENGEREN SINNE.

Cap. 356. Herzog Osid reist nach Nifiungaland im auftrage könig Attilas, um für diesen um

Sigurds wittwe Grimhild zu werben.

Im allgemeinen entspricht Nib. 1083 ca. 1128.16 Mit dem anfange des kapitels „Attila erfährt, dass Sigurd tot ist usw." knüpft der saga- schreiber an die vorausgehende erzählung von Sigurds ermordung (c. 348) an.

Zu der beschreibung von Grimhild (zeile 2 ff.): Grimhildr, er allra Jcvinna er vitrast ok fegrst stimmen Rüdigers worte Nib. 1090, 2 3:

jane könde niht gesin in dirre werkle schcener deheines kimiges wip Die unmittelbar folgenden worte der saga: en hann (sc. Attila) er kvcenlauss stimmen zu Nib. 1083, 1:

Das, was in einen ztten, do vrou Reiche erstarp.

16) Die Strophenzählung des Nibelungenliedes ist die der Lachmannschen aus- gäbe ; der text dagegen ist aus gründen , die sich später herausstellen werden , der- jenige der recension B , nach v. d. Hagen (Breslau 1820) , Bartsch (Leipzig 1866) und den Lachmanschen anmerkungen, so gut sichs thun liess, construiert.

II»

IniKIMi

\uila lilsst seinen verwanten Osid zu aich kommen and tr&gf ihm Beine

botschaft auf: Attiln honungr rill senda kann at bidja ser konu Grinn-

hüdar usw., er dtt Kefir Sigwrd/r sveinn. Hierzu zu vergleichen Nil». 1091 :

Er sprach: „so wirb < ;■ Büedeger, als föep als ich dir si usw.

and zu den letzten worten Nil». 1084, l1':

der stärkt' S'/fr/f /ras ir man. Die nächsten worte : Osiär hertogi le~ fara vilja, hoeri er konungr rill Im, ni sent hafa ähneln Rüdigers worten Nib. 1093, 3:

ich iril d'm holr gerne wesen an den Ein. Osid rüstet sich zur fahrt med mi/ciUl kurlcisi und nimt 40 (A.B.: 60) ritter mit und viele knappen.

In Nib. 1095 will sich Rüdiger so ausrüsten, äaz, toirs ere htm und 500 ritter mit nehmen.

Osid reitet seine Strasse , bis er nach Verniza (auch Vermista , Ver- minza == Wormez,e) zu Gunnar kommt. - (Die ausführlichen and brei- ten reiseschilderungen des Nibelungenlieds werden vom sagaschreiber stets in knappster form widergegeben; vgl. c. 358. 360. 371.). Die Hun- nen werden gut empfangen: peim er par uel fagnat; dvels kann par nokhura daga.

Ebenso Nib. 1122, 3:

du wurden tvol enpfangen die von Hiunen lant.

Nach Nib. 1140 muss Rüdiger drei tage warten , ehe Günther Krieni- hilts gesimmng erkunden will.

In diesem kapitel halten wir neben mehreren üliereinstimmungen auch bedeutendere abweichungen. Während hier Atlila aus freien stücken um Grimhild wirbt, thut er es im Nib. auf den rat seiner freunde. Hier unternimt ein verwanter deskönigs, (Attilas brudersohn nach c. 41), die Werbung, im Nib. der Lehnsmann Rüdiger. Osid nimt nur 10 (60) ritter und viele knappen mit, Rüdiger im Nib. 500 ritter.

Cap. 357. Osid vollzieL.1 die Werbung und bringt Attila davon künde.

Im allgemeinen entspricht Nib. 1130 12l".>. Eines tages beruft <>sid Gunnar und seine brüder zu einer Unterredung und spricht: Attila konungr af Süsa sendi/r göda hveaju Gunnari Jconungi ok Hö'gna hans bröäur (lidschr. A: G. k. ok hans brosdrum [Hö'gna ok Gernost B.]). Nib. l J : ; l bittet Rüdiger sogleich nach seiner ankauft um erlaubnis Etzels botschaft auszurichten and sagt L133, 1 3:

in i ahmtet an den Bon

iji Irntiret'nli, n il/i liest dir ijrnze rm/et ))/'m.

dar euo allen f Hunden, die ir müget hon.

QUELLEN D. N1FLUNGA-S. IN DER THLDREKSSAGA 11

Osid fährt fort : Attila konungr vill fd ydra systur Grimhildi med svd miklu fe sem ydr scemir at senda hänum; (derartige bestimmungen über die mitgift fügt der sagaschreiber auch sonst bei öffentlichen braut- werbungen hinzu; vgl. c. 29. 44.) ok hann vill vera ydarr vin.

Im Mb. vermeldet Rüdiger erst den tod der Helene und bringt dann die Werbung vor 1139:

Man sagete minem herren, KriemhiU si äne man, her Sifrit si erstorben; und ist das, so getan, wolt ir ir des gunnen so sol si kröne tragen vor Etselen recken; das, hies, ir min herre sagen. Darauffährt der sagaschreiber fort: pd svarar Gunnarr konungr: „Attila konungr er madr rikr ok mikill höfdingi; vill Högni ok Gemoz minir breedr sem ek , J>d megum ver ei synja hänum pessa."

Im Mb. 1142 befragt Günther ebenfalls erst seine verwanten: der künec nach rate sande (vil wislich er pflac), und ob es, sine mäge dühte guot getan, das, KriemhiU nemen solde den künic Etseln ze man. Doch schon str. 1140, 4 sagt er: „ehe ich Kriemhilts willen erfahre, swiu solde ich Etseln versagen?" Högni ist der erste, der Gunnarn antwortet: „Svd Uz mer, sem oss muni fiat vera mikill vegr, at hinn riki Attila konungr fdlvdr- rar systur; hann er allra konunga rikastr ok mestr; megum ve"r af pvi vera meiri menn enn erum ver."

Im Nib. dagegen rät Hagen ab, alle übrigen aber geben ihre ein- willigung, ganz besonders Giselher. Wenn in der saga Attilas mäch- tige Stellung den ausschlag gibt, so kann man damit die worte der rat- geber des Etzel im Mbelungenliede vergleichen. Als Etzel unschlüssig ist, um Kriemhilt zu werben, sagen jene 1086:

„was, ob sis, lihte tuot? durch iuwern namen den hohen unt inwer michcl guot so sol man das, versuochen an das, vil edele wip. ir müget vil gerne minnen den ir vil westlichen lip."

Högni gibt ferner den rat: „En petta mal verdr at rozda fyr henni, fyr pvi at hennar skap er svd stört, at ei md Attila konungr ok engi annarra i veröldu hennar fd fyr ütan hennar vilja."

Im Mb. 1140 ist dies Günthers rat, den alle, Hagen ausgenom- men, billigen:

si hazret minen willen, ob sis, gerne tuot. den iv il ich iu künden in disen drien tagen, e ichS) an ir erfunde swiu solde ich Etseln versa- gen ? "

12 DÖBIXG

Die folgende erzählung dieses kapitels zeigt fast gar kein«* Überein- stimmung mit dem Nibelungenliede, denn während in der saga Grimhild die Werbung sofort annimt, weigert sie sich im liede zur annähme des

antrags lange zeit, bis Rüdiger sie durch Versprechungen gewinnt.

Grimhild wagl nicht Dein zu sagen, weil Attila ein s<> mächtiger mann ist. Im Nil», l 200 nimt sie schliesslich die Werbung an, weil Etzel viele recken hat und sehr mächtig ist. Um so eher glaubt sie sich an Hagen rächen zu können. In der saga reitet Osid, von Gunnar mit Siffurds heim17 und schüd beschenkt, zurück und bringt Attila die frühe künde. Im Nil», führt Rüdiger Kriemhild Et/.eln entgegen . sendet aber zuvor boten an ihn , die ihm den günstigen auslall der Werbung melden (1229). Högni wird in diesem cap., wie überhaupt in der ganzen saga als bruder Gunnars und Grimhilds dargestellt. Das Nibelungenlied nennt ihn nur einen verwanten (mäc) des königshauses (str. 841. 1<>7;>). Dieses brudertum scheint aus den Eddaliedern herübergenommen zu sein. Mög- licherweise stammt es auch aus dem Sigfridslied (vgl. unten im vierten kapitel §. 9, c, «). Aus der Thidrekssaga ist es in die dänische und faröische sage übergegangen (vgl. unten im sechsten kapitel).

Cap. 358. Attila holt Grimhild in Werniza ab.

Kriemhilts reise von Worms nach Hunnenland erzählt das Nibe- lungenlied str. 1225 1324.

Hier weicht die saga fast gänzlich vom Nibelungenliede ab. nähert sich aber der Edda, insofern auch dort Atli die braut selbst heimholt (Gudninaikv.il. 35. 36. Die citate der Edda nach S. Bugge). Doch ist zu beachten, dass im Xib. L277- -92 Etzel mit Dietrich der braut bis Tuln entgegenzieht und. sie von dort ab selbst heimführt. Wie Attila mit tOO rittern und vielen knappen ins Nillungaland reitet, so begleitet ihn auch nach N'ib. L278 vil manege WUe schar bis Tuln. Darunter sind (nach L282) 24 forsten; unter andern Dietrich (1287). Während im NU», die hochzeit in Wien stattfindet, wird sie in der saga. der vorhergehen- den erzählung gemäss, in Werniza abgehalten.

Attila erhält als mit gilt sUfr svä mikit sem hdnum vetr scemi at.1*

Nach Nib. 1220 werden Krienihilden gwelef schrvn des aUer besten yoliks mitgegeben.

IT) c. 400 tnurt Thidrei Sigurds heim ohne dase gesagt wird, wie ei in Bei- nen besitz gekommen ist. Ein zengnis für das »kritiklose arbeiten das sagaschreibers.

18) Nach der schwedischen recension [SR.] erhall Grimhild das silber von \itila. wahrend es in der Originalfassung Attila and Grimhild von Gunnar erhalten; diese abweichung ist wol aus einem lesefehler entstanden.

QUELLEN D. NIFLUNGA - S. IN DEE THIDREKSSAGA 13

Die beschenkung Thidreks mit Sigurds ross Grani und Rodingeirs mit dessen Schwerte Gramr sind dem Nibelungenliede gleichfalls fremd. Nach Nib. 1721 befindet sich sogar Sigfrids schwert in Hagens hand. Die namen Gramr und Grani sind aus der Edda entlehnt; vgl. Gr. HS. s. 84 u. 182. Attila reitet zurück in sein reich. Enhans Jcona Grim- hildr grcetr hvem dag sinn Ijüfa büanda Sigurd svein.

Damit vergleiche man Nib. 1311, wo es von Kriemhilt heisst, als ihr bei der hochzeit in Wien so viele ehren erwiesen werden: Wie si ze Eine scez,e, si gedäht ane daz,, bi ir edelem manne: ir ougen wurden naz,, besonders aber Dietrichs worte, als er die Burgunden vor Kriemhilt warnt, 1662:

Kriemhilt noch st-re weinet den fielt von Nibelunge lant; oder nach C: den Sifrides tot

weinet min fron Kriemhilt noch dicke in angestUcher not; und str. 1668, 2 ff. (ebenfalls Dietrichs worte):

ich hoere alle morgen weinen unde klagen

mit jämerlichen sinnen daz, Etzelen wip

dem riehen gote von himele des starken Sifrides llp.

Cap. 359. Grimhild ladet mit Attilas einwilligung ihre brüder zu sich ein.

Hier mehren sich die Übereinstimmungen mit dem Nibelungenliede (aventiure XXIII). Ok er lidnir vöru 7 vetr svd at Grimhüdr hefir verit i Hünalandi, pd er pat ei na nött at hun mcelti vid Attila konung.

Im Nib. str. 1327 gebiert Kriemhilt nach verlauf von 7 jähren dem Etzel einen söhn. Erst im 13ten (str. 1330. C: im 12ten) jähre beschliesst sie , sich für Sigfrids ermordung zu rächen und Etzel zur ein- ladung der brüder zu ermahnen.

Mit den folgenden worten stimt Nib. 1340:

Do si eines nahte s M dem künige lac und Nib. 1341, 1: Si sprach, zuo dem künige. Saga: „Hcrra Attila konung r! pat er mikill harmr, er d pes- sum 7 vetr um hefi ek eigi hitta mina brosdr. Damit stimt fast wörtlich Nib. 1341, 1:

vil lieber herre min und 1343, 2 f.: ich hdn vil hoher mäge; dar umbe ist mir so leit, daz mich die so selten ruochent hie gesehen. Nach der saga fragt Grimhild, wenn Attila die verwanten einladen wolle. Sie sucht ihn durch aussieht auf besitz des Nibelungenhortes,

14 i">l>iNi;

von dem ihr ihre brüder nichts gewähren wollten, zur einladung zu bewe- gen. Attila weiss, dass Signrd viel gold besessen hat, zunächst «las.

was •'!' bei tötung des dracliens ('c. 1 sr> luuhtiir genannt) erlaubte, was er auf heer/.ügen erwarb, und was er von seinen) vater Sigmund geerbt hat. Diesen schätz mag er nicht missen und erlaubt daher die einla- dung. Von alledem sagt das Nibelungenlied nichts; hier erklärt sich Etzel sofort bereit. Kriemhildens brüder einzuladen.

Dagegen ist aus der Edda Atlis habgier bekannt (vgL Atlam. 57. Atlakv. 20. 26. 27. 31. vgl. Grr. ES. s. iL'.)- Aus der Edda wissen wir auch, dass Sigurd nach erschlagnng des Pafnir des hortes, den dieser hütete, sich bemächtigte (Fäfnism. prosaischer schluss).

In c. 33 der Völsungasaga bei Bugge, Völsimgas. 1865, s. K'>7 18 22; 1G8 l~- 3 treibt gleichfalls goldgier Atli dazu, seine verwanten einzu- laden. Diese habgier wird vom sagaschreiber nochmals berührt bei der erzählung von Attilas tode cap. 424 fl". In der spätem erzählnng der NiHungasaga ist sie ganz vergessen, vgl. c. 376; und das stimt genau zur Zeichnung von Utzels charakter , die das Nibelungenlied gibt. Attila gibt seine erlaubnis mit den Worten: Nu ril ek, fru, at pu bjödir peim, ef pA rill, heim pinwm breedrum; en ekki vil ek Hl spara at bua n'r.lii sem vegligast. Damit stimt Nib. 1344:

vil liebiu vrouwe min, äiuht cz si niht ee verre, so lüede ich über Bin swrlh w da gerne scehet her in miniu lernt. feiner 1346:

Er sprach: „swenn ir gebietet, so lä$ et cz geschehen] im kündet iuwer vriunde so gerne niht gesehen, als ich si gesaihe, der edelen Voten kint. mich nutet ihr:, hur/r .«' rr . daz si uns su langr vrenith sinf. Von einem mahle wird hier nichts gesagt, wol aber trägt Etzel den boten str. L351 auf, die Burgonden zu einer hohgeßU einzuladen.

Bald nachher bescheidet (Jrimhild zwei boten zu sich und entsen- det Bie. Im Nib. erhalten die boten von Etzel auftrage und \on Krieni- liilt noch einen geheimen auftrag.

Ok eigi mikiUi stundu siötar loh- Grimhildr kalla Hl sin 2 menn (nach A. und B. leihnenn, auch in der Mmb. wenige zeilen später) ok segir peim sin erendi at hon rill senda pd i M- flungaland „at reka mitt erendi, en tu pessar feräar skal ek ykr bua med gulli ok silfri ok gocturn klaäum ok goüum hestwn." Dazu stimt Nib. 1347, 4:

die guoten videlare hiez, er bringen s<'< ee hant (C: dir. E seien videleere hie$ man usw.)

QUELLEN D. NIFLUNGA - S. IN DER THIDREKSSAGA 15

1348, 1 Sie Uten harte balde, da der künic saz,

b% der Miniginne. er saget in hei den daz,, si solden poten werden in JBurgonden lant. hiez, er in her citen harte herlich g ewant. (1348, 3 liest C: in siner friunde lant. Das stimt weniger genau zu den worten der saga). Man vergleiche ferner Kriemhilts worte 1354, 1 :

nu dienet michel guot. 1354, 4 ich mache iuch guotes riche unt gibe iu herlich gewant. Ok pessir leihnenn segja, at peir vilja alt pat er hun bi/dr gjarnsamlega gera. Hierzu passen Wärbelins worte Mb. 1353, 1: „Wir tuon swaz, ir gebietet."

Grimhild rüstet die boten aus : Nu h/r hon ferd peirra hverja leid er hun md vcgligast, ok fcer peim, bref oh insigli Attila ho- nung s oh sitt. Dies stützt sich auf Mb. 1348, 4:

hiez, er in bereiten harte herlich gewant. 1361, 2 si fuoren guotes riche und mochten schone leben. 1361, 4 in was von guoter wcete wol gezieret der Up. 1361, 1 brieve unde boteschaft was in nu gegeben.

Der sagaschreiber lässt die einladung der Niflungen durch Grim- hild gänzlich unmotiviert. Dass sich Grimhild an ihren brüdern und deren mannen rächen will, zeigt sich erst aus der späteren erzählung, namentlich von cap. 376 an. Im Nibelungenliede dagegen tritt von vorn- herein das streben nach räche deutlich hervor (vgl. str. 1331 ff.).

Cap. 360. Attilas boten kommen nach Wermza und erledigen ihren auftrag.

Im allgemeinen entspricht Mb. 1363 1396. Der sagaschreiber hat bedeutend abgekürzt, pessir wenn fara alla sina leid, til pess er peir koma i Niflungaland ok hitta Gunnar konung i Vernicuborg. Dazu stimt Mb. 1363, 1 2:

Die boten dannen fuoren üz,er Hiunen lant zuo den Burgonden. und Mb. 1370, 1--2: Iure tagen zwelfen kömens an den Bin ze Wormez, zuo dem lande, und Mb. 1376, 1 2: gic mit urloube, da der künic saz,, daz, Etzelen gesinde. Gunnarr konungr tekr vel sendimönnum Attila konung s , mägs sins , ok eru peir par i gödum fagnadi. Die saga stützt sich hier auf Mb. 1372, 4:

Sie stdn uns durch ir herren gröz,e willekomen s%n." (Hagens worte.)

IG DÖBDIG

L378, - f. do enpjie man die geste so man von reihte $61

güeüichen grüegen in ander kimige lant. 1379, ■_' „SU witteJeomen beide, ir Hiunen spüeman." (Günthers Worte.)

Nach der saga verweilen die boten einige zeit, bevor sie ihren auftrag vorbringen, im Nibelungenliede tlmn sie es gleich beim empfange, doch sollen sie erst nach sieben Dächten (str. 1390) antwort empfangen. Der eine böte spricht: Atiila kommgr af Süsa oh h ans drott- iii inj Grimhildr wndir kvedju Gunnari konwngi i Vermeu oh Iniiis brodwr Högna oje Gernorz oh Gislher ok oWwm peirra vinum guds ok sina. Vir viljum >/dr bjöda heim Hl vewlu ok vmdttu i vd/ri In ml. Susa ist Etzelnbnrg des Nibelungenliedes, d. b. Ofen. S. unten im fünf- ten kapitel. - Der gruss klingt dem ähnlich, den Osid c. ."557 ausrich- tet. Die saga gibt hier die worte Wärbels wider: Nib. 1380, 2: dir <n blutet holden dienest der liebe herre min n n il Kr ie in li ilt din swester her in ditze lant. si liabent uns iu recken üf guote tri iure gesant. und Swämmels Nib. 1387, 3:

mit ze vorderst dem künege sin irir her </esnnf, daz, ir geruochet riten in duz Elr.chn lant. Die einladnng zu mahl und freundschaft entspricht Etzels auftrage Nib. 1351, 2: daz, sie des nihl enldn.

sine komm an disem sumere zu<> miner hohgezU, wand eil der m'inen wünne an minen konemägen IU. Der gruss an die einzelnen brüder scheint entnommen aus den Worten Kriembilts gegen die boten 1:557 1359.

In deu folgenden Worten der saga bieten Attilas boten den Nillun- gen die theilnahme an der regierung von Ilunaland an, weil Attila alt und schwach sei u. s. w. Dem Nibelungenliede ist dieser zug ganz fremd. Dass Attila alt und schwach genannt wird, ist aber auch der darstellnng der Thidrekssaga unangemessen, denn nach dem falle der Nillungen beherrscht Attila noch 12 jähre lang sein reich (cap. 423), und hat sogar bei seinem Untergänge noch einen söhn \oii 1 1 jähren. Der sagaschreiber hat hier offenbar aus der Edda geschöpft . denn nach Atlakv. 5 bietet Knefröd . Atlis böte, den brüdern der Gudrun . als er sie zu Atli einlädt an ..das Feld *\ev weiten (initaheide. die kloinode und städte Danprs (Dänemark) und den Schwarzwald."

iMese stelle der Thidrekssaga ßndet sieh fast wörtlich Völs. sag. c. 33 (bei Bugge s. 169 9 13) wider.

Die letzten worte der boten: ok haß med yär svd marga menn $em yd/r sesmi er Hl. ok verit heüir stimmen zu Nib. 1357 59, wo

QUELLEN D. NIFLUNGA-S. IN DER THIDREKSSAGA 17

Krienihilt den boten aufträgt, Gernot einzuladen, zum Hunnenlande zu kommen und die besten friunde mitzubringen, ausserdem Giselher und Hagen zur annähme der einladung zu bewegen.

Während die boten im Nibelungenliede Etzeln die künde von der annähme der einladung überbringen, sind sie in der saga von nun an für immer vergessen. Merkwürdig genug ist aber, dass Attila (nach c. 371) künde vom herannahen der Niflungen hat.

Cap. 361. Gunnar besclüiesst die reise zu könig Attila.

Diesem kapitel entspricht ungefähr Mb. 1397 1413. Der saga- schreiber führt an einzelnen stellen mehr aus und liebt , wie auch ander- wärts , widerholungen. Nachdem Gunnar den durch die boten überbrach- ten brief gelesen hat, kallar hann d mdlstemnu sina brcedr Högna oh Gernoz oh Gislher; hann berr tipp petta mal oh leitar rdds vidpd, hversu hätta shal. Damit stimt Nib. 1397, 2: het der hünec riche nach friunden sin gesant. Günther der edele v ragte sine man wie in diu rede geviele. Nach beiden darstellungen rät Hagen die reise ab. Die Überein- stimmung ist fast wörtlich: „JSn med pvi at farir i Hünaland, mantu eigi aptr homa oh engi sd er per f.ylgir, fyr pvi at Grimhildr er ütrü hona oh vitr; oh md vera, at htm se i svihum um oss.u Nib. 1401:

„Nu lät iuch niht betragen," sprach Hagene, „swes si jelien, die boten von den Hinnen. weit ir Kriemhilde sehen, ir müget da Verliesen die ere und oüch den lip. ja ist vil lancrceche des hünec Etzelen wip.u Den nächsten worten: pd svarar Gunnarr honungr: „Attila honungr minn mdgr hefir mer ord sent med vindttu, at eh shal homa til Hünalandz , oh fara pessir menn med sannendum entsprechen Gernots worte in Nib. 1410:

„Wir wellen niht beliben," sprach Gernöt, „sit das, uns min swester so minneclich enböt unt Etzele der riche. zwiu solde wir das, län?" Darauf macht in der saga Gunnar Högnin den Vorwurf: ptetta rdd gefr mer eptir pvi sein pin mödir gaf minum fedr (so Mmb. u. B.), er hvert sinni var verra et sidarra en et fyrra. Kaszmann (II, 60) bemerkt, es scheine hieraus hervorzugehen, dass Gunnar und Högni nicht söhne derselben mutter gewesen seien. Diese annähme ist nach Thidr. c. 169 (170) unmöglich. Vielmehr hat man hierin eine böswil-

ZB1TSCHR. F. DEUTSCHE PHILOL. BT). II. 2

18 DÖRING

lige anspielung auf Bögnis erzetfgung durch einen elben (c. 169) and den betrag, den dabei Oda ihrem gemahle Aidrian gespieü hat, zu erkennen, v. d. Hagen, Übersetzung der Wilkina- and Niflungasaga, 2. autl. Breslau 1855, s. 336 sieht hierin, nicht mit unrecht, zugleich eine anspielung auf den bösartigen Charakter der Grimhild (QjuMs gemah- lin) in der Edda. Dem Nibelungenliede ist ohiger zug fremd.

Gunnar spricht weiter: „Nu du ek pat eigi af per piggja; skal ek at sönnu i Hwnaland." Dazu stimmen die schon angeführten worte Gernots 1410, 1 :

„Wir wellen nihi betäben."

Zu Gunnars worten: „En pu Högni fylg nur efpu vüt, en ella

Sit hin, ia, ef porlr ei at fara stimmen im Nibelungenliede

Giselhers worte 1403, 2 3:

„sU ir i ><<l> srlnddcc ivizzet, friunt Hagene,

so sult ir hie beliben, mit iueh wol bcicurn"

und Gernots worte 1410, 4:

„der dar niht gerne welle, der mac hie heime

best ä n." Darauf gibt Högni zur antwort: „Ei mcelir ek petta fyr pvi at ek ii/tini vera rceddari um mitt lif en pu skaU vera um pitt. Dazu stimmen die worte einer späteren stelle Mb. 1453, 1:

Do sprach von Tronnje Hagene: „durh vorhte ich niht

entuo (vgl. 1452, 4). Darauf widerholt Högni, dass keiner aus Hunaland zurückkehren werde und fügt hinzu: „En efpu vill fara i Hünaland, ]•<'' vil < /. ejptir sitja (A u. B: eigi eptir sitja. Diese lesart ist allein rich- tig, wie man aus dem Schlüsse des capitels und aus dem Nibelungen- liede ersieht). Im Nibelungenliede gibt Hagen str. 1411 f. seine einwil- ligung. Allein zum Wortlaute der saga passen genauer Hagens worte str. 1453, 2 - 3:

„swenn ir gebietet, helde, so sult ir grifen :uo. ja rite ich mit iu gerne in Et seien lant.u Högnis nächste worte : „Eäa mantu ei, Gunnarr Jconungr, hversu ver skildume vid Sigurd svein? en med pvi at pu mani ei, pd veit ek pawn mann i Hünalandi er muna skal, en pat er Grim- hildr vär systir; ok hon skal vist pik d minna, pd er ßükemr i Stisa sind eine ausführenden« widergabe von Hagens Worten im Nib. 1399:

„Nu ist iu doch getoi$ waz wir haben getan:

w i r in i't <i e it i in in e r s <> rg e z >< <> Kr i e >n l> i I d e h ä n ;

QUELLEN D. NTFLUNGA - S. IN DER THIDEEKSSAGA 19

wand ich sluoc ze tode ir man mit miner haut wie geborgte wir riten in daz, Etzelcn lanb?"

Die darauf folgende antwort Gimnars: „pöttu ser svd rcedr fyr pinni systur Grimliildi, at fyr pd skyld porir ei at fara, pd skal eh fara ei at sidr entspricht Gernots antwort Nib. 1402, 2 ff.:

„sit ir von schulden fürhtet da den tot in Hiuni sehen riehen, soldc wirz, darumbe län wir enseehen unser swester, das, ivcer vil übele getan."

Nach den folgenden worten der saga wird Högni erzürnt , weil ihm so oft seine mutter vorgeworfen wird, dagegen im Mb. 1404, 1, weil niemand auf seinen rat hören will.

Högni geht in die halle zu seinem blutsfreunde Folker und weil er vermutet , dass Folker am zuge theil nehmen werde , sagt er zu ihm : „oh med oss skidu fara allir vdrir menn, ok vdpni sik ok büiz hvat- lega; ok peir einir purfit at fara er pori at berjaz.a Dazu stimt der rat, den Hagen im Nibelungenliede Günthern gibt, 1411, 3 f.: „ich rät iu an den triuwen, weit ir iueh bewarn, so sult ir zuo den Hiunen vil gewärUche varn.'1, und 1412, 1 f.:

SU ir niht weit erwinden , so besendet iuwer man, die besten die ir vindet oder inder müget hän."

Neben den zahlreichen Übereinstimmungen haben wir in diesem capitel auch einige abweichungen , die sich als gedächtnisfehler erklären. Folker ist in der saga an Gunnars hofe gegenwärtig; nach dem Nib. 1416 komt er erst , durch Günthers boten beschieden , an den hof. Högni und Folker werden als blutsfreunde vorgeführt (wenn wir freendi nicht blos als „freund" nehmen wollen). Auch davon weiss das Nibelungenlied nichts. Der Eosengarten D , und im anschluss an diesen der anhang zum Heldenbuch , nennen Volker Kriemhildens schwestersohn. Keine deutsche dichtung 19 kennt eine Schwester der Kriemhilt (vgl. Gr. HS. s. 254.). Es ist daher sehr fraglich, ob die angäbe des Rosengartens D auf alter sage beruht, noch fraglicher aber, ob im anschluss au diese angäbe des Rosengartens der sagaschreiber Högni und Folker als blutsfreunde dar- gestellt habe. Vielmehr mag dies verwantschaftsverhältnis aus der inni- gen freundschaft, die zwischen Hagen und Volker im Nibelungenliede

19) Nach Guarimarkv. 1 , 4 ist Gjukis familie und verwantschaft eine übertrie- ben zahlreiche. Hier (str. 12. 17. 24) wird auch noch eine zweite tochter Gjukis, Gullrönd, genannt, vgl. Gr. HS. s. 350.

o #

20 i'"i l

obwaltet, entsprungen sein, gleichwie die dänische sage im anschlnss an die Thidreks8aga beide aus blutsverwanten zu brüdeni gemacht tat.

Cap. 362. (»■las träum and warnung.

Nil». 1 II'.» l 151. Die saga führt weiter aus: pd sind upp drött- ning Oda, mödir Gunnars konungs ok Gislher ok gengr til konungs ok mcelti til Junis: „Ilerra! milc dreymdi einn draum (1!: i nött dreymdi mik e. <lr.), er pu skalt heyra. En pat er i pessum draum, at ek sd i Hünaland svd marga fugla daufia at alt land vdrt var autt af fuglum. Dieser träum stimt fast wörtlich mit Nib. 1449, 1. 3 4:

1. Do sprach suo zir kinden diu edele übte: :>. mir ist getroumet hinte von angestUcher not, 4. wie alle$ du :. gefügele in disem lande wc&re tot. Oda weissagt darauf den unglücklichen ausgang der fahrt (dem Wortlaute nach eine widerholung von Högnis Prophezeiungen in c. 361) und schliesst daran eine abmahnung von der reise: „Ger svä vel, herra! far eigi! usw. Stützt sich auf Nib. 1449, 2:

„ir soldet hie beliben, neide guote.u Högni antwortet ihr darauf mit ziemlich barscher rede: „Gun- narr konungr hefir rdäit ferd sina, svd sem hann vill vera lata, ok ekki hirdum uer um drauma ydra gamaUa kvinna; fdtt gott vitit per, ekki megu ydur <>r<t standa um vdra ferd.-' Im Nibelungenliede bedient er sich einer etwas höflicheren aus- d rucksweise 1450:

„Swer sich an troume wendet," sprach db Hagene, ..dir ruweiz, der reJiten ma n niht ze sagene, wenne ez, vm se iren vollecUchen ste : ich icd du;: min herre .< hove nach urloubt ge. und 1451, 1:

Wir s ii I n gerne rzten in Eteelen Im//- usw. Darauf will Oda wenigstens ihren jungen söhn Gislher zurückbehal- ten, aber er lässt si<h nicht bereden. Dieser zug ist dem Nibelungen- liede fremd.

Cap. .'it)3. Dil' könitre und ihn- mannen ziehen nach Bunaland.

Diesem eapitel entsprich! angefähr Nib. L413, 2- 1118, 1446- L448, 1454 -14C7. [n einzelheiten finden sich mehrfache abweichungen.

N ii sendir Gunnarr konungr bod /'/>/> i sitt land, at til hau* skulu koma aUir hans menn, peir er vaskastir eru ok

QUELLEN D. N1FLUNGA-S. IN DEK TH1DREKSSAGA 21

frmknastir eru ok hdnum bazt hugaäir. Dazu stimt Nib. 1413, 2 (von Günther gesagt):

do hiez, er boten riten witen in siniu lant.

und Hagens rat 1412, 1 2:

„besendet iwer man, die besten die ir vindet oder Inder müget Min."

Ok er fiessi ferä er büin, hefir Gunnar kgr. 10 hundrud manna, gödra drengja ok vel bilinna, med Jwitum brynjum ok bjärtum hjdlmum ok skörpum sverdum ok hvössum spjötum (ok nyjum skjöldum fügen AB hinzu) ok skjötum he st um.

Nach Nib. 1447 wird Günther begleitet von 1060 rittern und 9000 knechten. Bei solchen Zahlenangaben finden wir in der saga stets Ver- minderungen. Zur beschreibung der waffen usw. stimt Nib. 1414, 2:

man hiez, in allen geben ros und ouch gewant. 1415, 3 f.: harnasch unt gewant

fuorten die vil snellen in daz, Guntheres lant. 1418, 4: den konde anders niemen niwan frümekeite jehen. 1422, 1 3: Schilde unde sätele unt allez, ir gewant,

daz, si füeren wolden in Etzelen lant,

daz, was nu gar bereitet vil manigem küenem man.

In der saga heisst es sogleich weiter: ok par sitr heima mörg fögr kona ok dyrleg eptir sinn büanda ok sinn sun ok brödur. Von selbst versteht sich dass die trauen um die fortgezogenen in trauer sind. Keminiscenz an Nib. 1461 , 1 ff. :

Do man die snellen recken zen rossen sach gän, do kos man vil der vrouwen trüreclichen stän.

Zu der nachfolgenden banner- und Wappenbeschreibung bietet das Nibelungenlied nichts völlig entsprechendes, und doch lässt sich dieselbe aus dem Nibelungenliede erklären; vgl. K. Lachmann, die ursprüngliche gestalt des gedichts von der Nibelungen Noth , Berlin 1816, s. 105: „Wie hier (sc. im Nib.) der falke, Siegfried, von zwei aaren, Günther und Hagen, erwürgt wird , so hatten nach der Vilkinasaga Gunnar und Högni adler in ihren wappen."

Im Biterolf hat Günther in der fahne einen „silbernen eber" (im Rosengarten D eine „goldene kröne"), Hagen eine „burgzinne." Gr. HS. s. 129 f.

Die schildzeichen sind nach der abstufung der macht gewählt. Gunnar, als der regierende könig, hat zum adler noch eine kröne. Die weniger mächtigen brüder Gernoz und Gislher haben blos habichte; die habichte sind offenbar aus den adlern abgeleitet.

32 im.

Niflungar fara nu aUa sina leid Hl pess at peir koma cd Bin, /im- sem saman Jcemr Dünä oh Bin (A: Dpnd. Diese angäbe über das zusammenfliesseii hat der abschreibe! yon B übergangen, während die SB. diese ungenauigkeit beibehalten hat).

P.E. Müller SB. II. 259 f. meint, der sagaschreiber habe absicht- lich Donau und Rhein zusammenfiiessen lassen , um dadurch die breite des stromes zu erkennen zu geben, die ansehnlich sein muste, wenn ein [sländer darin ein hindernis für die überfahrt der ritter linden sollte, v. d. Hagen. Wilkinasaga usw. (Nordische heldenromane IV, 4'.)) nimt an . der sagaschreiber habe die Donau mit dem Maine verwechselt.

Keine von beiden erklärungen ist zulässig, die Hagens namentlich deswegen nicht, weil das Nibelungenlied den einrluss des Mains in den Rhein nicht erwähnt. Vielmehr hat sich der sagaschreiber durch eine lesart der Nibelunge Not aus der partie des Nibelungenliedes, die die reise der Kriemhilt zu Etzel erzählt, str. 1235, 3 f.: da noch ein Jdöster stät

und da daz In mit /l/izze in die Tuonouwe gät, zu jener irrigen angäbe verleiten lassen. Eine vertauschung der uamen In und Rin war (in anbetracht von cap. I, §. 1) nur zu leicht möglich.

Gemäss der Vorstellung, dass Rhein und Donau zusammenfiiessen, hat der sagaschreiber das übersetzen der Rurgonden über den Rhein und über die Donau im Nib. (1454 und 1465, 4 ff.) zu einem einmaligen übersetzen zusammengeworfen.

Nach der erwähnung von Rin und Dünä heisst es weiter: OJc />nr

er breitt er drnar hitttiz; en peir finna ekhi skip. peir dveljas

p a r ii m nött i n a m e d s i n u m l a n dtj ö l d u m. Diese werte stützen

sich auf

Nib. 1455, 1--2: Gezelt unde hatten s/>int man an daz (/ras

anderthalp des Rines. Hier wird übernachtet und am andern morgen die reise fortgesetzt. 1405, 4: an dem ewelften morgen ihr hmec eer Tuonouwe quam. 1467, 1: Daz wazzrr ivas <■ iif/o zzru dm schif verborgen. 1467, •"- : der wäc was in ee breit.

In der saga wird am linken nl'er von Rhein -Donau übernachtet, wie im Nibelungenliede am linken ofer der Donau.

Cap. 864. i [<jg od b benteuer mit den meerfrauen.

[m Nibelungenliede entsprich! etwa str. 1468 -148!), 2. Das aben- ieucr findet in der saga nachts statt, während im Nibelungenliede am morgen (vgl. str. 152h). Die abweichung erklärt sich daraus, dass der

QUELLEN D. MFLÜNGA - S. IN DER THIDREKSSAGA 23

sagaschreiber in rücksicht auf die zeit noch bei Nib. str. 1 155 , in rück- sicht auf die handlung bereits bei str. 1465 ff. steht; vgl. zu cap. 363 schluss.

Um Jcveldit er peir eru mcettir at nötturdi mcelti Gunnarr Jcgr. til Högna sins brödur : Hverr skal halda vörä pessa nött af vdrum mönnum? skipa peim er per syniz." Mit dieser frage lässt sich Gün- thers auff orderung gegen Hagen Mb. 1469, 3 f. vergleichen:

„den fürt sult ir uns suochen hin über an das, lant, daz, wir von hinnen bringen beidiu ros unt ouch gewant." Högnis antwort: „per megud skipa peim er ydr syniz til vard- haldz upp meddnni; en fyr nedan lidit vil ek her vera vardhaldz madr sjdlfr , ßvi at pd megum ver til geta ef ver fdm oss nokkurt skip " ist eine ausführung von Nib. 1471, 1 3:

„Belibet b% dem waz,z,er , ir stolzen ritter guot, ich wil die ver gen suochen selbe bi der fluot, die uns bringen übere in Gelfrätes lant.

(in daz, Ezelen lant. a.) Als alle mannen schlafen gegangen sind, tekr Högni öll sin vopn ok gengr med dnni ofan. Der mond leuchtet ihm auf seinem wege. Das Nibelungenlied schildert ausführlicher, 1471, 4: nam der starke Hagene sinen guoten Schildes rant. 1472: Er was vil ivol gewäfent. den schilt er dannen truoc, sinen heim üf gebunden : lieht was er genuoc. truoc er ob der brünne ein wäfen also breit usw.

1473, 1 : Do suocht er näh den vergen wider unde dan.

Der mondschein ist aus Hagens und Dankwarts abenteuer mit Else und Gelfrat herübergenommen (vgl. str. 1560), und ist das einzige, was sich der sagaschreiber aus diesem abenteuer gemerkt hat.

Nu kemr Högni til eins vatz, er heitir Moßri; ok hann ser nokkura menn d vatninu; ok ser hann peirra bünad liggja vid vatnit ok milli ok ärinnar; hann tekr klcedin ok felr. Ok pat eru ekki adrir menn enpat sem kalladar eru sjökonur. pcer eigu edli d sjö eda vötnum. En Pessar sjökonur hafa farit or Bin ok i petta vatn at skemta ser. Damit stimt Nibl. 1473, 2 f.:

er hörte waz,z>er gießen; losen er began.

in einem schoenen brunnen daz, taten wisiu wip: (meerweiber nach 1475 und 1479)

diu wolden sich da küelen unde badeten ir lip.

1474, 4: er nam in ir gewcete.

Das gewässer ist im Nibelungenliede eine quelle, die mit keinem namen belegt ist. Der name Mceri (aus Möringen entstanden), den der

DÖRING

sagaschreiber dem waaaer beigelegt hat, beruht widerum auf einer Ver- wechslung, denn Möringen ist der ort, bei dem die Bnrgonden aber die Donau Betzen (vgl. str. 1531), v-1. v. d. Eagen, Wilkinasaga usw. 3.341 iinm. Die annähme v. d- Eagens (a. a. o.) und Baszmanns (II. 64), •lass «Irr Bagaschreiber mit Ma-ri den .Main habe bezeichnen wollen, ent- behrt aller berechtigung.

Nu kallar sjökonan ok bidr hann fd ser klcefii sin, ok gengr upp or vatninu. Nu wa/ra/r Högni: „Seg nur petta fyrst, hvdrt skölum vir koma yfvr pessa ce ok aptr; me&pvi at ei segir Jui nur pat er ek spyr pik, far aldri pin Jdcedi." Dazu stimt Nib. 1475:

Do sprach daz, eine merewip, Hadeburc was si genant: „edel rittcr Iluycne, wir tuon in hie behaut, swenn ir uns, degen Miene, gebt wider unser wät, nie iu zuo den Hiunen disiu hovereise ergät."

Nur hat der sagaschreiber das , was im Nibelungenliede die nieer- frau als dank für die zurückgäbe des gewandes verheisst, Högni als bedingung für die Zurückstellung der kleider aussprechen lassen.

Darauf antwortet die meerfrau: „Per megufi komaz all i r Ini- lir yfir pessa ce en aldri ujifr, ok mantu I>ü hafa udr et mesta rf/idi fvrir." Eine zusammenziehung mehrerer Strophen. Während im Nibelungenliede beide meerfrauen mit Hagen verhandeln, thut es hier nur die eine.

1477, 1: Si sprach: „ir müget iv ol rtten in Etzelen laut. 1 179, 4: himestit hin zen Hiunen, so bistu sere betrogen. 1480, 2 ff.: ir helde kücne also geladet sU,

daz, ir sterben müez,et . in Etzelen lant. swelhc dar geritent, d i e habent den tot au der

hant."

Nach der saga schlägt Högni beide meerweiber tot - eine uach- bildung der erschlagung des fährmannes ; im Nibelungenliede bleiben sie verschont. Nach der saga ist die eine meerfrau mutter der andern, nach Nib. 1479 muhme.

Die dänische und faröische sage machen beide meerfrauen zu einer und lassen sie im anschlusa an die Thidrekssaga durch Sagen getötel werden (vgl. sechstes kapitel).

<';ip. 3U5. Högni findet einen fährmann. [m Nibelungenliede entsprechen str. 1489, 3 -1506. [n einzelhei-

ten weicht die saga ab.

QUELLEN D. N1ELUNGA - S. IN DER THLDREHBSAGA 25

Oh enn gengr hann ofan med dnni um rid. pd ser hann eitt ship üt ä midja dna oh einn mann d, oh bad hann röa at landi oh scehja einn Elsungs mann. En svd hallar kann her, firir pvi atpeir eru pd homnir % rihi Elsungs jarls ens unga, oh hyggr hann, at shipmadrinn man pd röa shjötari i möt hdnum. Diese erzählung scliliesst sich an Nib. 1489, 3 f.:

gie er bi dem waz,z,er für sich an den sant,

da er anderthalben eine herberge vant.

Hier sind einzuschalten die worte der einen meerfrau:

1484, 2: „swä obene bi dem tva$$er ein herberge stät,

da inne ist ein verge und ninder anderswä." 1490, 1 f.: Er begonde vaste ruofen hin über den fluot:

„nu hol mich hie, verge." 1492, 3: „nu hol mich, Amelnchen; ich bin der Elsen man."

Hieran schliessen sich die worte der meerfrau:

1485, 4: „dirre marc herre der ist Else genant. 1488, 1. 2. 4: Unde hum er niht bezite, so ruofet über fluot,

unt jeht, ir heilet Amelrtch,

so kumet iu der verge, swenn im der name

wirt genant."

Von Eisung dem jungen erzählt die saga später noch mehr (c. 399 402). Sie unterscheidet zwei Elsunge, beide durch blutsver- wantschaft mit einander verbunden. Der ältere , Jarl von Bern , ist von Samson (Thidreks grossvater) und dessen söhnen Erminrek und Thetmar erschlagen worden. Der jüngere Eisung, Jarl von Babilonia in der nähe des Eheins , wird von Thidrek (bei seiner zweiten heimkehr in sein reich) erschlagen. Auch der Biterolf kennt zwei Elsen; vgl. Gr. HS. s. 138.

Nach der saga will der fährmann Högni nicht ohne lohn über- setzen. Daher bietet ihm Högni einen goldring an mit den worten: „Se her, gödr drengr , pina shipleig u; her er einn gullringr; hann gef eh per ipinn ferjushat, ef flytr mih." Dem ent- spricht im Nib. str. 1493, 1. 2:

Vil hohe an dem swerte einen bouc er im bot, lieht unde schcene tuas er von golde rot. 1490, 2 f.: „nu hol mich hie, verge," sprach der degen guot,

„so gib ich dir se miete einen bouc von golde

rot.1' Als der schiffsmann sieht, dass ihm ein goldring geboten wird, pd minniz hann pess at hann hefir shömmu ddr hvdngaz oh fen- git fagrar honu oh ann mihit, oh vill fd henni gull hvar sem hann

26 DÖETNG

<i> />■.-" Diese erzählnng von der junges Iran des fülirmanns entsprichl

der lesart, die nur hds. B hat:

1494, 1: Ouck ic/is derselbe schifman niulich gehit.

Die übrigen hdschr. (namentlich ADa) lesen: [vilj müdich gesit. In Ih ist eine lücke. Vgl. Gr. HS. s. 182 und v. d. Hagen, Wilkinasaga usw. s. 343.

1494, 3: wold er verdienen daz, Hagenen golt so rot.

Die folgenden worte: Hann leggr sinar drar üt ok rcer at landi stimmen zu Nib. 1493, 4:

der übermüde verge nam selbe des, ruoder an dir haut.

1495, 1: Der verge Ute genötc hin über an den sant. Der schluss dieses capitels weicht vom Nibelungenliede gänzlich

ab. Högni nötigt den fahrmann, der sich anfänglich weigert, mit zu den Niflungen zu fahren. Im Nibelungenliede weigert sich der fährrnann, da er von Hagen getäuscht worden ist und in ihm einen feind vermu- tet , ihn überzusetzen. Hagen kommt darob in streit mit ihm , erschlägt ihn und rudert darnach allein das schiff zu den Burgundeii hin.

Cap. 366. Überfahrt der Niflungen. Högni erschlägt den fährrnann.

Im Nibelungenliede entspricht ungefähr die partie von 1502—1514. Auch hier weicht der sagaschreiber mehrfach ab.

Bevor Högni zu Gunnar und seinen mannen kommt , haben diese ein kleines schiff, das sie irgendwo gefunden , zur überfahrt benutzt : allein das schiff schlug beim ersten versuche um. Davon erzählt das Nibelungenlied nichts. En er Högni kernr til peirra med f><it »tikla skip, verda Nißungar fegnir und die anfangsworte des capitels: Nu er Gunnarr kgr. d fötum ok alt lid //ans stimmen zu Nib. 1505, 2:

gegen einem walde kerte er hin ze teil.

(a: kerter harte balde daz, waz,z,er hin ze tat)

rant er sineu hörrm an dem stade stän;

gie im hin engegevr vil manic westlicher man. 1506, 1: Mit gruoz,e in wol enpfiengen dir snrlfen rittcr (/not.

Stigr Gunnarr /.v/r. sjdlfr d skipit ok med honum WO mamta; röa Jxir (i midja dna. Diese werden zuerst übergesetzt. Tm Nibelun- genliede ist die zahl grösser. 1513, 1: Zem ersten bräht er 'dbere wol tüsent rittcr her.

dar nach sine recken.

(a: unt schzec siner degenc.)

Ji») Diese erzähltmg von der jungen fahnnannsfraa ha1 die SR. übergangen.

QUELLEN D. NIFLUNGA - S. IN DER THIDREKSSAGA 27

Högni rcer svd mikit at i einiim verri brytr hann sundr bdctar drarnar ok af keipana.21 Auch nach dem Nibelungenliede macht Hagen den fahrmann, 1512, 3 f.: Hagene ivas da meister; des fuort er üf den sant

vil manegen riehen recken usw., vgl. auch str. 1510. Das zerbrechen der rüder lesen wir im Nibelungenliede in anderem zusam- menhange. Als Hagen nach erschlagung des fährmanns zu Günther rudert und das schuf stromabwärts fliessen will, heisst es 1504: Mit zu gen harte s winden leerte ez, der gast,

uns im daz, starke ruoder in der hende brast. In a fehlt dieser zug. Eine ähnliche erzählung findet sich auch in der Edda, Atlam. 37 und in der Völsungasaga cap. 44.

Das zerbrechen der rüder und ruderpflöcke gibt Högni veranlas- sung, den schifFmann zu erschlagen: (Högni) hljop upp ok brd sverdi ok Jijö höfud af skipamanninum er sat firir hdnum d phljunum. Dem entspricht Nibl. 1502, 1 3: Mit grimmigem muote greif Hagene zehant vil balde semer scheiden, da er ein wäfen vant: er sluoc im, ab daz, Jioubet , . und warf ez, an den grünt Gunnar macht Högnin vorwürfe: „Hvi g er dir p~u petta illa verk? hvat gaftu hdnum at sök?" Mit fast denselben worten schilt Gernot Hagen, nachdem dieser den Kapellan ins wasser gestürzt hat,

1517, 2: „waz, hilf et iueh nu, Hagene, des kappelänes tot? teet ez, ander iemen, da sold iu wesen leit. umbe weihe schulde habt ir dem priester wider seit?"

Die rechtfertigung Högnis: „Ek vil ei, at bod fari firir i Hüna- land vdrri ferd; ok kann hann ekki af at segja" haben in diesem zusammenhange eigentlich gar keinen sinn. Denn man sieht - gar nicht ein, wie der fährmann hätte den Niflungen vorauseilen können. Dem sagaschreiber hat hier Mb. 1420 f. vorgeschwebt, wo Hagen ähnliche worte sagt, um Günther zu bewegen, Etzels boten möglichst lange zeit in Worms zurückzubehalten.

Högni erhält wegen seiner bösartigkeit noch mehr vorwürfe von Gunnar und antwortet ihm darauf: „Hvat skal ek spara at gera ilt medan ver forum fr am ? ek veit gerla at ekki barn i vdrri ferd kemr aptr.u Diese worte stützen sich auf Mb. 1528, 1 2:

„Daz, sageten mir zwei merwip Mute morgen fruo,

daz, wir niht kozmcn widere.

21) In der SR. zerbricht Hagen bloss die beiden rüder.

DÖB

1529, 2 ff.: si jähen da$ gesunder tatst,- deheines lip

wider ee lande kceme, niwan der leappelan,

dar wnrib ich in wölde so gerne hiut ertrenket hon.*'

Von Hagens versuche, den kappelan zu ertränken, erzählt der sagaschreiber nichts; gleichwol verwendet er einige strophen, die das Nibelungenlied bei dieser gelegenheit bringt. In reminiscenz an diesen Vorfall scheint er auch die erschlagnng des fährmannes für die erzäh- lung von der überfahrt aufgespart zu haben, (vgl zu cap. 365 Bchluss.)

Das drastische moment von dem zerbrechen der rüder im Nib. 1504 f. zerreisst der sagaschreiber in zwei züge. Einmal lässt er Högni die rüder zerbrechen, das andere mal Gunnar das Steuer.

Grunnarr kgr. sttjrir; ok brestr i sundr stjörnvifiin ok gengr frei styrit, ok svifr skipinu beecti firir straumi ok ccitri. Nu leypr Högni skyndilega aptr til styrisins ok dregr i stjörnviäma allharct- hendüega. Ok pd er kann hefir beett stjörnvidina ok kann hefir vid komit sti/riitu, [>ä er skami til lande, vgl. Nib. 150-4: das rüder zer- bricht,

da was dcheinez, mere: hei wie schier er z, da gebaut 1505: mit einem schilt vez,s,el\ daz, was ein porte smal.

Von dem nun folgenden umschlagen des schiffes sagt das Nibe- lungenlied nichts, ebensowenig vom nasswerden der kleider. Das aus- bessern des schiffes könnte allenfalls widerum eine anlehnung an Nib. AB. 1504, 4. 1505, 1 sein.

Ok eptir pal fara peir leid s'ma allan pann dag. Dazu vgl. Nib. 1540, 3:

si riten under Schilden durch der Bcier laut. und 1570, 3:

dar nach si muosen riten in Büedegeres lauf.

Zwischen 1540 und 1570 liegt im Nibelungenliede das abenteuer mit Else und Gelfrat und die Übernachtung bei Pilgerin, die beide vom sagaschreiber übergangen worden sind.

Cap. 3GT.-- Högnis abenteuer mit Ekkivardr.88

Tm Nibelungenliede entspricht str. 1571 1581, 1. Die Thidreks- saga gibt eine breitere daist el hing. Auch kommen widerholungen vor.

22) In der SR. teilten von hier an zwei Matter. Die handschrift beginnt wieder in c. 31t! (Thidr. c. 373).

23) Die normale Schreibweise scbeinl Ekkivarctr (Eckewart) zu sein; doch findet sich auch Ekkivördx, BkMnvardr, Eikkrnvardr. Hdachr.B Btets Ekkivardr. A Ekkihard.

QUELLEN D. NIFLUNGA-S. IN DEK THIDREKSSAGA 29

Der anfang des capitels weicht ein wenig vom Nibelungenliede ab: alle mannen legen sich am abende nieder um zu schlafen und lassen Högni wache halten. Davon erzählt das Nibelungenlied nichts. (Högni hält mehrmals wache, so schon cap. 364 anf. , gleichwie er im Nibelun- genliede in der ersten nacht nach der ankunft bei Etzel mit Volker gemeinschaftlich wacht). Högni geht weit fort vom beere und findet einen schlafenden mann. Im Nibelungenliede dagegen gehen alle Bur- gonden vorwärts und treffen Eckewart an.

(Högni) Jcemr par at er einn madr liggr oh sefr; sd er med vöpmim , oh sverä sitt hefir hann lagt undir sih , oh homa hjöltin fr am. Tehr Högni til sverctsins oh bregdr sverfiinu oh hastar frd ser ; hann stigr sinum hosgra fceti d hans sidu oh bidr hann vaha. Das Nibelungenlied ist kürzer, 1571: Do die wegemüeden ruowe genämen unde si dem lande näher quämen, fundens üf der marhe släfende einen man, dem von Tronege Hagene ein starhez, wäfen an

gewan. Darauf erwacht der mann , tastet nach seinem Schwerte , oh missir hann oh mcelti: „Vei verdi mer firir penna svefn er svaf eh; mista eh mins sverds , oh illa man pihhja min um herra gmtt sins rihis, er svd svaf eh." Bald darauf widerholt er einen theil seiner rede und fügt etwas neues hinzu : Vei verdi pessum svefni er svaf eh;2i er hominn herr i land mins herra Bodingeirs mar- greifa." Diese worte stützen sich auf Nibl. 1573, 1:

„Owe mir dirre schände!" sprach Echewart.

1572, 2 ff.: er gewan dar umbe einen trürigen muot,

daz, er verlos daz, wäfen von der helde vart: die mark Rüedegeres die fundens übele bewart.

1573, 4: „ouwt, herre Rüedeger, ivie hän ich wider dich

getan!"

Weiter erzählt die saga: pd mcelti Högni vid hann oh ftnnr at

hann er gödr drengr: „pü mant vera gödr drengr; se her minn

gullring! hann shal eh per gefa firir pinn drengshap; oh

shalt betr njöta en sd er fyrr var gefit ,-25 eh shal oh fdper sverd

24) Die worte von mista bis zu im er hominn fehlen in den Mmb. Unger hat sie aus A. B. aufgenommen.

2b) Die saga erzählt nichts davon, dass Högni dem fährmann den ring wider abgenommen hat (weil das Nibelungenlied nichts erzählt). Im dänischen liede C gibt Hagen den ring der jungen frau des fährmanns als busse. Vgl. sechstes kapi- tel. A.

30 DÖRING

/>(/{.•■ Ok svd gerir hann. Stimt last wörtlich mit Nil». 1574: pn horte wöl Hagene des edelen recken not. er gab im wider sin wäfen un <l sehs pouge rot. „die hahc dir, helt, .: < minnen, das, du min fri

s ist. du bist ein degen küene, swie eine du /'</' der marke Ust. Die dankesworte EcMward's: ..//"/' firir mikla gufis pökk pina gjöf, fyrst er gaft mer sverä mitt; en sidan pinu gullring stimmen ebenfalls fast wörtlich mit 1575, 1:

„Got lone iu iuwer bouge" sjinich du Eckewart. Eögni spricht EcMward trost zu: ..Ekki skaltu rem rced/r um Iu mm her, ef geetir landz Moäingeirs margreif a; hann er vdrr um." Zu dieser rede haben vielleicht Eckewarts werte Nib. 1573, 2 veranlas- sung gegeben:

„ja riuwet mich vil sere der Burgonden vart." Wenn Rodingeir „ein freund" der Xilhmgen genannt wird, so stimt das überein mit c. 358 schluss, wo Attila mit Grimhild von Wer- niza scheidet; in seinem gefolge ist Rodingeir; sie scheiden sich insge- samt von Grimhilds brüdern als gute freunde (ok skiljas gödir rinn-). Nach dem Nibelungenliede aber kennt Rüdiger die Burgonden von kind auf (str. 1087) und hat ihnen liebes erwiesen (1129). Als er für Etzel um Kriemhilt wirbt, wird er so freundlich bewirtet, dass er bekennen muss, er habe friunde linder Guntheres man (1142). Uebrigens vergleiche man 1580, 3: Günther fragt Eckewart, ob er sein böte zu Küdiger sein wolle und gebraucht dabei die worte: min lieber friunt Rüediger (hdschr. a: der maregräfe Eüedegir).

Högni fragt ihn weiter: ,.Seg mer enn, göär drengr, hvar vi- sar l>i'i oss til gistingar i nött? eäa hversu heitirpu?" Die frage Unguis nach einer herberge befremdet, da die beiden bereits gela- gert sind und schlafen (anfang von c. :'>07). Vergleichen wir aber das Nibelungenlied, so finden wir diese frage durchaus berechtigt 157«.. 2 ff.: /")/ hörnt niht mere sorge dise degene,

im ii H ml) die herberge, die himege und ouch w man,

ich ic i r in disem In mir noch Ii'iiiIc inilifsilde

h ä )l.

vgL auch i r>77. 3 f.: uns wäre wwtes not,

<lrr uns noch Mnte <j«h> durch sine tugende sin bröt. Auf die zweite frage antwortet EcMward zunächst: „Ek heiü E/.kirördr." Im Nibelungenliede erfahren wir den namen nicht durch frage und antwort, Bondern er wird in die erzählung eingeflochten str. L572, I :

QUELLEN D. NIFLUNGA - S. IN DER THIDREKSSAGA 31

Ja was geheimen Eckewart der starke ritter guot. Nachdem Eckiward seinen namen genannt, fügt er hinzu: „Ok undrumk, hversupü ferr, er (A. B.: ert) Högni, Aldrians son, er drapt minnherra HUfurd sveiti; giet J>in9 meäan ert i Runalandil fiii matt her euja marga öfundarmenn. En ekki kann ek visa per til betra nättstadar en i Bakalar til margreif a Bodingeirs; hann er gödr höfdingi!" Fast wörtlich stinit dies überein mit Mb. 1575, 2 ff.:

„doch riuwet mich vil sere zen Hiunen iuwer

vart.

ir slnoget Sifriden; tnan ist iu hie gehaz,.

daz, ir iuch wol behüetet, an triuwen rate ich iu

das,. 1578: ich zeig iu einen wirt,

daz, ir ze hüse selten so wol bekomen birt

in deheinem lande, als iu hie mac geschehen,

ob ir vil snelle degene wellet Büedegeren sehen. 1579, 1: Der sizet üf der strafe und ist der beste wirt" usw.

Eckewart ist der stetige begleiter Kriemhilts im Nibelungenliede. Str. 645 begleitet er sie nach Niderlant, insofern ist auch Sigfrid sein herr; darauf spielen auch Eckewarts worte an (str. 1573, 3: „sit ich vlös Sifriden.") Bakalar ist Bechelaren.

Darauf antwortet Högni : „pangat hefir oss visat er ddr höfum ver aetlat. Bid heim til borgar ok seg at vir munum pangat koma, seg ok, at ver er um heldr vdtir!" Im Nibelungenliede sind das Gün- thers worte. Dass sie Högni in den mund gelegt werden, befremdet nicht, da nach der darstellung der saga Högni allein mit Eckiward zu- sammentraf. 1580: Do sprach der künic Günther: „weit ir min böte sin,

ob uns welle enthalten durch den willen min

min lieber friunt Büediger, min mäge unt unser man?

daz, wil ih immer dienen so ich aller beste kan" 1581, 1: „Der böte pin ich gerne" sprach Eckewart.

m Gap. 368. Eckiward reitet zu Rodingeir. Der ruarkgraf empfängt die Nifhmgen.

Im Nibelungenliede entspricht str. 1581, 2 1597. In ein- zeldingen weicht die saga etwas ab.

skiljaz peir, ok ridr Ekkivardr heim und wenige zeilen später: Ekkivardr ridr heim sem hvatlegast til borgar innar; ok er hann kemr i höllina .... pd segir Eickinvardr , at hann hefir

32 dö]

Itift Högna, ok svä at Gunnarr kg/r. er jmr kommn med miTcit

/;,/ oh vill riäa pangat til g ist in gar. Dem entsprichl im Nib.

1 58 1 , 2 f. :

mit vil guotem willen huob er sich an die uart, und sagete Rüedegen als er hete vernomen

(a : w< ii er hete geseh n).

1582, l: Man such :.<■ ~Beehelar\ ilen einen degen.

L584: „mich hM suo ziu gesant

Günther der hem von Burgonden lant und Griselher sin bruoder und mich Gernot. l *).<): Daz, seihe hM ouch Hagene unde Volker.

noch sage ich iu mer,

du:, iu des ki'ineijcs »larschalch l>> mir du: enböt duz, den gnoten knehten ivcer iuioer herberge not." 1587 werden Rüdigern 60 recken, 1000 ritter und 9000 knechte (mikit lid) angekündigt.

In die oben angeführten worte der saga sind zwei dem Nibelun- genliede unbekannte züge eingefügt: Högni geht zurück zu Gunnar , mel- det ihm den Vorfall und heisst die helden aufstelm , um zur burg zu rei- ten; der darstellung der Thidrekssaga (cap. 367 auf.) angemessen, und ferner, dass Rodingeir, als Eckiward in die halle tritt, eben geges- sen hat und im begriffe ist schlafen zu gehen.

Weiter lesen wir: RoäHngeirr mrgr. stendr upp ok kallar til nllrn sinna manna; biär ]><i taka skyndilega ok btiaz um sem In .;/ ok vegligast, ok svä sin hüs. Ok sjoUfr mrgr. Roä. leetr taka

sinn hesta ok rill nlriiln i <n 6t% J> c i in mal mörgum r i <l d n r n m.

Ok allir hans mein/ eru nu i starfi ok umbünaäi. Diese worte stimmen zwar nicht völlig mit dem Nibelungenliede über ein, leh- nen sich alter doch an dasselbe an. Rüdiger gebietet L588, 1:

..//// ritet in engegene, beide mäge unde man." L589: Uten euo den rossen ritter unde kneht.

sivn;.. in gebot ir herrt dae, dühtes alle reht:

do Helens in der dienste sogen deste ba§. Nach der saga reitet Rodingeir den Niflungen entgegen. Im Nibe- lungenliede schickt er bloss seine verwanten und ritter entgegen und empfängt die gaste vor dem burgthore (1596 ff.).

Roäingeirr mrgr. fagnar vel Niflungum ok bl/dr peim med ser til fagnadar. En pessu tekr vel Guwnarr kgr. Damit stimmt Nib. 1595, 4: (Die gaste)

wurden /r<>l enpfangen m des maregräven lant.

QUELLEN D. NIFLUNGA-S. IN DER THIDREKSSAGA 33

Rüdiger spricht 1596, 3. 4:

„sit willekomen, ir herren und ouch iiver man. hie in minem lande vil gern ich iueh gesehen htm!" 1597, 1: Do nigen im die recken mit triwen äne haz,.

In der saga bedankt sich Högni Doch besonders bei Eckiward für ausrichtung der botschaft; dem Nib. fremd.

Cap. 369. Beherbergung der Niflungen bei Eodingeir.

Im Nibelungenliede entspricht ungefähr 1597 1625. Der saga- schreiber gibt hier eine sehr freie erzähhmg und mischt dinge ein, die nur dem skandinavischen norden eigen sind.

Nu Jcoma Niflungar i gard Rodingeirs mrgr. ok stiga af sinum hestum. En menn Rodingeirs mrgr. taka pd ok geyma vel. Die ankunft der Burgunden in Rüdigers bürg wird im Mb. angedeutet in str. 1606. Das absteigen von den rossen wird erwähnt 1602, 3 (1599 u. 1600).

Eingedenk der meidung Eckiwards lässt Rodingeir im garten zwei feuer anzünden, damit sich an ihnen die gaste ihre kleider trocknen kön- nen. Dazu findet sich weder im Nibelungenliede noch überhaupt in irgend welcher mittelalterlichen deutschen dichtung entsprechendes.

Das anzünden von feuern beim empfange und bei bewirtung von gasten ist eine nordisch - germanische sitte und wird öfters in den denk- mälern der nordischen litteratur erwähnt; in unsrer saga noch c. 373 (vgl. c. 371) und c. 377, in der Njälssaga s. 15 (S. H. B. Svensson, I. theil, Lund 1867): Regn hafdi verit mikit um daginn, ok höfdu menn ordit vdtir , ok väru gjörvir (lang-)eldar ; ebenso Snorra Edda, Skäldskm. c. 44 (Rask, Stockholm 1818, s. 152): vom gervir eldar firir peim ok gefit öl at drekka; ja es ist sogar als anstandsregel in die Hävamäl aufgenommen worden , str. 3 : Eids er pörf peims hin er kominn ok d kne kalinn.

Wir sehen, dass unser sagaschreiber deutsche quellen nicht bloss benutzt, sondern auch in nordischem geschmacke bearbeitet hat.

Diejenigen Niflungen, die trocken sind, fylgja mar greif a inn i Tiöl- lina, ok skipar hmm peim d palla. Nib. 1607 führt Rüdiger Gernoten, 1606 Götelinde Günthern, die junge markgräfm Giselhern in den saal, und setzen sich dort nieder (1607); vgl. ferner 1610, 3: rillte man die tische in dem sale wU.

Darauf ergreift Gudelinda das wort; hun var systir hertoga Nau- dungs er feil vid Grönsport. c. 370, wo Högni Naudungs schild zum geschenke erhält, wird noch mehr von diesem gesagt: hann (sc. Nau-

ZEITSCHR. F. DEUTSCHE PHILOLOGIE. HD. II. 3

.", I : i n i ;

(tungr) fehle stör högg undir Mimungs egg j um af enum sterka Vidga, dar hann feüi.

Im \il>. ic»:;7 wird zwar Nuodungs tod durch Witege erwähnt, aber nichts von Bfimungr, Dichts von Grönsport gesagt. Die saga aber bietel c. 330 336 eine ausführliche erzählung »1er schlachi bei Gröns- porl (Rabenschlacht) und von Xaudungs tod in dieser schlachi Im anschluss an die dortige erzählung ist hier die Schilderung etwas aus- führlicher widergegeben, als sie das Nibelungenlied enthält. Gröns- port ist eine Verwechselung mit Haben, obwol die saga auch dm namen Ravenna anfuhrt e. 317 (und verkürzt Kana c. 413 und Kau c. U2). Den namen Münung für Wittichs schwort nennt auch die Rabenschlacht und ausserdem Biterolf, Rosengarten und Alphart, vgl. Grimm IIS. 3. 59. Naudung heisst hier bruder der Gudilinda. Das Nibelungen- lied sagt nichts von einem solchen verwantschaftsverhältnisso. Die Klage nennt ihn gar nicht. Der Biterolf macht ihn ZU einem söhne der Got- linde und Rosengarten V und 1) nennen ihn Rüdigers sonn. Grimm IIS. s. Ion und KU.

Die worte der Gudilinda: „Niflungar hafa hingat fcerl marga h riltt brynju ok margan hardan hjdlm <>/< skarpt sverd, n-ßjan skjöld ok pat er harmanda mest cd Crrimhüdr greetr hvern dag Sigurd svein s/)/n büanda," sind unpassend eingefügt. Weder das vorhergehende noch das folgende stellt damit in Zusammenhang. Im Nibelungenliede sagt Götelinde nichts entsprechendes. Die erste hält'te derselben begegnet in bessern) zusammenhange c. 372 in Grimhilds, die zweite c. 375 in Thi- dreks munde wider.

Man sieht, wie der sagaschreiber sich nicht scheut, etwas, was ihm zu früh ins gedächtnis kommt, ohne rücksicht auf das vornergehende und folgende, in die erzählung aufzunehmen und es gieichwol an rech- tem orte zu widerholen.

Als die feuer niedergebrannt sind, gehen Gunnar und Högni und

ihre brüder in die halle <</,• siljn pat kveld o /,• drekka (A und B Ingen hinzu vin) med hinum bezta fagnadi 6k efu n/u alkdtir. Dem

hineingehen in die halle liegen die schon oben erwähnten atrophen 1606 und t607 zu gründe; den darauf folgenden Worten Nlb. 1607, .">. 1:

hn\. man baldt schenken den gesten guoten win jane dorften nimmer Jielde baz, g < h " // del I sin. im it. l: den unkunden gesten man diente herliche sit. Zu dem alkdtir vergleich! sieh

L612: Do si getrunken heten und ge$$en überal,

du wiste man dir schämen wider in den sal.

QUELLEN D. NIFLCTNGA - S. IN DER THIDREKSSAGA 35

gämeUcher Sprüche wart du niht verdeit:

der redete vil du Volker. Darauf heisst es in der saga weiter: Ok pd fara Mir cd sofa. Dazu vergl. Mb. 1625, 2 f.:

man hiez, die juncfrouiven ' zer kemenäten gän

und onch die geste släfen. Bevor Rodingeir und Gudiliuda einschlafen, unterhalten sie sich noch eine weile. Rodingeir fragt sein weib, was für geschenke er den Nifmngenkönigen machen soll. Gudilinda stellt es ihm anheim. Darauf theilt er ihr seinen entschluss mit, die tochter Gislher zur verlobten zu geben und die markgräfin ist damit einverstanden.

Von einem solchen nächtlichen Zwiegespräch zwischen Rüdiger und Götelinde erzählt das Nibelungenlied in ganz anderem zusammenhange str. 1108 1112: Auf Götelindes frage thut Rüdiger ihr kund, dass er in Etzels auftrage um Kriemhilt zu werben habe. Ausserdem heisst er ihr noch seine begleiter zu beschenken, und Götelinde sagt es ihm zu. Hieran hat sich der sagaschreiber an unrechtem orte erinnert und durch geringe abänderung eine neue erzählung geschaffen.

Cap. 370. Abreise von Bakalar.

Mb. 1625, 3 1650. Neben Übereinstimmung in den haupt- zügen finden sich abweichungen in einzelheiten.

Als es tag ist, steht Rodingeir mit seinen mannen auf und kleidet sich, ebenso die Niflungen.

Das Nibelungenlied drückt dies in kürzester form aus str. 1625, 3:

man hiez, .... die geste .... ruowen an den tue. En Rodingeirr mrgr. bidr pd dveljaz med ser nokkura daga, en Niflungar vilja fara ok dveljaz ekki. Zu gründe ligt Mb. 1626: Do si cnbizz,en wären, sie ivolden dannen varn gegen der Hiunen landen. „daz, heiz, ich tvol bewarn," sprach der ivirt vil edele, „ir stdt noch hie best an." und nach 1629 müssen sie bis zum vierten morgen da bleiben. In der saga dagegen reisen sie am zweiten tage wider ab. Mit der ableh- nung: en Nifl. usw. lässt sich im Nibelungenliede Dankwarts einwand vergleichen str. 1627. 1 ff. : „i«we mages niht gesin,

ivä ncemet ir die spise,' daz, bröt und ouch den win?" usw.. und 1630, 1:

Ez, cnkunde niht wem langer, si muosen dannen varn. Ok pd segir Rodingeirr mrgr. at hann vitt rida med peim med sinum riddarum. Dazu stimt 1646, 1. 2:

3*

36 DÖRING

sprach der wirt een gestern „ir sult dest sanfter varn: ich wil iuch selbe leiten und heilen wol bewarn."

Uiidi^vr geleitet sie (nach lf>47) mit 500 rittern.

Weiter erzählt die saga: ok ganga tu boräa ok drekka gott vin 6k eru alkdtir. j><ir eru margskonar leikar ok önnur skemtan. Im Nibelungenliede wird das frühstück unmittelbar aach dem aufstehen eingenommei] :

L625, 1: !><>■< itc man dir spise. Das mahl wird nicht besonders geschildert; JG2G, 1 ist es bereits vorüber.

Die spiele und kurzweil sind vielleicht eine reminiscenz au Volkers musikalische \uu\ vokalische vortrage beim abschiede von Götelinden str. 1648, oder auch an Volkers „gämeliche Sprüche" beim mahle am ersten abende str. 1012.

Es folgt die beschenkung der helden; auch nach dem Nibelungen- liede wiid diese kurz vorm wegziehen vorgenommen. Bei der austeilung \ <>n geschenken linden mannichfache vertauschungen statt; auch fehlt es nicht an erweiterungen. Gunnar erhält einen kostbaren heim, im Nib. L633 ein wäffenlich gewarnt. Ok pessa gjöf pakkar Gunnarr kgr. vel ok pikkir vera en mesta gersimi. VgL 1634, J :

darnach neic Günther </<■* nlelcu JUic/lri/rns Imnt.

Gernoz empfangt einen neuen Schild, im Nib. 1633 ein wäfen guot genuoc. Dagegen wird in der saga Gislher mit einem Schwerte bedacht. /»i gefr margreifinn sina döttur Gislher ok mcelir: „Gödi herra Gislher! pessa mey ek /><>• <ir/n til ci/jinL-on/t <f Jn't eilt piggja." Gislher svarar ok l>i<lr hawn gefa aUra mannet heilastan ok lez vüja piggja med pökk. Ausserdem «jibt er ihm das schwort Sigurds Gramr, das er selbst erst von Gunnar zum geschenke erhalten hatte c. V>:>s. Tm Nibelungenliede bekommt Giselher nur die junge markgrätin zur braut und keine gäbe weiter.

Die Verlobung geschieht auf Hageiis rat (str. D">1 6). im 7: Diu nilc Rüedegeren dühte harte guot,

und onrli Götelinde: ja freute si in den muot. truogen </// die helde das, sie, ee wibe nam Giselher der edele, als rz wol ki'uuyr gczum. 1618,3. I: do swuor man im gegebene das, wünnecliche wip:

lobte ouch er .:< min/nen den ir minneclichen Itp.

Vollständig mit dem Nibelungenliede stimt die saga in der beschen- kung Bögnis.

iii/rlii Rodingeirr mrgr. til Högna: „Gödi vin Högni! hvem grip mdttu /»n/it sjd her med nur. er Jtü mit heizt pegit hafa?"

QUELLEN D. NIFLUNGA- S. IN DEE THIDREKSSAGA 37

Im Mb. 1635 bietet ihm Götelinde ein geschenk an. Die worte der saga sind eigentlich aus Hagens antwort (1636) abgeleitet. Diese antwort berührt sich in beiden darstellungen aufs eng- ste; nur schmückt der sagaschreiber etwas mehr aus: „Mer Uz," svd segir hann, „sem her mau hanga ciun shjöldr; er döhlcbldr at Ut; hann er mikill oh sterhr vcentir mih at vera muni; hann hefir stör höfig; hann vil eh piggjei at gjöf." Im Nibelungenliede entspricht str. 1636:

„Alles des ich ie gesach," sprach Hagene, „sone gert ich niht mere hinnen se tragene, niivan jenes Schildes, dort an jener ivant:

(C: der dort hanget an der want) den ivolde ich gerne füeren in das, Etzelen lantl Der schild wird Mb. 1640 beschrieben, doch anders als in der saga: Wenn der schild als ein stark verhauener geschildert wird, so stützt sich dies auf Mb. str. 1637 f.

Darauf antwortet Eodingeir : „pat hemr vel vid, firir pd sök at pann shjöld bar gödr drengr, hertogi Naudung; oh hann fehh stör högg undir Mimungs eggjum af enum sterha Vid ga, ddr hann felli." Hierzu stimt Mbl. 1638, 1 ff.:

Si sprach suo dem degene: „den schilt ivil ich in geben. daz ivolde got von himcle, das, er noh solde leben, der in da truoc enhende! der lag in stürme tot." 1637, 3. 4: gedähfe si vil tiure an Nuodanges tot. den het erslagen Witege. Zu Naudung siehe oben s. 34.

Oh er petta heyrir frii Gudilinda, greetr hun sdrlega sinn brödur Naudung. Dazu stimt 1637, 1. 2:

diu maregrävinne Plaguen rede vernam, ez, mante si ir leides ; w e i n en si gesa m sie dachte an Nuodungs tod (s. oben a. a. o.) davon so het si jämers not. Oh ptessi shjöldr var gefinn PPögna vgl. 1639: Diu edele maregrävinne von dem sedele gie, mit ir vil ivis,en handen si den schilt gevie : diu vroive truoc in Pdagene n, er nam in an die hant. diu gäbe was mit eren an den rechen gewant. Die helden bedanken sich; pd er peir eru mettir, lata p>eir laha sina hesta oh büa sjdlfa sih; oh med peim Piodingeirr margr. oh med honum enir vöshusta riddarar, oh rida ut af borginni , er peir vöru at p>vi bänir. Von einem nochmaligen essen vor der abreise sagt das Nibe- lungenlied nichts. Zu dem übrigen stimt:

38 DÖHDTG

L631: Tr edel Ingesinde brähte für da§ tor

gesateli vil der mcere. kom zuo ein da vor

vil der vremden recken: si truogen Schilde enhant,

wände si wolden riten in dag Etzelen laut.

1647: Der wirl wart wol bereitet mit fünfhundert man,

mit rossen und mit Jdeidern. die fuort er mit im dan vil harte herlichen zuo der höhgezit Gudilinda wünscht den wegziehenden glückliche heinikehr. Das

Nibelungenlied sagt hiervon nichts, denn es \ ersteht sich von selbst

Ok margreifinn hyssir sina frü Gudilinda dar hann riäi brotb. Dazu

stiint L648, 1:

Mit küsse minnekliche der wirt dannen schieb.

Schliesslich trägt er ihr noch die herschaft über sein reich auf. Dem Nibelungenliede ist das unbekannt.

Cap. 371. Die Niflungen kommen nach Bunaland and begegnen einem boten Attilas.

Im Nibelungenliede entspricht str. 1053- L654, 1(556- 1670. Das capitel zeigt bedeutendere abweichungen vom Nibelungenliede.

Bei der stadt Thorta26 begegnet den Nillungen ein böte konig A Ul- las, der Rodingeir zum gastmahl mich Susa einladen soll. Er verkün- det die neuesten begebenheiten in Susa. Da er Rodingeir bereits auf der fuhrt nach Susa begriffen findet, kehrt er wider um.

Dieser sendimaär ist dem Nibelungenliede fremd. Dass seine per- son in mündlicher volkssage existiert habe und aus dieser aufgenommen, oder dass er vom sagaschreiher absieht lieh erfunden worden sei, ist des- wegen unwahrscheinlich, weil er für den fortschritt der erzählung völlig bedeutungslos ist. Wahrscheinlich liegt hier eine Verwechslung mit Etzel vor, der Kriemhilden bis Tuln entgegen kam (str. 1281). Eine solche Verwechselung war um so leichter möglich, als Rüdiger (str. n;.">i ff.) boten mit der künde vom herannahen der Burgonden an Etzel abschickt (gleichwie in der saga den sendimadr A 1 1 i las) und der saga- schreiher in dunkler erinnerung glauben konnte, dieselben seien zumu- von Etzel an Rüdiger abgeschickt gewesen. Alles, was der sendi-

26) Im oamen Thorta will \. d. Sagen, Wilkinas. b, 354 das westfälische Dortmund widererkennen, das die Niflungen auf ihrer reise nach Soest berührt hät- ten. Diese annähme ist unzulässig, weil die Niflungen Dach der Thidrekssaga zu

Attila nicht nach Soest, sondern ebenso wie im Nibelungenliede nach Ofen zogen (vgl. fünftes Kapitel). Andrerseits könne aber auch, meint v. d. Hagen, Thtfrta misverständnis für Tuln sein. Dies ist eher möglich

QUELLEN D. NlFLUNfiA- 8. IN DER THIDREKSSAGA 39

iintitr von den begebenheiten in Susa erzählt, erklärt sich aus dem Nibe- lungenliede.

Es ist in Attilas bürg bekannt, dass die Niflungen nach Hunaland gekommen sind. Nach Nib. 14137 ff. haben Werbel und Swemniel, deren rückkehr der sagaschreiber allerdings ganz unerwähnt gelassen hat, die künde vom herannahen der Burgonden gebracht.

Attila rüstet den Niflungen ein mahl: anknüpfung an c. 359, wo Attila Grimhilden verspricht, ihren brüdern ein prächtiges mahl zu geben; vgl. auch Nib. 1445.

Attila hat sehr viele männer zum feste geladen, vgl. Nib. 1362.

Grimhild hat noch halbmal mehr ihrer freunde, und männer, die ihr hilfe leisten wollen, eingeladen. Nach Nib. 1325 hat sich Kriemhild alle verwanten und mannen Etzels durch austeilung ihres gutes gewo- gen gemacht; so dass ihre herschaft grösser ist, als die Helches war. Nib. 1806 erscheint sie mit einem gefolge von 7000 mann.

Die nun folgenden worte der saga schliessen sich genauer an das Nibelungenlied an.

Bodiugeirr bidr penna mann rida firir til borgarinnar ok segja, at eru Nifliingar komnir firir borg Attila kgs. Hann ridrpegar d fund Attila kgs., ok segir Jionum pessi tidindi , at eru komnir Niflungar firir borg hans ok Bodingeirr mrgr. - Dazu stimt Nib. 1651:

Do sprach zen Burgonden der ritter gemeit, Büedeger der edele: „jan sulen nilit vcrdeit wesen unser mcere, daz, wir zen Hiunen komen. im hat der künic Etzel nie so liebes niht vemomen." 1652: Zetal durch Osterriche der böte balde reit: den luden allenthalben wart daz, wol geseit, daz, die hei de kwmen von Wormez, über Bin. des küneges ingesinde konde ez, niht lieber gesin. 1653, 1. 2: Die boten für strichen mit den nueren,

daz, die N ibelunge zen Hiunen ivceren.

Attila schickt boten in alle häuser und lässt diese zum empfange der Niflungen herrichten. Im Nibelungenliede werden palast und saal gleich nach der rückkehr Werbeis und Swemmels für die aufnähme der Burgonden hergerichtet. Vgl. str. 1445.

Nu mcelti Attila kgr. til pidreks kgs. ok bidr hann, at hann skal üt rida i gegn peim. Ok gerir hann svd ok ridr üt med sina menn; ok er peir finnaz fagna hvdrir ödruni vel; ok rida allir saman til bor gar.

In DÖBENG

Im Nibelungenliede wird durch Btzel Kriemliilt. (str. L653, '■'> I). Dietrich dagegen durch Eildebranl zum empfange der beiden ermahnt. 1656, i: er bat in wol enpfähen die rittet küene unt genieit. L657, 2 f.: reit mit Dietriche vil manic deg< n starc,

da er sie grüegen woldt . zi<<> ein an daz, veU. L660, :; f.: si giengen zuo den gesten, <ld man die helde vant:

si gruo$ten minnecliche die von Burgonden laut. 1662 werden die ein/einen lielden von Dietrich begrüsst. Noch kann man Eagens worte heranziehen: L658, 3. 4: „nu sult ir snelle rechen von den sedein stäm,

and get in hin engegene, die mch da weUent enpfän." 1659, 4: ir sult i.:; niht versmähen s/nc. man m dieneste get&ot. IGT»», 1: Die küenen Iln r <j <> n den hin zehooe riten.

Cap. :;t-_'. Grimhild sieht ihre brüder kommen und empfängt sie.

Das ganze kapitel stimt last wörtlich mit der erzählung <\es Nili. str. 1G54 55. 1675 u. 1677 überein.

Droit ii i n </ Grimhild r stein! >• i einum turn ok ser för brceüra sinna} ok pat at peir rifta nu i borgina Süsa. Nu ser hon l>ur margan nyjan skjöld ok fagran hjdlm ok margahvita brynju ok margan difrligan dremj. X n malti (i r i mit ild r: „Nu er petta eil groena su mar fngrt; nu fara minir breeSr und margan in) Jan skjöld ok marga hvita brynjit, ok nu min- numk ek hversu mik harmar en störu sdr SigurCtar sveins." Nu greetr hon allsdrlega Sigurd stein.

In den liandselirit'ien der Lietgruppe (oder der recension C) findet sich hierzu nichts entsprechendes; wnv in denen ^\cv Nöl (odei der reoen- sionen A und II): 1654: Kriemhilt diu vrouwe in ein reu st er stuont:

si warte nach den mägen, so /'rinnt nach friunden tuoni.

von ir vater lande sach si manegen man. L655: „Nu wol mich miner vröuden (friunde IM).-- sprach

Krie m l> i 1 1.

„hie bringent mine mäge vil manegen niuwen schilt.

und halsperge wiz,e: swer nemen welle golt,

der gedenke miner leide , und wil im immer wespn holt." Zu den letzten werten der saga Lässl sich aus Nib. AB. Btr. L463, 4 vergleichen:

die Sifrides wunden täten Kriemhildi we}

QUELLEN D. NlFLUNCiA-S. IN DEß THIDREKSSAGA 41

(vgl. Gr. HS. s. 182); und 1701, 1: als Kriemhilt durch ein fenster Hagen und Volker vor dem saale sitzen sieht heisst es von ihr:

Es, mante si ir leide; iveinen si began. Weiter erzählt die saga: oh gehh (Grimhildr) % wboti peim Niflungu'm oh bad pd vera vel homna; oh hyssir pann er heiini var ncestr, oh hvern at ödruni. Dazu stimt Mb. 1675:

Kriemhilt diu schäme mit ir gesinde gie

da si die Nibelunge mit valschem miwte enpfie.

si huste Giselheren, und nam in bi der haut. 1677, 1: Si sprach: „Sit willekomen usw."

Dass Kriemhilt im Nibelungenliede nicht alle brttder und verwante gleich freundlich empfängt, hat der sagaschreiber vergessen.

Cap. 373. Attila empfängt die Nifhmgen. Streit Grirubilds mit Högni. Gang zum mahle.

Im Nibelungenliede entspricht ungefähr 1670—1688; 1741 1748. Einige einzelheiten weichen vom Nibelungenliede ab.

Attila Jcgr. tehr vel vid sinum mdgum; oh er peim fylht i hallir- nar , pcer sein biinar eru oh gerir firir peim eldar. Im Nibelungenliede geschieht der empfang durch Etzel erst später: 1746: Do der voget von Eine in den palas gie, Etsel der vil riche das, langer i/ihf enlie, er S])raiic von sime sedele, als er in honten sach. ein gruoz, so rehtc schaute von hünege nie mer geschach. 1747: „SU willekomen, her Günther usw."

Die beherbergung geht im Nibelungenliede früher vor sich: 1673, 1: Do hies, man herber gen die Burgonden man.

Die Zurichtung von palast und saal für die ankommenden gaste Avird Nib. 1445 erwähnt. Über das anzünden von feuern vgl. zu cap. 369. Die Niflungen ziehen weder ihre hämische aus, noch legen sie ihre wal- len ab. Das Nibelungenlied erwähnt mehrfach, dass bei den friedlich- sten gelegenheiten waffen getragen werden , z. b. beim kirchgange str. 1791 ff.

Nachdem die Niflungen von Attila begrüsst worden sind, kommt Grimhild in die halle hinein. Nu ser Högni sina sijstir Grimläldi, oh tehr pjegar sinn hjdlm oh setr d höfud ser oh spennir fast, oh sMJct ed sama Folhher. Im Nibelungenliede thut dies Hagen schon frü- her, als Kriemhilt beim empfange die rarsten und ihre mannen auf ver- schiedene weise grüsst:

1675, 4: das, sach von Tronege Hagene: den heim er vaster

gebant.

I- DÖHIN'.

Dann Bpricht Grimhild: „Högni sitt heul! htdrt hefir (,.,-t mer Niflunga skatt, pann er dtti Sigurär sveinn?" Dem entspricht im Nil). 1677, 3 :

„saget, wa$ ir mir bringet von Worme$ über Rin.

K'.7'.»: Nu suM ir mich der mare mere /ci :.:.,,, län

hört der Nibelunge, war habet ir den getan? (I e r was doch min eig&n, duz ist in icul hchant: den soldet ir mir füeren in du:, Et .-.eleu laut:- Darauf gibt Högni die höhnende antwort: „Eh fceri /><■>• mikinn "ei,,: par fylgir minn skjöldr ok minn hjdlmr und minu sveräi, ok ei h iffia ek minn brynju.** Diese worte stimmen genau nur zu Nil». 1682 AB: '

„Jn I) ringe ich iu den tiuvcl!" sprach aber Hagene. „ich hau an minem Schilde so vil ze tragene und im der mlnen brünne: min heim der ist so licht, daz, swert an miner hende: des enbringe ich iu riieht." C liest zum theil ganz abweichend :

„Daz, ist verloren arebeit" sprach aber Hagene, „wie moht ich iu iht bringen? ich hon vil .-.< trägem an hidsjicriic unf an schildc, an minem helme loht; diz swert an. miner hende, de* enbringe ich in nicht.- Gunnar fordert Grimhild auf, sich neben ihn zu setzen. Weiter heisst es: Nu gengr Grimhildr at sinnm unga brosär Gislher ok kyssir hann; dies stützt sich widerum auf lC7f>. :i:

si huste Giselheren und nam in bi der hont. Grimhild setzt sich neben Gislher und weint. Der bruder befragt sie nach der Ursache der thränen. Ihre antwort: ../'"/ kann eh eil per segja. Mik hormor nn sem jofnon pau störu so r er hofdi Sigurär sveinn ser midi/ heräa ok ekki vöpn cor fest d hans skildi" erinnert widerum an str. L463, 4 AB:

die Sivridcs ivnnden taten Kriemhilde we. ("ir. HS. s. 182) und an str. 953, 2. :5, wo Kriemhilt bei Sigfrids Leiche spricht : n u i s t d i r d i n s c hilf

mit swerten niht verhouwen." (vgl. Thidr. e. 348). Darauf erwidert ihr Bögni: „Sigurd svein oh hans sdr latum n H vera kyrr "/,- getum eigi! Attila konung af Hüna- landi gerwm hann (so Mmb ; A. B. ger hann per, ist vorzüglicher, wie mau aus dem Nibelungenliede ersieht-7) // "' svd Ijtifan sem dar

27) So hat es iuicli die SI! intlrrt: Halben sagi zn Crimilla: tänch ekke mer oppo Sigordh sven eller hans (aar tvta/n haff atilius konung kärere thy han är halffua rikare usw.

QUELLEN D. NIFLTJNGA - S. IN DER THIDREKSSAGA 43

var per Sigurfir sveinn; hann er hdlfu rikari. En ekki fcer nii at gört at grazda sdr Sigurdar speins; svd verär pat vera sem dar er ordit. "

Im Nibelungenliede sagt Dietrich zu Hagen, nachdem er ihn gewarnt, 1664, 1 AB:

„Die Sifrides wunden lägen wir nu sten." Weniger stimt der Wortlaut der saga zu C:

Tot des Mienen recken lagen ivir nu sten." Hagen, von Dietrich gewarnt, sagt zu diesem:

1663: „Si mac vil lange weinen

er Vit vor manegem järe ze töde erslagene. den künic von den Hiunen den sol si holden haben: Sifrit kumet niJit widere, er ist vor maneger zit begraben." Auch hier schliesst sich die saga dem texte der recens. AB , vgl. nament- lich vers 3, enger an, als dem der recens. C: „Si mac vil geiveinen: .... er Vit vor manegem järe ze töde erslagene. den künec von den Hiunen, den si genomen hat, den sol si nu minnen: Sivrit so gähes niht erstät." Grimhild geht fort. pvi ncest kemr pidrekr af Bern ok kallar at Niflungar skulu fara til bor dz. Mit ihm kommt Aldrian, Attilas söhn. Gunnar nimt ihn auf seine arme. Im Nik 1741 ermahnt Volker, zum könige zu gehen, um seine gesinnung zu prüfen. Dietrich beglei- tet sie zum könige (1742). Etzel empfängt sie freundlich und führt sie zu tische. (1750. 1754). Etzels söhn Ortliep wird im Nibelungenliede erst bei tafel gezeigt; str. 1849 ff. En pidrekr kgr. af Bern ok Högni eru svd gödir vinir , at hvärr peirra leggr hönd sina yfir annan, ok gauga svd üt or höllinni ok alla leid par til er peir kotua til komings hallar. Bei dem gange zum könige führt im Nibelun- genliede Dietrich Günthern: 1742, 1. 2: Der fürste von Beme nam an die hant

Günthern den vil riehen von Burgonden lant. Hiermit ist eine frühere stelle aus der scene, wo Dietrich die Burgonden empfängt, zusammengeworfen worden: 1688, 1. 2: Behenden sich viengen zwene degene:

daz, eine was her Dietrich, daz, ander Rag ene. Ok ä hverjum turn ok d hverri höll ok d hvcrjum gardi ok d hver- jum borgarvegg standa kurteisar konur ok allar vil ja Högna sjd, svd freegr sem hann er um öll lönd af hreysti ok drengskap. Der sagaschreiber führt mehr aus; er stützt sich auf Nik 1670:

11 DÖBING

hn küenen Burgonden hin ee hove riten: si körnen herliche nach ir landes siten. wundert da zen Hiunen vil manegen küenen man umb Hagenen von Tronege, wieder wäre getan. und str. L671 :

Durch du:, man saget e innre (des was im genuoc)

das, er von Niderlande Sifriden sluoc,

sterkest aller recken, den Kriemhilde man,

des wart michel nage ze hove nah Hagenen getan.

Den einfachen Worten: k&mu peir i holl Attila konungs ent- spricht eine ausführlichere erzählung im Nib. str. 1 7 t _? 16, l. 1746, l kommen sie zu Etzel.

Cap. 874. Mahl in Attilas halle. Erste nacht in Hunaland.

Im Nibelungenliede entspricht 1749, 4- 1755. Manches hat der sagaschreiber selbständig hinzugefügt. Attila kgr. sitr i sin/t hdsaM, ok setr d hosgra veg ser Gunnarr kg. usw. Hierzu stiuit Nib. I7l:t, l:

nam der wirt vil edele die liehen gesle hi der hont. 1750, l: Er brähte si gern sedele, da er selbe sa$.

Die nun folgende tischordnung (rechts von Attila : Gunnar, Gislher, Geruoz, Högni, Folkher; links: Thidrek, Rodingeir, Hildibrand) ist vom sagaschreiber erfunden. Er liebt auch anderwärts solche tischordnungen (vgl. c. 377, namentlich hämisch ritt A. B und c. 171). peir drekka pat kveld gott vin; ok her er en dyrlegsta veizla ok med allskonar fön- gum er best megu vera ok eru kdtir. Dazu vgl. L750, 2:

schände man den gesten, mit vli$e tet man du:.

in witen goldes schälen mete möra$ unde win

und bat die eilenden (J)'o.:,e Wtllekunien sin.

Das eigentliche mahl beginnt erst 175 i f. L755: Ein wirt bi sinen gesten schöner nie gesa$. man gab in vollecUchen trinken unde ma$:

alles, des si geriet/, des /ras man in hereil.

man hete von den helden michel wunder gesell. Nochmals wird der grossen menschenmenge , die nun in der hing zusammengekommen ist, erwähnung getan , wie c. 372 schluss und c. 371

mitte.- Nach Nil.. 1711 gehen ausser den königen 60 recken und i ritter in Attilas paläsl (die 9000 knappen sind nach 1673 beson- ders beherbergt worden). Dazu kommen noch dir vielen ritter. die nach str. 1362 Etzel aus andern hindern hat einladen lasseil.

QUELLEN D. NIFLUNGA-S. IN DER TBXDREKSSAGA 45

Oh pessa nött sofa fieir i godum fridi oh eru alhdtir oh med godum umhünadi. Das weicht vom Nibelungenliede nicht ab; nur hat der sagaschreib er Hagens und Volkers wachehalten vergessen , durch das die ruhe gesichert war.

Cap. 375. Am nächsten morgen werden die Niflungen von Thidrek gewarnt. Sie machen einen

Spaziergang durch die stadt.

Die erzählung dieses capitels entspricht etwa den Strophen 1656 1669, 1742—43, 1689, 4 1695 des Nibelungenliedes. Es rindet sich manche abweichung. Thidrek geht mit Hildibrand und vielen rittern zu den Niflungen und fragt, wie sie geschlafen haben. Eine ganz natür- liche abweichung vom Nibelungenliede.

Högni sagt, er habe gut geschlafen, nur sei seine laune etwas übel. Darauf erwidert Thidrek: „Ver hdtr minn gödi vin Högni oh gladr oh med oss vel hominn; oh vara pih her i Hünalandi, firir ßvi at Jrin systir Grimhildr grcetr enn hvem dag Sigurd sveinn; oh aus mantu pess vid fiurfa dar en Jni homir heim." Oh er pidrehr enn fyrsti madr er varat hefw Ni/hmga.28

Im Nibelungenliede vollzieht Dietrich die warnung gleich beim ersten empfange: 1662, 4: „Kriemhilt noh sere weinet den helt von Nibe-

lunge lant." 1664, 2: „sol leben diu vrouwe Kriemhilt noch mac schade ergen.

„tröst der Nibelunge, da vor behüete du dich." 1668, 2: „ich hoere alle morgen iveinen unde klagen mit jämmerlichen sinnen daz, Etzelen ivip dem riehen got von himele des starhen Sifridcs lip."

Sobald die Niflungen gerüstet sind, gehen sie in den garten. Thi- drek und Hildebrand gehen neben Gmmar; Högni und Folker gehen zu- sammen. — Ebenso führt im Nibelungenliede Dietrich Günthern, als die Nibelungen zu Etzel gehen, Hagen aber und Volker gehen zusam- men (str. 1742 f.). Die Niflungen unternehmen einen Spaziergang durch die stadt. Dem Nibelungenliede ist dies fremd. Doch ist diese aus- schmückung des sagaschreibers leicht erklärlich. Vielleicht hat ihm eine reminiscenz an den kirchgang vorgeschwebt.

Die begierde , Högni zu sehen , ist widerholung aus c. 373 schluss.

Die folgende erzählung berührt sich aufs engste mit dem liede: Nil ser Attila hgr. hvar Högni ferr oh Folhher oh spyrr

28) Diese letzte hemerkung ist nicht ganz zutreffend , denn schon Eckiward hat Högni gewarnt (c. 3G7).

4G Domra

hverir pd ganga med Gunnari legi. ok pidreki legi, pd svarar hertogi Bloälenn: „pat vcentir mik at par man vera Högni ok Folker." Im Nibelungenliede stellt Kt/el diese frage, als sich Die- trich and Sagen heim empfange die bände reichen, str. 1689, I:

da:. $ach d c r I; ii n i i 1. 1 .: < I : dar iimhr e r wägen began. L690: „Diu man weste ich gerne,0 sprach der künic rieh, „wer jener recke /rare. den dort her Dietrich so friunüich enpfähet. er treit vil hohen muot: swer sin rtdrr wäre, er wnc wol sin ein hell güot." l r.'.» 1: Drs antwurte dem hiinige ein JSiriemhilde man:

„er ist geborm von Tronege, sin vater hie$ Aldridn

((': Adrian)" An der stelle des Kriemhilden mannes ist in der saga eine bestirnte Persönlichkeit Bloälenn (Blödelin) getreten. Fast wörtlich mit dem Hede stimt das folgende: pd svarar konttngr: „vel möetta ek kenna Högna, firir Jtvi at kann rar med mer vm riä ok ek dubbadi kann til riddara ok Erka dröttning; ok vist varhann pd nir ritt ijnilrr vgl. Nih. 1693:

„Wol erkande ich Aldriänen: der was min man: lop und midi)/ ere er hie b% mir gewan. ich machete in xe ritter und gap im min </<>//. Helche, diu getriuwe, was im inneklichen holt. L694, 1: Baron ich wol erkenne alles, Hagenen sin/.- IG'.»'). •_' : sinen friunt von Tronege den het er reht ersehen, <lrr im in siner jugende vil starkiu dienest bot. Str. 1G93, 1 lesen alle handschriffcen Aldriänen (C: Adrianen); offenbar ein fehler, der sich aus 1691 . 2 erklärt. Qaa einzig richtige Hagenen ist yon Zarncke, Nib. 3. null. 268, 2 mit recht abgenommen wurden. Es wird ausserdem durch Biterolf 77'» (vgl. Lachmanna anmer- kung zu 1693) bestätigt. Es ist durchaus nicht glaublich, dass dieThi- drekssaga die richtige lesart gekannt habe, vielmehr hal der sagaschrei- ber onbewust das richtige hergestellt,

Die saga erzählt sonst nichts von einem aufentnalte Eögnis bei Attila, wobei ihm dieser das ritterschwert verliehen habe: uberhanpl erscheint er nur in Av\- episode von Vältari und Hildigund (c. 241 II) an Attilas hofe, und in dieser partie ganz, unpassend: vgl. <ir. HS. s. ss. Der name Helche wird in den hss. AD nicht genannt, sondern nur in

BClh.

fföfimi und Polker eefaen um die Btadt herum und lassen sich toi den trauen sehen, indem sie ihre helme absetzen. Das bildet die einlei- tung zu Högnis bestdireibung: l'.n Högni er at pessu auMendr: kann

QUELLEN D. NIFLUNGA-S. IN DER THIDREKSSAGA 47

er mjör um midjan oh breidr um her aar, langt andlit hefir hann oh Weiht sem asha, oh citt auga oh alsnart;29 oh ei er kann at sidr allra manna drcngiligastr.

Hagens beschreibung gibt das Nibelungenlied sogleich nach dem empfange durch Dietrich, als er im Hunnenlande von allen bewun- dert wird: 1672: Der helt was ivol gewahsen, daz, ist alivär,

groz, iv as er zen brüsten, gemischet ivas sin hur mit einer griscn varwe. diu bein warn im lanc, und eislich sin gesihene. er liefe herliehen ganc. Die aschenartige färbe von Högnis gesiebt steht mit seiner abstammung von einem elfen in Verbindung (vgl. cap. 169. 170). Högni verlor ein äuge im kämpfe mit Waltari (c. 244). Eine ähnliche beschreibung Hög- nis gibt auch c. 169 und ausführlicher c. 184.

Während die Niflungen noch draussen vor der bürg bleiben, geht Thidrek heim in seine halle. Attila lässt das mahl, da er eine so grosse menschenmenge nicht in eine halle hineinbringen kann, in einem apfelgarten herrichten. In demselben garten findet nachmals auch der kämpf statt. Im Nibelungenliede findet das mahl im saale statt. Mit dieser abweichung stehen verschiedene spätere in Verbindung.

Cap. 376. Grimhilds aufreizungen.

Im Nibelungenliede entspricht str. 1836 1842.

Während das mahl zugerüstet wird, geht Grimhild zu Thidrek in seine halle. Thidrek fragt nach ihrem anliegen. Hon segir grdtandi oh veinandi: „Godi vin pidrehr ! Nii em eh ho min at soßhja pin heil rdd. Nu vil eh pih bidja, godi herra! at pii veitir mer lid, at eh hefna mins ens mesta harms, par er drepinn var Sigurdr sveinn. Eh vil nupess hefna ä Högna oh Gun- nari oh ödrum peirra breedrum. Nu viltu svd , godi herra , p d vil eh per gefa svd mihit gull oh silfr sem sjdlfr viltu, oh her med vil eh per lid veita, er pii vilt rida um Bin oh viltu hefna pin (A fügt hin- zu: d Sifha eda Erminreh honungi).'1 Das Nibelungenlied enthält eine kürzere darstellung :

1836: E die herren gesäten, des was harte lanc. diu Kricml bilde sorge si ze sere twanc;

si sprach: „fürste von Berne, ich suoches dinen rät, helfe und genäde: min dinc mir angestlichen stät."

29) B liest alsvart, ebenso die SE.

•}S DÖBINfl

1837,5: Si sprach: „ja hat mir Hagevn also vil getan;

er motte Sifriden den minen lieben man.

der in ü§ den andern schiede, dem war min golt

In reit:

engültes ander lernen, das, war mir innehlichen t<il.il nur in CJd.

In dieser atrophe handelt es sich zwar nur um die erschlagung Eagens, dagegen in «1er saga um die räche an allen Niflungen. Die abweichung komm! daher, dass Högni zu Gunnars bruder gemachl wor- den ist: denn dadurch wurde es notwendig, die räche an allen brüdern zu vollziehen. Oberdies handelt es sich auch Nil». 1837. L838. L839 um Vollzug der räche an allen Nibelungen.

Die letzte bemerkung, Grimhild wolle Thidrek bei seine]' räche an Krminrek beistehen, ist dem Nibelungenliede fremd, docb vom saga- schreiber nicht unpassend eingefügt, denn auch nach dem Nibelungen- liede (str. 2259) bat Dietrich den gedanken an eine einstmalige heim- kchr noch nicht aufgegeben. Die saga erzählt ausführlich die zweima- lige rüekkehr Thidreks in seine heimat c. .'517 if. und c. 395 ff. Bei der ersten heimkehr verspricht ihm Erka Unterstützung (c. 317) und gewährt sie ihm auch. In rückerinnerung an diese erzählung mag der zug, da>s Grimhild Thidrelü ihre hilfe verspricht, angefügt wurden sein.

Thidrek ertheilt Grimhild abschlägigen bescheid: .. i'ni . pa i md eh gera vi st eigi; oh hverr er Jpat gerir, pd shal pat vera gört iiliin mit! ri'nt oh ütan minn vilja firir pvi at peir eru mi- nir enir bestu vinir; oh heldr shylda eh veita peim gagn en ügagn." Im Nibelungenliede versagen ihr Hildebranl und Dietrich die hilfe. Zunächst antwortet ihr Hildebrand : 1837,2: „swer sieht die Nibelunge, der tuot i$ äne m i h .

durch deheines Schatzes liebe. <:- nun- im werden leit.

si siuf noch unbetwungen, die snellen villi r gemeit."

Vorwurfsvoller antwortet Dietrich: L838, -': „die bete beliben, hüneginne rieh.

mir habent dine mäge der leide niht getan,

it ii .:, ich die degene hüene mit strite welle bestän.

L839: Diu bete dich lüteel eret, vil edeles fürsten wip, iln:: <lii dinen mägen ratest an den lip. si hörnen üf genädt her in ditee lant. Sifrit ist ungerochen von der Dietriches hant."

Darauf geht Grimhild in die halle, tritl't dort Blodlirm und spricht zu ihm; „Herrn lltodliuu! viltu veita mer lid at hefna minna

QUELLEN D. NIFLUNGA - S. IN DER THIDEEKSSAGA 49

harma? Nil minnir mik sdrlega hversu Niflungar bjogu viä Sigurä svein; fiess vilda ek hefna peim, cf J>ü vildir mer liit veita. Ok ef pii vilt svd göra, pd mun ek per gefa mikit riki ok alt sem beidiz. Dazu stimt im Mb. 1840:

Do si der untriuwe an dem, Berner nine vant, lobtes also halde in Blcedelines hant eine riclie marke die Nuodunc e besaz,. 1841: Si sprach: „du solt mir helfen, herre Blmdelln; ja sint in disem hüse die viande mm, die sluogen Sifriden, den m/inen lieben man. swer mir das, hilf et rechen, dem bin ich immer undertän." Blodliun antwortet: „Frii! er ek g er i petta, pd man ek hafa firir mikla ü cindttu Attila kgs.; hann er peirra svd mikill vin.l> Wörtlich übereinstimmend mit Mb. 1842:

Des anhvurte ir Blcedel: „vrowe, nu wi$$et das,, jane getar ich in vor Etzeln geraten keinen haz,, wände er die dine mäge vrö v il gerne siht. tcet ich in iht ze leide, der künec vertrüege mir sin

niht." Der Wortlaut der saga stimt genauer zu AB als zu C. C : Des anhvurt ir Blosdel da er bi ir saz, :

„jane getar ich dinen mägen geraten keinen haz,, tvande si min bruoder bi im gerne siht : ob ich si bestüende, der künec vertrüege mir sin niht." Abweichend vom Mbelungenliede ist, dass Grimhild bei Blodlinn nichts ausrichtet, während sie ihn im Mbelungenliede doch noch zu bewe- gen weiss; und dass sie auch Attila, wie sie ihn (c. 359) durch hinwei- sung auf den schätz zur einladung ihrer verwanten bestirnt hat, durch aussieht auf den Mflungenschatz zur räche anreizt. Allein Attila gebie- tet ihr stillschweigen und will nichts vom schätze wissen. Das ist ein Widerspruch mit c. 359 , wo Attila der geldgierigste mann genannt wird. Dagegen blickt hier die auffassung von Attilas Charakter, wie sie dem Mbelungenliede eigen ist, hindurch. Im Mbelungenliede hegt er die freundlichste gesinnung gegen die Burgonden; vgl. str. 1799 f., 1803, 1831 1833. In str. 1803 heisst es ausdrücklich, dass er, wenn er die rechte Wahrheit gewust, alle plane Kriemhildens vereitelt hätte.

Cap. 377. Das mahl im apfelgarten.

Hier werden einzelne dinge erzählt, die sich im Mbelungenliede in anderem zusammenhange finden.

ZE1TSCHK. F. DEUT8CHE PHILOL. BD. II. 4

öO DÖRING

Nu gengr Attüa kgr. nt i apaldrsgardiwn . par sem veielan skal vera, ok Jcallar til sin bodsmenn ok pangat drifa attir. Im

Nibelungenliede beginnt das mahl str. L848:

1)6 diu k/üniginne Bloedelinen lie in des strites willen . zc tische si do gie mit l-'J:cht dem Jcünege und ouch mit sinen man. Jetzt erst folgt in der saga die abforderung der wallen. Im Nibe- lungenliede geschieht dies am ersten tage. malti dröttning til Niflunga: „per skoluä selja mer til vardveiglu vöpn ydur; her skal engi madr med vöpnum ganga; per megud vel sjä, nt svd gera Ilnnir." svarar Högni: ,.]>ü ert ein dröttning, hvat skaltu taJca vöpn manna? oh pat kendi m i r minn faäir,pd er ek var ungr , at aldri skylda e h leggja min vöpn d konu trü; ok medan eh em i Hünalandi, ]><i laßt ek aldri min vöpn." Die saga stimt mit dem Nibelungenliede aufs genaueste:

1683: Do sprach diu küniginne zen rechen über al: „man sol d eh ein in wäfen tragen in den sal. ir helde, ir sult mirs üf geben: ich tvils behalten

n." .jidritvcnr sprach Ifagene, „da$ wirdet nimmer getan. L684: Jane ger ich niht der eren, fürsten wine milt, daZj ir zen herbe r gi n trüeget minen schilt und ander min gewafen: ir sit ein künigin. daz, enterte mieh min vater niht; ich wil selbe ka- merare sin." Die saga schliesst sich der direkten rede von AB 1683, 2 genauer an, als der indirekten von C:

Diu frouwe hiez, do künden den rechen übend, daz, niemen trugen suhle dclui ii träfen in den sal. Es folgt eine erzählung, die der sagaschreiber aus Lauter wider- bolungen, verschiedenen reminiscenzen and eigenen zutaten zusammen- geflickt hat.

Högni setzt seinen heim auf und bindet ihn lest (ebenso später ßernoz); eine widerholung aus c. 373.

Gernoz sagt, Eögni werde noch am selben tage seine keldenhaftig- keit und kluglieit zeigen, und vermutet, dass Högni im voraus gewust habe, wie es den Nillungen in llimaland ergehen werde. Das erinnert an Nib. L791, wo Hagen kurz vor dem kirchgange wallen zu tragen rät, da ja Eriemhilds gesinnung bekannt sei, und voraussagt, dass sie an diesem tage aoeh zu kämpfen haben würden.

QUELLEN D. NIFLUNGA - S. IN DER THIDREKSSAGA 51

Nu skill Attila kgr. at Högni leetr rckttdega okhann spen- nir fast s intim hjdlmi ok spyrr pittrck afJBern: „Hverir sei- ja upp sina hjälma ok lata reidulega?" Dem entspricht fast wört- lich eine strophe aus der erzählung vom kirchgang, 1799: Do der künic richc sus gewäfent sach

die künege und ir gesinde, wie balde er db sprach!

„wie sihe ich friunde mine under helme gän?" nur lässt der sagaschreiber Attila nach den namen der waffentragenden fragen, während das Nibelungenlied nach der Veranlassung zum Waffen- tragen. Thidrek antwortet, es seien Högni und Gernoz. Diese scene ist der ähnlichen in c. 375 nachgebildet. Noch fügt Thidrek hinzu: „Vist eru peir gödir drengir, ok meiri von, herra, at ßenna dag megir pu J>at vcl sjd, ef svd ferr, sem mer vceri von." Dies stützt sich auf str. 1691, die der sagaschreiber c. 375 nur zum theil widergegeben hat; vgl. 1691:

Des antiuurtc dem künege ein Kriemliilde man:

„er ist gebom von Tronege, sin vater hicz, Aldnän.

sivie blid er hie gebäre, er ist ein grimmer man.

ich läz,e iuch daz, wol schouwen, daz, ich gelogen niene hän."

Die scene, wie Attila den beiden platze in bestirnter Ordnung amveist, ist widerholung nach c. 374, auf das auch verwiesen wird.

Über das feuer, das im garten angezündet ist, vgl. s. 33. An dem mahle nimt auch Blodlinn theil; nach dem Nibelungenliede macht er während des mahles den angriff auf Dankwart und die knechte in der herberge (vgl. c. 378). Die Niflungen kommen mit helmen, hämi- schen und Schwertern zum mahle; so auch im Nibelungenliede, wo sie vom furniere zum mahle gehen. Sie haben ihre Schilde und spiesse (gla- del) abgelegt merkwürdig genug, da sie doch zu anfang des capitels ihre warfen nicht ablegen wollen und haben dazu ihre knappen gesetzt. 20 knappen halten die hut über die gefolgsmannschaft, um ihnen den ausbrach etwaiger list oder Unfriedens zu melden. Hierin haben wir die knechte, die in der herberge untergebracht worden sind. Der saga- schreiber hatte keine deutliche erinnerung mehr, was es mit ihnen für eine bewandnis hatte, er erfand daher etwas und machte sie zu hütern abgelegter waffen.

Cap. 378.

Grimhild reizt Innig an, den kämpf zu beginnen.

Im Nibelungenliede entspricht etwa str. 1701 f. und 1841-1847. Diese aufreizung des Irung hätte vom sagaschreiber besser vor c. 377 gesetzt Averden sollen. Dem sagaschreiber fällt ein, dass während des

4*

52 im.ki.n«.

mahles ein ritter den kämpf beginnt Er lässt daher Grimhild mitteD während des mahles aufstehen and [rung anreizen. Diesen hat der saga- Bchreiber hier mit Blödel vertauscht.

[rung heisst ein ritter der Grimhild, der über ander»- ritter gebie- tet. Im Nibelungenliede ist er maregräve aus Tenemarke (/.. b. l%5), also eilende an Kt/tds hofe. Die erzählung ist ziemlich breit. Grim-

liild sagt: „Gödi vin Irungr! viltu hefna mirmar svivirfiingar ? n/& rill eigi hefna Attüa kgr." usw. pd svarar Irungr : „Hvers viltu hefna lata, frü? e&a firir poi gredr svd sdrlega?" Keine von diesen bei- den fragen richtet im Nibelungenliede Blödel an Kriemhilt. Eine der zweiten ähnliche frage richten Etzels mannen an die königin, als Volker und Hagen vor Kriemhilts saale sitzen und diese zu weinen anfängt:

1701: E$ mante si ir leide: iveinen si began. des hete michel wunder die Etzelen man, waz, ir so schiere bei rächet liefe den muot?

1702: Sie sprächen zuo der vrouwen: „wie ist daz, geschehen? wand ivir iueh niweUche haben vrö gesehen.0

Die folgenden worte stimmen genauer mit dem Nibelungenliede: Jxi svarar dröttning: „Nü kenn- mer mest i hng, hversu Sigurdr sveinn var myrtitr; hans vilda eh hefna ef nokkurr vill mer til duga." pd tök htm hans guUbumn skjöld ok mcelti: „Göäi vin, Irungr, viltu hefna minnar sririnlingar , ek fee ]>t r penna skjöld fullan af randu gulli, sem mest feer Jni fylt, ok her med all a mina vindttu." Vgl. 1841 :

Si sprach: „du solt mir helfen, hörre Blcedelwi.

ja sii/f in, disem hüse die viande min,

die sluogen Stfriden, den nunen liehen man.

swer mir daz, hilf et rechen, dem hin ich immer under-

Uutr lsl:i: „Neind , hirre Hhrdelhi, ich bin dir immer holt.

ja gib ich dir ze miele silber ttnde golt." Im Nibelungenliede bietet an anderen stellen Kriemliilt Schilde voll gold, vgl. str. 1962 und 2067.

[rung, durch das viele gold bewogen, besonders aber durch Grim- hilds anerbieten ihrer freundschaft , zeigt sich willfährig, gleichwie Blö- de] im Nib. 1845, nachdem er die miete vernommen hat. [rung stendr "/>/' skjott ok vdpnar sik ok Jcallar sina riddara til sin ok bidr pd vdpnaz, ok hefvr C riddara. Dazu vgl. Nib. 1847:

„Nu iväfenf in eh," sprach BloedeUn, „alle mine man." Im Nibelungenliede stürmt Blödel mit tOOO mannen gegen Dankwart

QUELLEN D. N1FLÜNGA - S. IN DER THTDREKSSAGA .r)o

und die knechte. Irung setzt sein zeichen auf. Der sagaschrei- ber verlegt den kämpf nicht bloss in einen garten, sondern liebt es auch, widerum abweichend vom Nibelungenliede, denselben als eine offene feld- schlacht darzustellen. So lassen die Hünen c. 382 ihre hörner ertönen; c. 383 erheben die Hünen grosses feldgeschrei ; c. 384 erheben die Niflun- gen grossen heerruf; c. 385 lässt Högni seine posaune blasen und ruft dadurch seine mannen zu sich. Im selben capitel wird eine förmliche Schlachtordnung entworfen; die einzelnen schaaren gruppieren sich um banner; c. 386 richten die Niflungen ihre banner auf und ziehen um die bürg mit ruf und hörnerschall. Die Hünen stehen auf einer bastion. Hünen und Niflungen ziehen in Schlachtordnung gegen einander. Sie richten ihre banner auf und lassen die hörner tönen. Kodingeir lässt sein banner vorwärts tragen; c. 388 haut Folker eine gasse durch die Hünen.

Ähnliches findet sich auch Thidr. c. 40. 324. 330 und in andern sagas, so Völsungas. c. XI (bei Bugge s. 107): Sigmundr Jcgr. oh Eylimi settu upp merJci sin , oh var pd Udsit i lüdra. Sigmundr Jcgr. Icetr vid hveda sitt hörn, er fadir hans hafdi du oh eggjar sina manna.

Grimhild gebietet, die knappen anzugreifen usw. Im Nibelungen- liede thut dies Blödel aus eigenem antriebe, vgl. str. 1847.

Cap. 379.

Grimhild reizt ihren söhn gegen Högni an. Högni erschlägt ihn. Ausbruch

des kampfes.

In der erzählung von Aldrians aufreizung stimt die saga mit einer partie aus dem anhange zum heldenbuche überein (vgl. Gr. HS. s. 298 ff. Raszm. II, 81 u. 150). Im übrigen stützt sich die saga auf Nib. 1848 f. 1897 ff.

Oh gengr dröttning shyndilcga i gardinn, par er veiz- l an var, oh setz % sitt lidsceti; oh renn til liennar Äldrian, son hcnnar, oh hijssir hana. Oh mcelti dröttning: „Minn sceti son! mcmtu vera Uhr pinum frcendum, oh Jiefir 1mg til, pd shaltu ganga til Högna; oh pd er lytr fr am yfir bordit oh tehr mat af dishinum, reid upp pinn nefa oh Ijöst d hans hinn, sem allra hardast mdttu. pd mantu vera gödr drengr, er petta Jwrir pü." Sveininn rann pegar yfir til Högna; oh pd er Högni lytr fram yfir bordit, pd lystr sveininn sinum nefa d hans hinn. En pat högg vard meira en von vceri af svd ungum manni. Oh sinni vinstri hendi tehr Högni sveininn med hdrinu oh mcelti: „petta hefir eigi gört med pinu rddi oh ei med rddi Attila honungs, födur pins; heldr er petta eggjan pinnar mödur; oh pess mantu litt njöta pcssu sinni."

;,| DÖRING

Ok sinni hcegri hendi tekr Högni um medalkafla sins sveräs ok dregr or sliärum ok höggr af höfuä sveinsins ok kastar höfdinu d brjöst G r im h i Id i.

Vgl. anh. /.. heldenbuche (v. d. Sagen I, s.CXXV): '/<* hatte di( kingin (Kriemhilt) ein jungen sün von zehcnjoren, :.u dem sprach (s/ij: .Jon ff, stach Hagen a u ein hacken; es ist giner, der dortt sizett." do ging der knab und slüg in a u ein backen, do sprach ll<<- gen: „dz wil ich dir gern verttragen umb diu Mndheitt; wer ee aber, das du mich me sliegest, ich möhtt dir: n'd vertragen." do wz fro, um/ sprach alicr zum /sind: „louff mal slacli in ander werb." der knab de// da.: in sin matter hiess. do er in nun aber hatte geslagen, do stand Hagen uff: „dag liastu nit von dir selber getane und u a in dz k i u d by dem hör und sing y in dz höh II ab. Zu dem anfange dieses absehnittes der saga stimt Nib. 1848: Do diu küne ginne JBlcedelinen lie in des strites willen, zc tische si do gic. 1849: Do der strU uihl anders künde sin erhaben

Kriemhilt leit daz, alte in ir herzen was begraben,

do hieZj si tragen ze tische den Etzelen sun.

wie künde ein m/p durch räche immer vreislicher tuon.

(C liest ganz abweichend:

Do die fürsten gesehen wären liberal,

n nl na lieguuilcn eZjZ,cn, do ivart in den sal

getragen zuo den fürsten daz Etzelen kiut.

da von der kimec r/che gewan vil starken jämer sink) Mit di'm Schlüsse stimt str. 1898. Nachdem Dankwart sich durch die Hunnen durchgeschlagen hat und den Burgonden den beginn de kampfes gemeldet, springt Hagen auf und erschlägt den Ortliep. L898: Do sluoc daz, kint Ortlieben Hagen der hell guot,

daz im gegen der lande amc swerte vlöz, daz, bluot,

nid daz der künegmne daz lumpt spranc in die seh In der unmittelbar folgenden erzählung schliessl ßich die Baga genau dem Nibelungenliede an: ok meetti Högni: „I Jtessum apaldrs- gurdi drekkuiu gott v i n . ok j>ut cerdum vir dprt at kuupn ei/ii fyrstu skuld lyk ek med pessu G ri mh ildi ' sy st u r." vgl. Nib. 1897 (Hagen spricht):

„Ich hau vernomen lange von Kriemhilde sagen.

daz si ir her zeli 'nie Wohle nihl rert ragen.

nu Irinhen wir die miunc, n nd gelten sknnegcs min.

der junge vogt der Hinnen d, r muos, d( r erste sin."

QUELLEN D. NIPLUNGA - S. IN DER THIDREKSSAGA 55

Ok enn höggr hann yß/r höfuct Folkher 30 til föstra sveins- ins ok af hans höfud: „Nil er launat dröttningu, sein vert er; hversu gcettir pessa svcins." Dem entspricht Mb. 1899: Dar nach sluog er dem magezogen einen swinden slac mit beiden sinen henden, der des hin des pflac, daz, im das, houbet schiere vor tische nider lac. ez, ivas ein jcemerlichez, Ion, daz, er dem magezogen

wac. Attila fordert seine mannen auf, die Niflungen zu erschlagen. Im Nibelungenliede spornt Etzel an späteren stellen seine mannen zum kämpfe gegen die Burgonden an, so 2020:

Noch vor dem dbendc schuof der Jcünec daz,, und ouch diu küneginne, daz, ez, versuocJiten baz, die Hiunischen recken usw. Str. 2089 bittet er Rüdegern gar fussfällig, am kämpfe theil zu nehmen.

Jeder mann im garten springt auf; die Niflungen schwingen ihre Schwerter und am ende des capitels heisst es, die Niflungen erschlagen manchen mann und es liegen hunderte von toten im garten.

Was hier kurz zusammengefasst wird, erzählt das Nibelungenlied ausführlicher. Hagens tapferkeit str. 1902, Volker nimt männlich am kämpfe theil 1903, Günther 1905, Gernot 1906, Giselher 1907, er ist überall der vorderste 1908. Etzels mannen wehren sich tapfer 1909. Es entsteht ein lärmender kämpf. Kurz vor den Schlussworten des capi- tels wird noch ein eigentümlicher Vorgang erzählt: At rddiim Grimhil- dar vdru breiddir fyr ütan gardsliäit nautahüdir rdblaidar 31 ok pd er Niflungar laupa ut af gardinum, falla ; pcir d hdduniim; ok Jjar för margr madr svd at hann fekk bana. Hierzu findet sich nichts ähnliches im Nibelungenliede, überhaupt in keinem deutschen gedichte. Im skan- dinavischen norden mag das eine sehr übliche kriegslist gewesen sein. Wir finden ganz dasselbe in der Eyrbyggja Saga bei Gudbr. Vigfusson Leipzig 1864, s. 48, wo durch dieselbe list Stijrr die beiden Berserker Halli und Leiknir überwältigt.

Wir sehen, wie der sagaschreiber sich nicht scheut, über seine deutschen quellen hinauszugehen. Vgl. die bemerkungen über das anzün- den von feuern s. 33.

Dieser selbe zug ist auch in die hvensche chronik (vgl. unten im sechsten kapitel, B. und Kämpevise C, vgl. unten im sechsten capitel

30) Nach c. 377 gegen ende sitzt Folker neben dem erzieher.

31) In der S. R. sind die häute über erbsen (ärther) gelegt, gleichwie in der hvenschen chronik.

56 r kirim;

\.) uihI in das faröische Bögnilied (vgl. unten im Bechsten kapitel, C.) aufgenommen werden und bietet ein gewichtiges argument für die ermit- belung von deren quellen.

In der in den nächsten capiteln folgenden kampfesBchilderung weichi der sagaschreiber ganz bedeutend vom Nibelungenliede ab. Die Ursache hiervon liegt darin, dass der sagaschreiber von vornherein den kämpf ins freie verlegt eine änderung, die viele andere bedingt hat und dass er rein nach dem gedächtnis gearbeitet hat (vgl. cap. I. §. 1). Grleich- wol finden sich hin und wider anklänge an das Nibelungenlied.

Cap. 380.

Die Sonnen, die im garten sind, werden erschlagen. Thidrek verlässt den Kampf- platz. Attila und Grimhild feuern die Hunnen zum stürme auf die Niflnngen an.

Diesem capitel entspricht ungefähr Nib. 19K) 1964. Wie in der saga Irung die Niflungen am herausstürmen aus dem garten verhindert, so hindern im Nibelungenliede Volker und Dankwart das entfliehen der Hun- nen aus dem saale und das eindringen frischer hilfstruppen in denselben. (Niflungar) berja$ vid Ilüni i gardinum, ok ei letta peir dar en peir hafa drepit hvert mannbar n af Hun um, Jxit er ei kom d flotta iindan. vgl. Nib. 1940, 1 3: Si heten die sie woldcn läz,cn für den sal: üö huop sich innerthalben ein gröblicher schal. die geste sere rächen das, in e geschach. 1945: Sivaz, der Iliuncn mäge in dem salc was geicrsat, der enwas nu deheiner dar inne me genesen; des Was der schal gestiftet, daz, meinen mit in sireit: diu swert von handen legeten die küenen recken

ge m e it. 1946, i: Die herren nach ir müede sä$en do zetal.

Attila Jcgr. stendr nu yfir cinum kastala olc eggjar ßadan (diu sinn menn fit ntgöngu vid sinn mdga Niflunga. vgl. Xib. 1956, 1:

Do stuonden vor dem h äse vil manec tüsent man.

Unter ihnen ist auch Etzel (vgl. 1956, 3). Etzel ermuntert seine mannen zum angriffe auf die Burgonden str. 2020.

Wie Attila und Grimhild aus dem garten gekommen sind, erwähnt der sagaschreiber gar nicht.

En pi dreier hgr. af Hern gengr heim i sinn gard med dl In sinn menn, ok pikkir störilla, er svd margir hans gödir uinir skuT/u ganga i tvd stacti ok berja$.

Das Nibelungenlied erzähll ausführlicher ; hier findet erst eine Unterhandlung statt, und dann entfern! sich Dietrich.

QUELLEN D. N1FLDNGA - S. IN DER TfflDREKSSAGA 57

1932: (Dietrich) under arm beslbz,

die edelen küneginne; der sorge diu was gröz,; fuort er anderthalben JEzelen mit im dan; ouch gierigen mit Dietriche sehs hundert westlicher

man. 1935 verlässt auch Rüdiger mit 500 mannen den saal.

Grimhild theilt waffen aus Attilas waffenvorrat an die Hunnen aus. Dies ist dem Nibelungenliede fremd. Sie mahnt zum angriffe auf die Mflungen, gleichwie gemeinsam mit Etzel Mb. 2020. Sie theilt gold, silber und kostbarkeiten aus. Im Mb. 1692 bietet sie für Hagens haupt Etzels schild voll gold zum lohne; 2067 lässt sie gold in Schilden herbeitragen und gibt jedem, der davon begehrt.

Cap. 381. Ausbruch der Niflungen aus dem garten.

In diesem capitel verwendet der sagaschreiber einige reminiscenzen an Dankwarts kämpf mit Blödelin, und sein hindurchschlagen durch die Hunnen, Mbl. 1858 1888.

Mit den anfangsworten : Nu verdr snörp orrosta fienna dag, er Hünir soekja gardinn, en Niflungar verja, vgl. Mb. 1858, 4: da huop sich under helden der aller gröz,este haz,.

Her verdr mikit mannfall hvärtveggja af Hünum ok Niflungum ; ok ßd falla Hünir hdlfu fleiri; ok svd drifr po til mannfölk af her udum ok ödrum borg um ok hafa Hünir hdlfu meira lid en fyrst er til var tekit.

Nach Mb. 1873 fallen alle 9000 knechte, dazu die 12 ritter Dank- warts. Nach str. 1869 fallen 500 Hunnen. Als man das bei hofe hörte, rüsteten sich mehr als 2000 Hunnen und stürmten gegen die knechte (vgl. 1871 u. 1858). Auch von diesen hilfstruppen fallen viele.

Mit dem herzuströmen von kriegern aus den heraden vgl. Nib. 2026, 1 f.:

Etzel unde Kriemhilt die körnen beide dar.

daz, lant daz, was ir eigen; des merte sich ir schar.

Högni sagt zu Gunnar, es seien viele Hunnen und Ömlungen32 gefallen, aber dennoch strömen immer mehr herzu, „en höfdingjar Hüna

32) Easzmann (LI, 82 anni.) glaubt, diese Amelungen seien wahrscheinlich Goten aus dem dem Attila unterworfenen Oberlahngau, die hier mit ihrem alten stammnamen genannt würden.

Es ist doch äusserst kühn, aus den Worten eines romanschreibers , der mit sei- nem stofle aufs willkürlichste umgeht, etwas derartiges herauslesen zu wollen. Zu-

DÖRING

homa hvergi twer, ok berjumg ver ndlega viä pra&a peirra." Dazu stimmen im Nibelungenliede Bagens höhnende worte gegen Etzel, anmit- telbar oachdem dieser den saal verlassen hat:

r.»57: „E$ eame" so sprach Hagene, „ril ic<>] wlkcs tröst, das. die herren veehh n sc aller ronlernsf, also der »ihtni herren hie ieslicher tuot: die houweni durch die hefone, nach swerten vliu$et dag pluot." Zu Högnis Worten: „Nu er merpat enn mesti harmrerei komum ver t'it af pessum gardi , ok mcettim ver pd själfvr Jejösa vid hverja metm ver skyldim berjas. en ckkl afrek megum ver rinna, cf eigi megum ver njöta vdra höggvapna vid llthii" vgl. Kriemnilds worte Nil). 2036 f.:

„Ncinä, Hinnen recken, des ir da habet muot, ich rate an r eilten triuwen, das, ir des niht entuot, duz, ir die mortreesen läget für den sah so müesen iuwer mäge liden den tödlichen val. Ob ir nu niemen lebte wan diu Voten hint, mme edele bruoder, und kommt si an den ivint, erkuölent in die ringe, so sit ir alle vlorn. es, enwurden kiiener degene nie ser werlde geborn." Högnis worte: „Niflungar munu falla, pött heldr J>oli ]><ir spjöt ok sköt Unna, en sverfi peirra" lehnen sich an eine stelle aus dem Dankwarts- kämpfe an, wo es von Dankwart heisst: 1881 : Er leidete sich so sere den Etilen man,

das, si in mit den swerten torsten niht bestem: schüren si der gere so ril in sine» rantt dag er in durch die sivcerc muose lägen von der hont. Bögni, Gernoz und Gislher mit vielen Niflungen brechen durch die gartenmauer. Blodlinn konit ihnen mit seiner schaar entgegen; es entspinnt sich ein harter kämpf. Das erseheint als eine zusammenwer- fung von Dankwarts ausbrach aus der herberge und andrerseits dem kämpfe der lUirgunden mit Irinc, Hawaii und deren mannen, der zum tlieil auch ausserhalb des saales stattfindet (vgl. str. 1987. 1998. 2007. 2011).

Blodlinn ist hier mit Irinc vertauscht, wie oben umgekehrt Iruug mit Blödel, vgl. s. 52 f.

di'in frajjt es sich noch, ob hier nidit ein Bchreibfehler vorliege; dennA und B haben i'nr ömJ/wnga/r (der Mmb.) Niflwngar.

Die Schw. Elec. gibl der stelle eine etwas andere fassnng and erwähnt die Amelungen gar nicht.

QUELLEN D. NIFLÜNGA - S. IN DER THIDREKSSAGA

59

Cap. 382. Die Niflungen werden zurückgedrängt.

Sobald die Niflungen aus dem garten herausgestürmt sind, werfen sich die Hunnen mit macht auf sie, ok vercta Niflungar oflidi bor- nir ok Jirökkva aptr i garäinn.

Ebenso werden im Nibelungenliede die Burgonden nach misglück- tem aussöhnungsversuche und nachdem Kriemhilt den saal anzuzünden befohlen hatte, von den Hunnen in den palas zurückgetrieben; vgl. 2047, 1 : Die noch hie üz,e stuonden, die tribens in den sal mit siegen und mit schüren.

Högni wendet sich at upp höll einni ok styctr sinu baki vid hnrd haUarinnar; ok hun vor lukt, er deckt sich mit seinem schilde und haut jeden, der gegen ihn andringt, nieder.

Aus dem Nibelungenliede vergleiche man, wie Dankwart, beim beginn des kampfes im saale, die thüre gegen die Hunnen, die herein- dringen wollen, verteidigt.

1915: Dancwart der snelle stnont ügerhalp der tür: er tverte in ir stiege, swas, ir Jcom dar für. des hört man iväfen hellen den helden an der hant.

Dass hieran der sagaschreiber anknüpft, sieht man recht deutlich aus der folgenden von ihm misverstandenen oder nicht genau gemerkten strophe. Volker ruft zu Hagen :

1916, 2: „der sal ist ivol beslo$z,en, min friunt, her Hagenc. ja ist also verschranket diu JEtzelen tür: von zweier lielde handen da gent tvol tüscnt rigel für."

Am Schlüsse des capitels bittet Gernoz Thidrek, der mit seinen mannen auf den zinnen seiner halle in der nähe der Niflungen steht, ihnen zu hilfe zu kommen. Doch Thidrek schlägt es aus.

Man könnte hiermit im Nibelungenliede die scene zwischen den Burgonden und Küdiger vor dessen theilnahme am kämpfe vergleichen. Hier vermutet Giselher, dass Küdiger zu ihrer hilfe naht (str. 2109), allein Volker benimt ihm seine erwartung (2110) und Küdiger bestätigt Volkers meinung (2112).

Cap. 383. Gunnars fall.

Nur weniges berührt sich mit dem Nibelungenliede, anderes ist aus der Edda entlehnt.

Gunnar , von seinen mannen abgeschnitten , erliegt der Übermacht der Hunnen, Osid kämpft mit ihm bis die nacht hereinbricht und nimt ihn gefangen. Auf den rat Grimhilds wird Gunnar in einen ormagard

60 Ix'iRIM.

(hdschr. H schlangenturm) geworfen and von den schlaiiLCn u^'tötet. An- der edda ist entlehnt, dass Gunnar vnr Högni unterliegt, in einem schlangengarten seinen fcod findet und der kämpf bis in die nacht dauert; Vgl Atlani. 18. 31. 53. (vgl. Sn. B. Kkäldsk. e. 42).

Mit dem Nibelungenliede stimt überein , dass eine bestirnte Persön- lichkeit, Osid (mit Dietrich vertauscht), Gunnar gelangen nimt, vgl. str. 2297 flf. , dass Gunnar gebunden wird, vgl. str. 2298 fg. Wie Gunnar in der saga vor Attila geführt wird, so im Nib. 2299 vor Kriemhilt. Wie in der saga Gunnar auf Grimhilds rat in den schlangeuturm gewor- fen wird, so lässt sie im Nib. 2303 ihn in sein ungemach bringen.

Cap. 384. Die noch überlebenden Niflungen setzen den kämpf bis zum einbrache der nacht fort.

Quelle war theils Edda , theils Nibelungenlied. Högni entbrennt nach Gunnars gefangennähme von wilder wut; dies stamt aus Atlakv. L9. Die Niflungen machen den Hunnen vorwürfe wegen ihrer feigheit. Die- ser zug stammt aus dem Nibelungenliede; vgl. Volkers höhnende worte 1963. 1964.

Der kämpf währt bis in die nacht hinein , ebenso im Nib. vgl. str. 2022 (auch 2024).

Cap. 385. Heeresmusterung.

Gernoz und Högni mustern das heer. Högni rät den kämpf wäh- rend der nacht fortzusetzen. Letzteres ist gewissermassen eine etwas veränderte zweite aufläge der scene in c. 381 , wo Högni rät., aus dem garten auszufallen.

Damit die nacht erleuchtet sei, zündet Högni ein haus an. Dieser zug ist aus dem saalbrande abgeleitet, der nach Nib. 2048 ff. in der ersten nacht nach dein beginne d*^ kampfes stattfindet und vom saga- schreiber erst cap. 387 behandelt wird. Zerreissung eines momentea in zwei scheut der sagaschreiber auch sonst nicht ; vgl. c. 366 das zerbre- chen der rüder und des steuers.

Cap. 386. Kampf während der nacht und am zweiten tage.

Wenige ein/.elheitcn zeigen näheren anschluss an das Nibelungen- lied. Grimhild muntert jeden mann zur erschlagung der Niflungen auf und bietet guld und silber. Widerholung ans c. 380 (Nib. 2020. 1962.

Blodlinn und Gernoz haben einen tapferen Zweikampf, oh Gernoß skih svd padan, nf kann hefir af höggvit höfud Bloäliwn juris.

QUELLEN D. NIFLVNGA- S. IN DER THIDREKSSAGA Gl

Im Nibelungenliede fällt Blödel gegen Dankwart; vgl. 1864:

Do sluoc er BlcedeUne einen swinden sivertes slac, daz, im daz, houbet schiere vor den füez,en gelac.

Als Rodingeir hört, dass Blodlinn erschlagen ist, wird er zornig, ruft seine mannen zu den waffen und eilt mit ihnen in den kämpf. In ähnlicher weise wird im Nibelungenliede Dietrich durch Rüdigers fall bewogen, in den kämpf sich zu mischen (2254).

Eodingeirs kämpf mit den Niflungen, den das Nibelungenlied in der ergreifendsten weise erzählt, hat der sagaschreiber aufs nüchternste dargestellt.

Cap. 387. Högnis und Eodingeirs tapferkeit. Hallenbiand. Irungs fall.

In diesem capitel, namentlich von der mitte an, mehren sich die genaueren Übereinstimmungen mit dem Nib. 2046 2048, 1974 2001. Högni kämpft tapfer gegen die Hunnen oh allar hendr hefir kann nii blödgar upp til axlar; oh oll er hans brynja sem dreyri. Ähnlich heisst es Völsungas. s. 107 von Sigmund: hann liafdi bdäar hendr blöd- gar til axlar; ebenso von Sigurd Völs. s. 118. Auch das Nibelungen- lied bringt ähnliche bilder, so 1898, 1. 2:

Do sluoc daz, Joint Ortlieben Hagen der helt guot, daz, im gegen der hende ame siverte vlöz, daz, bluot. 1893, 1—2 (Dankwart sagt:) „min ivät ist bluotes naz,,

von ander manne wunden ist mir geschehen daz,"

Högni wendet sich zurück nach einer halle; er bricht deren ver- schlossene thür auf, lässt sich in der halle nieder und ruht sich aus. Die Hunnen stürmen gegen die halle; Högni vertheidigt die thür und erschlägt manchen mann. Hierin zeigt sich eine reminiscenz an den kämpf im saale im Nibelungenliede. Das ausruhen an und innen von der thür wird mehrfach erwähnt, wenn auch nicht immer speciell von Hagen, so 1946. 2016. Auch den stürm der Hunnen gegen die thür des saales und die vertheidigung gegen dieselben behandeln einzelne sce- nen des liedes, vgl. str. 1915. 2011. (2021) u. a.

Nu ser Grimhildr petta hvar Högni er, oh svd at kann drepr margan mann; hun hallar hdtt d Hunt oh bidr at peir shulu sld eldi i höllin a, pviat af tri var gört hraf hallarinnar. Oh svd er gort. Vgl. im Nibelungenliede Kriemhilts worte: 2046: „Lät einen uz, dem hüse niht homen über dl:

so lieiz, ich vieren enden zünden an den sal." 2048, 1: Den sal den hiez, zünden daz, Etzelen ivip.

(;•> DÖRING

Ertrags kämpf mit Högni stimt ziemlich genau mit dem Nibelun- genliede öberein. pd kaUar Qri/mhildr sinn heri vm Irung: „Go&i Irungr" saga% htm, „nü mättu scekja at Högna, par sem h-ann i niK Ittisi ; fii mer hans höfuä, en ek man fytta pmn skjöld af rauäu guUi." Ähnliche worte braucht Grimhild c. 378, um [rang aufzu- reizen, vgl. die erörterungen zu c. 378. Im Nibelungenliede wird Irinc durch Volkers spott über die feigheit der Hunnen (str. 1963 f.) zum kämpfe mit den Hurgonden bewogen.

Nu sni/r Irungr til hallarinnar hvatlega sein dröttning badf 6k er ret/hr ordinn i höllinni, par sem Högni er inni. Irungr hleypr inn i höllina alldjarfliga, 6k pd er kann hom im/, hö'ggr hann til Ui'xjna </ I 1 dja r fl i <j<i med sinu sverdi d ///ms l«r, svd at i sundr nemr brynjuna ole sv<i mi/cit aftari sem cd mesta stylcki, pal er til ketüs er brytjat. pd hleypr hann pe- gar üt or höllinni. Dies stützt sich auf Nib. 1974:

Jrinc von Tenemarhe vil höhe truoc den ger, sich dalite mit dem schildc der tiwer degen hSr: lief er uf ;c Hagenen vaste für den sal: du l//io2> sich von den degenen ein vil grcezlichcr schal. 1975: schufen si die gere mit Jcrefte von der haut

durch die vesten schildc uf liehtez, ir gewant, usw. 1975, 4: griffen mio den swerten die swSne grimme küene man.

[ring kämpft darauf mit Volker, Günther, Gernot und Giselher. Durch Giselhers schlage fällt er in Ohnmacht; er rafft sich wider auf und kämpft nochmals mit Hagen. 1987: lief er /'<:■ den/ hüse da er "her Hagenen vant,

und sluoc im slcije sivindc mit siner eUenthafter hant 1988,3: doch u/tute Irinc Hagenen durch sinen helmhuot. dag, tet der helt mit Wasken: du.:, /ras ein wäfen also guot. 1989: Do do- herre Hagene der wunden enpfant,

du cr/catjt im untjcfuoge da$ swert an siner hont, aldd muos im entwichen der Häwartes man: hin nider von der stiegen usw. Warum Irung entweicht, ist dem sagaschreiber entfallen. Die Ver- wundung stellt er in hyperbolischer weise, wie sie nordischem geschmacke gemäss ist, dar.

Nu str G-rimhildr at Högni bl udir. oh gengr til Irungs okmcelü: ..Ha/r, minn Ijtifi Irungr, allra drengja beetr, r<it- tir Högni sdr, en annat sinni mantu drepa hm/u.- Hon tok 2 guU- ringa 6k spenti öaVum um hans hjdlmband enum högra megin, en

QUELLEN D. NIFLUNGA-S. IN DEK THIDREKSSAGA 03

darum enum vinstra megin. Sie malmt ilm, Högni zu erschlagen, fast mit denselben worten, wie das erste mal; vgl. s. G2:

1991, 2: ivurden disiu mcere Kriemhilde rehte hunt,

waz, er von Tronege Hagenen mit strite hete getan: des im diu hüneginne vil hohe danken began:

1992: „Nu Ion dir got, Irinc, vil mcere fielt guot,

da hast mir ivol getrcestet daz, herze und ouch den miiot. nu sihe ich rot von pluote Hagenen sin gcwant." Kricmhilt natu im selbe den schilt vor liebe von der hant.

Im Nibelungenliede wird Iring zum zweiten kämpfe mit Hagen durch dessen herausforderung (str. 1993) und durch das lob derer ange- regt, die um ihn stehen, während er sich von der kampfesanstrengung erholt.

Oh hleypr Irungr annat sinni i höllina at Högna; oh nu varaz Högni vid oh snijr i gegn fionum oh leggr sinu spjöti undir hans shjöld % hans brjost, svd at sundr tehr brynjuna oh biihinn, svd at um herdarnar fcom üt. Oh J)d laetr Irungr sigaz vid steinveginn usw.

Nachdem sich Iring wider hat waffnen lassen , eilt er gegen Hagen (1997).

1998: Sin mohte niht erbiten Ilagene der degen,

er lief im hin engcgene mit schüz,z,en und mit siegen die stiegn uz, an ein ende: sin zorn der was grbz,. Iring siner sterhe vil ivenec genöz,.

1999: Si sluogen durch die Schilde, daz, ez, lougen began von fnver roten winden. der Häwartes man wart von Hagenen siverte hrefteclichen wunt durch schilt und durch die brünne: des er wart nim- mer mir gesunt.

Iring deckt sich besser mit seinem Schilde (2000).

2001: Hagen vor sinen füez,en einen ger ligen vant: er schoz, üf Iringen, den fielt von Tenelant, daz, im von dem houbte diu stange ragete dan. im hete der reche Hagene den grimmen ende getan.

Iring entweicht zu denen von Däneland und stirbt in ihren armen. Wie Irung in der saga auf der Strasse getötet wird , so im liede am ende der treppe, also auch auf der Strasse, oder doch in der nähe derselben. Über den Irungsvegr vgl. unten im fünften capitel.

04 DÖBING

Cap. 388. Rodingeirs tod.

Die erste bälfte dieses capitela Bchliessi Bich an Nil». 21 L3 2158 an.

I ficssu hili eru tat miJcil tutindi.

Hierin blickt eine Bchwache erinnerung an die ergreifende darstel- lung des Nibelungenliedes von Rüdigers kämpf mit den Bnrgonden durch.

Rofiingeirr mrgr. soekir hurt fram oh drepr Xi- flnnga, "/,• honum i »int kemr jungherra Gislher, ok nüneyta peir sinna vdpna. Ok sverd Gislher Gramr beit svd vel, at jiii er h ii ii ii höggr skjöld ok brynju ok hjdlma, sneid sem Mcedi. Ok par fellr RotPingeirr mrgr. firir Gislher dauär til jarfiar med störum sa/rum; okpetta alt pd hann med pvi sama sverdi er fyrr gaf hann Gislher at vingjöf. Dazu stimt Nib. 2150:

Der vogt von Bechelären g i e wider unde dan,

also der mit eilen in stürme werben kan.

dem tet des tages Riiedeger harte wol gelieh.

daz, er ein recke ivcere, ril kiienc mit ouli ril lobelich. 2152: Vil wol zeigte Tiüe ttegr r , daz, er /ras starc genuoc,

küene, und wol gewäfent; hey was er helde sluoe!

das, such ein Burgonde: usw. 2153: Ger not der starke.

2155, 3: Sprüngen zuo ein ander die ere gemde man.

2156, 1: Ir swert so scherpfe wären, ez, enkunde niht gewegen. 2157: Die Rüedegeres gäbe an hende er höhe wac.

swie wuni er weer zem töde, er sluog im einen slac durch den schilt ril guoten un$ üf diu helmgespan,

da von so muos ersterben der scheenen Gotelinde n/an. 2158, 1: Jane wart nie wirs gelonet so richer gäbe mir.

dn vielen beide erslagene, Germ''/ und Rüedeger.

Üeber das Schwert Gramr vgl. c. 370, oben s. 36.

Abweichend ist also nur. dass Rodingeir allein and dass er im kämpfe mit Gislher lallt. Die saga isl weniger zartfühlend als das Nibe- lungenlied.

Gernoz und Gislher dringen niuthig vor bis in die halle König Attilas und erschlagen dort manchen mann. Wideruni ein anklang an den saalkampf des liedes.

Folker haut eine gasse durch das heer der Hunnen hindurch, bis zu Högni, am ihm hilfe zu leisten. Damit lässt sich im Nibelungen- liede vielleicht vergleichen, wie sich beim ersten beginne des kani]»fes Volker videlende durch die Hunnen einen weg bahnt, am Dankwart in

QUELLEN D. N1FLÜNGA- S. IN DER THIDREKSSAGA 65

der Verteidigung der thür zu unterstützen. Wie sich Högni bei Folker für sein herannahen bedankt, so im Nib. 1913 die Burgondeu. Seine tapferkeit wird gerühmt str. 1938. 1944.

In dem worte syngja, von Folkers schwert gesagt, sieht v. d. Ha- gen, Wilkinas. II, s. 387, einen anklang an den „schwertfidelbogen" Volkers im Nibelungenliede. Daran ist nicht zu denken, denn syngja ist ein sehr üblicher ausdruck für das sausen des Schwertes. Es begegnet auch cap. 387 gegen ende, von Högnis Schwerte gesagt, und cap. 389, von Thidreks Eckisax gebraucht; oft auch in andern sagas (vgl. die Wörter- bücher).

Cap. 389. Thidrek nimt am kämpfe theil.

Die kämpfe Wolfharts, Hildebrants und andrerseits Dietrichs mit den Burgonden (Nib. avent. XXXVII und XXXVIII) sind zu einem ver- einigt worden.

Nu ser piärehr hgr. at Rodingcirr mrgr. er dauctr; ]>d hallar hann hdtt: „Nu er dauctr minn bezti vin Rodingcirr mrgr., md eh ei lengr vera hyrr. Tahi allir minir menn sin vöpn, oh verd eh mi berjaz vifi Niflunga!"

Dietrich erhält str. 2250 durch Hildebrant die sichere nachricht von Rüdigers tod. Darauf sagt er:

2251, 1: „So we mir dirre leide! ist Rüedeger doch tot,

daz, muoz, mir sin ein jämer vor edler miner not.

2252, 3: owe getriwer helfe, die ich verlorn hän!

jane überwinde ich nimmer des hünec Elzelen man."

2254 : Er sprach ze Hildebrande: „nu saget mmen man, daz, si sich balde iväffen; wand ich wll dar gän. und heiz,et mir gewinnen min lieht ez, wiegewant: ich wil selbe vrägen die helde uz, Burgonden lant."

Thidrek wird von seinen mannen in den kämpf begleitet, während sie im Nibelungenliede schon mit Wolfhart und Hildebrant zu den Bur- gonden gehen, und mit diesen kämpfen.

Oh svd er sagt i pydeshum kvcedüm, at par var blaudum mann/ ei vcert er saman hömu i vig pidrekr oh Niflungar; oh svd vida heyrir um borgina, hversii Ehhisax syngr % hjdlmum Ni- flunga. Die erste bemerkung ist vom sagaschreiber erfunden. Die zweite stützt sich auf Nib. 2296 , eine strophe aus dem kämpfe Dietrichs mit Günther :

ZEITSCHR. F. DEUTSCHE PHILOLOGIE. HD. II. "

l ORTHO

Ir eilen und ir sterke beidi wären gro

palas unde turne von den siegen do

do si mit swerten hiuwen üf die helme guoi.

Ähnliches wird auch an andern stellen gesagt, vgl. si r. -'-Ml'. 1976.

Von dem Schwerte Ekkisax erzählt cap. 9* ausführliches, ('bei- den deutschen Ursprung dieses namens handelt Kas/.mann II. 403 („schwelt des Ecke"). Denselben namen kennen auch Biterolf (? Gr. HS. s. 142) und Ecken Ausfahrt (Gr. HS. s. 56 58). Dagegen kennt den namen Lagulf für Hildibrands schwort kein deutsches gedieht, vgl. Gr. HS. s. 239.

Auch bei der Schilderung dieses kampfes ist der sagaschreiber mit grösster freibeit verfahren. Folkher wird von Thidrek erschlagen, im Nibelungenliede str. 2224 von Hildebrant. Gernoz wird von Hildibrand erschlagen; im Nibelungenliede fällen sich Gernot und Rüdiger gegen- seitig, vgl. str. 2156 2158. Darin stimmen saga und Med überein, dass schliesslich nur noch vier beiden am leben sind: Thidrek und Hil- dibrand und Högni und Gislher; im Nibelungenliede ist Giselher bereits tod, aber Günther lebt noch, vgl. str. 2245.

Cap. 390. Dur versuch , für Gislher frieden auszuwirken , misslingt. Fortsetzung des kampfes.

Im Nibelungenliede fällt der sühneversuch noch vor Rüdigers tod, 2026 2043.

Oh ok'i kenvr Attila kgr. af sinum turn ok tu par < >• ir berjae. Im Nibelungenliede kommt er auf verlangen der Burgonden herzu: 2026, 1: Esel unde Kriemhüt dir kamen beide dar.

Högni verlangt von Attila für Gislher frieden, weil er unschuldig an Sigurds morde sei und ein guter held /ai werden verspreche. Darauf spricht Gislher: „Ei mceli ek jpvi petta , at ei pori ek at verja mik; pat nil min systir Grimhildr, at pd er drepiwn var Sigurdr sveinn, pd vor ek /in/n/ vetra gamaU, ok ek i rekkju minnar mödur med henni, ok saklauss ein ek pess vigs. Kn ekki hirdi ek at Ufa rinn eptir mina h/m/,-:- Diese worte stützen sich auf Nib. 2038:

Do sprach der junye (iUdlur: „vil scheeniu swester min,

des troute ich vil übele, do du mich über Bin

ladetes her se In mir in dise grb%e not.

wie harn, ich an den Hiunen hie verdienet den tot? 2039: Ich was dir ie getriuwe, nie getet ich dir leit.

iif salin ii gedingen ich her ze lande reit,

du:, du mir holt UWCSt, liil>//( s/Cis/rr »ihl.

bedenke an uns gendde: e$ mar niht anders nii gesm.

QUELLEN D. NIPLtJNGA-S. IN DER THJDREKSSAGA 67

2043: Wir »i Ursen doch ersterben," sprach Giselher, „uns entscheidet niemen von ritterlicher wer. swer gerne mit uns vehte, wir sin et aber Me, wände ich deheinen minen friunt an den triwen nie verlie."

Zu den worten ]}d var ek 5 vctra usw. vergleiche man Dankwarts worte gegen Blödelin,

1861, 3: „ich was ein wenic kindelin, Sifrit vlös den lip: ine tveiz, niht was, mir wiz,et des künec Etzelen wip."

Im Nibelungenliede bitten alle helden für sich insgesamt um frie- den; dieser wird aber nicht gewährt, weil sie sich weigern, Hagen aus- zuliefern; in der saga scheitert der sühneversuch an der treue Gislhers gegen seinen bruder Högni.

Im Nibelungenliede werden nun die aussenstehendeu mit schlagen und Schüssen in den palast zurückgetrieben (2047) und es folgt darauf der saalbrand. In der saga stürmt Gislher widerum gegen MeistariHil- dibrand und wird von ihm erschlagen, im Nibelungenliede dagegen von Wolfhart (2234).

Cap. 391. Thidreks und Högnis Zweikampf.

Dieser Zweikampf bildet in der saga den schluss der Niflungen- kämpfe; im Nibelungenliede der mit Günther.

mcelti Högni til pidreks Jcgs.: „Nu Uz mer svd sem her man skilja o Je hart vinfengi , svd mikit sem verit hefir, ok vil ek soekja svd fast eptir minu lifi at annathvdrt verdr vera, at ek leetr mitt lif eda ek vinnr pitt lif." Der anfang dieser worte scheint sich auf Mb. 2112, 2 ff . zu stützen, wo Rüdi- ger, bevor er kämpft, zu den Burgonden sagt:

„ir küenen Nibelunge nu tvert iueh über al.

ir soldet min genießen, nu engeltet ir min.

e warn wir friunde: der triwen wil ich ledic sin."

Die zweite hälfte lehnt sich an an Hagens worte gegen Günther 2263: Do sprach von Tronege Hagene: „ich sihe dort her gän den herren Dietrichen: der wil uns bestem nach sinem starkem leide, daz, im ist hie geschehen, man sol daz, hiute kiesen, wem man des besten

müge jehen. 2264: Jane dunket sich von Berne der herre Dietrich nie so stark des Ubes und ouch so gremelich, und wil erz, an uns rechen daz, im ist getan" edsö redete Hagene, „ich tar in rehte ivol bestän.u

5*

(,- DÖRING

Högni beding! sich von Thidrek aus. es solle keiner dem andern seine abstamnrang vorwerfen. Nichts desto weniger tlmn sie es doch nachher. Thidrek hält os für eine schände, so lange mit einem Mfs son /.u kämpfen. Darauf Schill Eögni Thidrek einen söhn djöfulsins sjdlfs. Ebenso zanken sich im Nih. 2280 f. Hildebrand und Sagen und werfen sich Zaghaftigkeit bei früherer gelegenheit vor.

Über Högnis erzeugung durch einen elben handeln c. 1 <'»!>. 17t». Thidrek hat davon durch eine friUa erfahren (c. 169). Hiervon sag! uns keine andere Überlieferung der sage, weder eine deutsche, noch eine ältere nordische, etwas; dalier vermutet W. Grimm HS. s. 105 mit recht, dass die diabolische abstammung Dietrichs, von der deutsche sage berichtet, auf Högni übertragen worden sei, wie dies auch auf Otnit im Anh. z. Heldenb. (vgl. Gr. HS. s. 290) geschehen sei. - Dietrich selbst aber ist von einem bösen geiste Machmet (vgl. Gr. HS. s. 294) gezeugt. Obschon die saga c. 14 als Thidreks vater petmarr nennt, spielt sie doch auch auf seine teufelsnatur an ; wie hier so noch c. 238 und c. 438, vgl. Raszmann II, 94.

Thidrek speit feuer auf Högni und bezwingt ihn dadurch. Das feuerspeien wird auch c. 336 erwähnt, wo Thidrek Widga in der Schlacht bei Grönsport verfolgt. Das Nibelungenlied berichtet hiervon nichts,, wol aber andere deutsche dichtungen, wie Biterolf, Rabenschlacht, Lua- rin A u. a. , vgl. Gr. HS. s. 10G. 105. 294. 286. 312. Dagegen nach dem Nib. 2287 ff. wird Hagen durch Dietrich verwundet, ergriffen, gebun- den und vor Kriembilt geführt.

Cap. 392. Grimhilds grausamkeit und fcod.

Grimhild nimt einen feuerbrand und stösst ihn ihrem bruder Ger- noz in den lnund. darauf Gislhern; dieser war noch nicht tot, hiervon aber stirbt er.

Im Nibelungenliede lässl Kriemhilt Günthern das haupt abschlagen (230G), dem Hagen schlägt sie es selbst ab (2310). In der Edda nimt Gudrun am kample tlieil und erschlägt nach Atlam. 50 zwei man- ner Atlis.

Als Attila und Thidrek sehen, wie Grimhild ihre bruder mishan- delt, ertheilt Attila dem könige Thidrek *\n\ befehl, sie zu erschla- gen. Nu leypr piärekr Jcgr. at Grimhildi ok Mggr hana i sundr i mietju.

Im Nibelungenliede thut dies Bildebrant, jedoch ohne von Etzel dazu aufgefordert zu sein,

2313, 2: er sluoc der küniginne einen sweeren swertes swanc.

2314, 2: :<■ stücken was gehouwen do daz, edele wip.

QUELLEN D. NIFLUNGA-S. IN DER THIDKEKSSAGA 69

Im anhange zum heldenbuche (v. d. Hagen HB. I, s. CXXVI) heisst es, nachdem Crimhilt ihren zwei brüdern das haupt abgeschlagen hat: do nam (der JBemer) da$ swert und liieg mittel ynne enswey. W. Gr. HS. s. 300 macht auf die fast wörtliche Übereinstimmung mit der Thi- drekssaga aufmerksam. Dennoch ist es nicht nötig zwischen beiden dar- stellungen eine beziehung gelten zu lassen; denn wenn Thidrek, statt Hildebrands im Nibelungenliede , Grimhild erschlägt , so ist das bloss eine personenvertauschung, wie sie der sagaschreiber oft zeigt. - Das mit- ten entzweihauen begegnet auch sonst noch, so z. b. c. 364 ende, wo Höofni die seefrau mitten entzwei haut.

Grimhild wird hier sowol von Thidrek, als von Attila djöfull genannt; ebenso wird sie von Hagen Nib. 2308, als sie ihm Günthers haupt zeigt, välandimie geheissen.

Cap. 393. Högni erzeugt todwund einen söhn und stirbt.

Hiervon erzählt uns weder eine deutsche Überlieferung etwas, noch eine nordische, ausser unserer saga. Aus ihr ist es in die Hvensche chronik, und aus dieser und zugleich aus der Thidrekssaga in das farö- ische Högnilied übergegangen; vgl. unten capitel 6, B und C.

Thidrek lässt Högni in seine halle bringen und dort durch seine verwandte Herrad (S. R: Märeth, wahrscheinlich in folge eines lesefeh- lers) ihm die wunden verbinden. Högni zeugt mit einer frau, die ihm Thidrek gegeben hat, einen söhn, und heisst ihr, denselben Aldrian zu nennen. Er übergibt ihr die Schlüssel zum Sigisfröd-Jcjallari, in dem der Niflungenschatz verborgen sei, mit der Weisung, sie seinem söhne Aldrian einst zu geben. Darauf stirbt er.

Der Sigisfrödkeller ist nach c. 425 f. in einem berge. Dieses moment haben aus der Thidrekssaga die Hvensche chronik und das Högnilied aufgenommen. Mit der Hvenschen chronik scheint die sage von Nerike (vgl. Gr. HS. s. 322) in Verbindung zu stehen.

Ob die angäbe des sagaschreibers , dass der Mbelungenschatz in einem keller (berge) verborgen sei , auf alter sage beruhe , ist zu bezwei- feln. Denn nach der Edda (Atlakv. 27) und nach dem Nib. (str. 1077) ist der hört in den Rhein versenkt , und darauf spielen Hugo von Boten- laube (Gr. HS. s. 158) und Sebastian Frank (Gr. HS. s. 308) an. Sonst weiss keine sage, keine dichtung davon, dass der bort nach dem unter- gange der Burgunden in einem berge verwahrt worden sei. Die angäbe beim Manier, wonach der Ymclunge hört im Burlenberge liegt (Gr. HS. s. 162) ist augenscheinlich fingiert. Der sagaschreiber hat also seine angäbe entweder erfunden , oder sie beruht auf Verwechselung , denn nach

70 DÖRING

Nib. 90 (vgl. auch L061) ist der schal/., bevor er in die gewalt der Bur- gonden kommt, in einem berge verborgen. Dass der bor! nachmals in den Rhein versenkt wurde (str. L077), bat der Bagaschreiber vergessen. Aiuh dass Högni im besitze der Schlüssel zum Sigisfrödkeller ist, Lässl sich aus dem Nibelungenliede erklären. Nach str. L060 bat Albrich, der bfiter des bortes, Schlüssel zu dem berge, in dem der bort sieh befin- det Nachdem der Bchatz nach Worms gebracW and in kammern und tbürme gefüllt ist (1065), bemächtigt sich Hagen der Schlüssel zum horte (str. 1072).

In der räche Aldrians an Attila spielt der hört nochmals eine bedeutende rolle. Es kann hier nicht untersucht werden, wie weit sieh dort der sagaschreiber auf deutsche quellen stützt.

Mit den worten: Scd segja pyäeski/r menn, at engt orrosta hefir verit freegri i fontsnifum luldr en pessi vergleicht Raszm. II, 97 die worte der klage 1738 f.: cz, ist diu grceyiste geschickt, diu ser weide ie geschach. In den worten des sagaschreibers liegt vielleicht ein hinweis auf das Nibelungenlied und auf dessen str. 1.

Die Weissagung, die Erka Attila gegeben habe, dass den Hunnen gross unheil entstehen werde, wenn er sich mit einer frau aus Xillunga- land veiheirathe, ist nun in erfüllung gegangen; der sagaschreiber weist hiermit auf c. 34o, in welchem die prophezeiung erzählt wird, zurück.

§. 6. Die altschwedische recension, die nach Unger (Thidrekss. s. Y! 11.) nach der uns erhaltenen membrane der altnordischen saga gearbeitet ist. aber auch anderweitige quellen benutzt hat (Gr. HS. s. 76 u. 275) schliesst sich der liier behandelten partie der altnordischen saga genau an, nur bald mehr, bald minder kürzend und bisweilen entstellend; allein sie hat auch riamen und einzelne züge aus dänischen (?) liedern aufgenommen. ['her die namen vgl. Müllenhoff in Haupts zeitsdn. XII, 38<> IV. Von ein- zelnen zügen sei nur der eine li er vorgehoben, dass die häute über erbsen gelegt sind, gleichwie in der Hvenschen chronik, vgl. zu C. 379 (s. .".;.. anm. 31). (jbrigens schliesst sich die S. R. in einigen Lesarten der

isländischen hdschr. H (cod. AM. 177) an; vgl. zu c. 37:5 (s. L2, anm. 27) und zu c. :;7.") (s. 17 , anm. •_'!•).

vn i: PES I LPITEL.

ERGEBNISSE DEB V^BGLEICHUNG.

§• 7.

Aus den äusserst zahlreichen, fast wörtlichen Übereinstimmungen zwischen der Xitlungasaga und onserem Nibelungenliede ergibt sich, dass

QUELLEN D. NIFLUNGA - S. IN DER THIDREKSSAGA 71

dem sagasch reib er das auf uns gekommene Nibelungen- lied als quelle gedient bat. Auf dieses, als auf ein aus mehreren abschnitten (aventüren) bestehendes gedieht weist er hin mit den Worten (c. 394 ende): sem segja fomhucefii i pyäershri ttmgu und dieses ist ihm durch erzählungen deutscher männer (aus Soest, Bremen, Münster c. 394 anfang) bekannt geworden.

§. 8.

Wir erkennen ferner, dass es ihm nach einem texte, der zu der uns erhaltenen St. Graller hdschr. (B.) und deren spielart, der ersten Ber- liner (I), in nächster beziehung stand, bekannt geworden ist. Dafür gibt es folgende kriterien:

1) Der vater der Niflungenkönige führt in der saga (abgesehen von c. 170 Irung) den namen Aldrian. Dieselbe form überliefern die handschrifteil der Nibelunge Not (ABDIh); die handschriften des Nibe- lungenliedes dagegen, oder der recension C , kennen nur die form Adrian.

2) Die saga gibt den inhalt verschiedener Strophen wieder, die sich nur in handschriften der Nibelunge Not (oder der recensionen A und B) finden:

a. c. 366. Högni zerbricht die rüder, Gunnar das Steuer, und Högni bessert dies aus; vgl. NN. 1504. 1505 und oben s. 27 fg.

b. c. 372. Grimhild steht in einem thurme und sieht ihre brüder zu Attilas bürg heranreiten; vgl. NN. 1654 f. oben s. 40.

c. c. 376. Grimhild bietet Thidrek gold als rachelohn. Gleiches lesen wir in den Not - handschriften Id, doch auch in C, 1837, 5. vgl. s. 47 fg.

3) Die saga schliesst sich den lesarten aller oder einzelner Nöt- handschriften genauer an, als denen der Liet- handschriften:

a. c. 373. Högni sagt, er bringe der Grimhild einen grossen unfreund; vgl. NN. 1682, oben s. 42.

b. c. 373. Högni sagt zu Grimhild: „Sigurd und seine wunden lassen wir nun ruhen usw." vgl. NN. 1664, oben s. 43.

c. c. 372 u. 373. Grimhild ist von kummer erfüllt über die wunden, die Sigurd hatte; vgl. NN. 1463, 4, oben s. 40 u. 42.

d. c. 379. Grimhild veranlasst es, dass Högni ihren söhn erschlägt; vgl. NN. 1849, oben s. 54.

e. c. 375. Attila sagt, er und Erka hätten Högni zum ritter geschla- gen. In der entsprechenden strophe des Nib. 1693 wird der name Helche nur in den hdschr. BlhC genannt, nicht aber in AD; vgl. oben s. 46.

72 DÖBIHG

!'. c. 365. Die erwähnung von des fahrmanns Verheiratung ond Beiner jungen l Vau stützt sich auf das niulich gehit der hdschr. B, 1494; vgl. s. 26. (ADC Lesen müelich gesit, in ih ist eine Lücke).

Da nun die Baga an 7 von den stellen, wo sie wörtlich mit dem Nibe- lungenliede ubereinstimt , sich an den text von ABDIh hält, an einer an den von BlhC, an einer andern an den von [dC und an einer ferneren an den von B, so ergibt sich hieraus, dass die gewährsmänner des Bagaschrei- bers den Inhalt des Nibelungenliedes ihm nach einer handschrift, die die mitte zwischen den recensionen B und I hielt, mitgeteilt haben, Wüss- ti'ii wir. dass die handschr. 1 in der str. 1494, die in die Kicke derselben (str. 1456 1567) fallt, nwlich gehit gelesen habe, so würde der text, den der sagaschreiber kennen gelernt hat, zu der uns durch I überlie- ferten recension gehört haben. Auch an andern stellen, wo der saga- schreiber freier gearbeitet hat , blickt anschluss an diese recension durch; vgl. oben s. 15. 22. 30. 43. 1!>. 50. Diese stellen konnten hier nicht als beweise aufgeführt werden, weil sie nicht evident genug sind.

Nur zwei stellen scheinen diesem resultate entgegen zu stehen. In cap. 37<» scheinen Högnis werte: Mer lis sem her man hanga einn shjöldr (vgl. oben s. 37) sich näher anzuscbliessen an NL. 1636, 3: niwan jene* Schildes, der dort hanget an der want, als an NN.: nitean jenes Schildes dort an jener want und c. 387 scheint die bemerkung ok nii er reyfar oräinn i hölliwni (vgl. oben s. G2) sicli zu stützen auf NL. 2050: wir müe$en ligen tot vor rouche mit onch rar hisse usw. (NN. ganz abweichend: wir müegen ligen tot; was, hilfet uns das, grüe- .,,, das, uns der Jcimec enpöt? usw.). Allein beide male ist die erwei- terung so natürlich und aus dem zusammenhange SO selbstverständlich, dass sie nicht erst auf eine besondere lesart sich zu stützen braucht.

§. 9-

Die abweii Innigen vom Nibelungenliede, mit ausnähme von einer, l'.i llen dem sagaschreiber zu.

a. Diese eine abweichung ist die scene, wie Grimhild ihren solin aufreizt, Bögni einen schlag ins gesicht zu versetzen und wie dadurch der kämpf im apfelbaumgarten hervorgerufen wird, c. 379, vgl. oben s. ;>:; ff. Diese erzählung Bcheint aus der mündlich fortgepflanzten sage zu stammen. Der sagaschreiber hat sie mit in seine darstellung der Nibelungenkämpfe aufgenommen, gleichwie dieselbe in Deutschland in die verwirrte darstellung deT Nibelungensage, die der anhang zum bel- denbucÜ aberliefert, wer weiss durch welche mittelglieder hindurch , auf- nähme gefunden und schon früher den text der N6t - handschriften

QUELLEN D. NIFLUNGA-S. IN DER THIDREKSSAGA 73

(str. 1849: Do der strit niJd anders künde sin erhaben usw.) verderbt hat. 33

Alle übrigen abweichungen vom inbalte des Nibelungenliedes erklä- ren sieb größtenteils

b. als gedäcbtnisfebler, vgl. cap. I, §. 1 d. und die erörterungen zu capp. 356 393. Hierbei' ist auch zu reebnen, dass der sagasehrei- ber viele einzelumstände übergangen bat, so die partien, in denen der Passauer bisebof Pilgrin auftritt, Hagens versuch den kaplan zu erträn- ken, das abenteuer mit Else und Gelfrat auf der fahrt ins Hunnenland u. a. Hierher gehören die vielfachen mängel in der motivierung einzel- ner züge, z. b. cap. 359: Grimhild bewegt Attila, ihre brüder nach Hunaland einzuladen, ohne dass auch nur mit einem einzigen worte gezeigt wird, dass sie es aus rachegefühl thut. Das wird erst von c. 376 an klar. c. 366 macht man Högni vorwürfe wegen erschlagung des fährmannes. Er rechtfertigt sich damit, dass nun keine künde vom her- annahen der Niflungen zu Attila dringen könne. Diese worte haben nur sinn, wenn man die Zurückhaltung der hunnischen boten in Worms im NL. vergleicht. - c. 367 übergibt Högni den ring, den er zuvor dem fährmann gegeben hatte , dem Eckiward , ohne dass an irgend einer stelle gesagt wird, dass Högni den ring dem fährmann wieder abgenommen habe. In demselben capitel fragt Högni den Eckiward nach einer her- berge; warum, sieht man nicht ein, denn nach dem anfang des capitels haben sich die Niflungen bereits gelagert und schlafen schon. c. 380 : Attila steht auf einem kastell, ohne dass gesagt wird, wie er aus dem garten, in dem bereits der kämpf tobt, entkommen ist. c. 387:

Irung entflieht aus der halle, nachdem er Högni verwundet hat; warum er dies thut, wird nicht erwähnt und auch durch den Zusammenhang nicht erklärt u. a. m. Dies sind sämtlich züge, die nur durch verglei- chung mit dem Nibelungenliede verständlich sind und somit einen wei- teren beleg gewähren, dass der sagaschreiber das uns erhaltene Nibe- lungenlied für die Niflungasaga zur quelle gehabt hat.

33) M. Rieger zu den Nibelungen " in Haupts ztschr. XI , 206 ff. nimt an , dass von der aufreizung des jungen Ortliep einstmals ein selbständiges lied, ungefähr dessel- ben inhaltes wie die erzäblung der Tbidrekssaga , existiert babe; dass dieses lied jedoch vorn „Ordner der Nibelungenlieder " gegen das Dankwartslicd verworfen , nichts desto weniger aber sein anfang (str. 1849 1856) und sein ende (1955) aufgenommen wor- den sei.

Allein diese erzäblung ist so plump und roh , dass wir sie unbedingt für das machwerk vielleicht eines bänkelsängers , der sie erst, nachdem das Nibelungenlied bereits in abgerundeter gestalt vorlag, erdichtete, erachten und die lesart der Not - hand- schriften im vergleich zu denen der Liet - handschriften als Verderbnis ansehen müssen.

, I dürim;

c. Andere abweichungen sind willkürlicher ari : . Hierher gehört zunächst das, was sich als anschluss an <li<' Edda tamd gibt. Schon P. E. .Müller (SB. II, 309), W. Grimm (HS. l u. 182), Holtzmann (Untersuchungen üb. d. Nibelungenlied, Stutt- gart 1854, s. 175), v. cl. Hagen (in den anmerkungen zur Übersetzung der Thidrekssaga) , Zarncke (Nib. 3. aufl. s. LXVI) u. a. haben gezeigt, dass der sagaschreiber namen und einzelne thatsachen aus den Eddalie- dern :!1 entlehnt hat. Man hat als vollständig hinreichenden grund zu diesen entlehnungen geltend gemacht, dass die Schicksale Sigurds, Gun- nars usw. im norden zu bekannt waren, als dass der sagaschreiber all- zusehr von den älteren nordischen darstellungen (in den Eddaliedern) abweichen durfte (vgl. z. b. P. E. Müller SB. II, 263 f.). Dennoch aber hat in neuerer zeit Kaszmann (I, 10 ff., vgl. auch II, 99) entlehnungen aus der Edda in abrede zu stellen gesucht. Dies jedoch mit unrecht. Wir haben oben gesehen, dass der sagaschreiber, um seine darstellung dem geschmacke seines publikums anzupassen, dinge einflicht, die nur dem skandinavischen norden eigen sind, so das anzünden von feuern bei empfang und bewirtung von gasten, und die kriegslist, die in anwen- dung frisch abgezogener rinderhäute zur leichteren bewältigung der geg- ner besteht (vgl. s. 33 und 55). Wir dürfen hieraus schliessen, dass auch anderwärts der sagaschreiber den forderungen seiner landsleute genüge geleistet hat. Findeu sich nun in der Thidrekssaga berührungen mit der Edda, die zugleich abweichungen von den deutschen quellen sind, so müssen wir jene unbedingt als entlehnungen aus der Edda anse- hen. Um so weniger dürfen wir bedenken tragen, dies zu thun, als dir sagaschreiber die Eddalieder erwähnt35 und auf ihren Inhalt hin- weist. :;,;

Wie nun aus der Edda der Ghrihormr (c. 170 unter den söhnen des [rung und der Oda: Gunnar, Högni usw. genannt, tritt aber sonst nir-

34) Diese entlehnungen geschahen ans den damals noch mündlich überlieferten Eddaliedern. Denn die schriftliche fixierung derselben t';t!lt gleichzeitig mit der abfas- sung der Thidrekssaga, wenn nicht später, vgl. «S. Bngge, Nomon fornkvceäi I.W II. Sföbius, nordischer litteraturbericht, in dieser Zeitschrift 1. 396.

:!."n Prolog s. 1. (Hdschr. A.i Norranir menn hafa saman fort nökhwm pari 8ögunnar < /< sumt med kretfshtp. [)nt er fyrst frd Sirjuräi ai segja Fäfnisbana, Völ- sxmgum ok Niflungum ok Veleni smiä <</,• hans bröäwr Egli, frd Niäungi konvmgi; vgl. Gr. US. s. 178. über das richtige Verständnis dieser worte vgl. Bugge Korr. Pkv. s. LXVm.

36) c. 47. (Roäolfr) nefnizSigifrid,pat köllwm vir Sigwä. c. 18. Brynlüldr, er fegrst er kvenna < Suärlöndwm >•/• svä norar. c. 185. (Sigu/raW) <h-ni> parm mikla dreka, < r Vaermgjar källa Faflmi u. a. vgl. Gr. l\X. s. 17s f.

QUELLEN D. NIPLUNGA - S. IN DER THIDREKSSAGA 75

gends auf) stammt , den kein auf uns gekommenes litteraturdenkmal , wel- ches die Mbeluugensage behandelt , mit ausnähme der Edda und der von ihr abhängigen sagas , kennt , so auch die namensformen Sigurdr (wone- ben auch das deutsche Sigifrid, Sigifrödr u. a. vorkommt) mit dem bei- namen sveinn, Gunnarr, Högni, vielleicht auch die stetige benennung Niflungar (Nibelungen des NL.), die den namen Burgonden verdrängt hat, ferner die namen Gramr und Grani (c. 358).

Die abschreiber gehen hierin noch weiter. So findet sich in der Mmb. einmal die Überschrift frei Gjukungum (vgl. Unger s. 320 anm. 18), obwol der name Gjühi in der saga nicht vorkommt. Der Schreiber von A fügt c. 342 zu Bryniläi hinzu Bnäla döttur; für Grimhildr substi- tuiert er öfter den namen Giktrün, so c. 169. c. 359 (vgl. Unger s. 308 anm. 16), c. 165 wird in A und B mehrere male Sigurctr geschrieben, während die Mmb. Sigfröär hat (vgl. Unger s. 166 anm. 6).

Im anschluss an die Edda scheint auch der sagaschreiber Högni und Gunnar zu brüdern gemacht zu haben, während sie im Nibelungen- liede nur verwante sind. Daher wird denn auch Hagens vater, in der Nibelunge Not Aldriän, zum vater Gunnars. Freilich ist es auch denk- bar, dass der sagaschreiber in erinnerung an das Sigfridslied , das er für Sigurds Jugendgeschichte benutzt hat (vgl. oben cap. II, §. 4), beide als brüder dargestellt habe.

So erklärt sich auch der Widerspruch, dass Attila einmal als hab- süchtig dargestellt wird und aus gewinnsucht die brüder der Grimhild zu sich einladen lässt (c. 359), andrerseits aber als der freundlichste und rechtschaffenste wirth vorgeführt wird und nichts vom Niflungen- schatze wissen will (c. 376). Das erste moment stammt aus der Edda, das zweite schliesst sich dem Nibelungenliede an.

Aus der Edda stammt ferner , dass Gunnar früher als Högni unter- liegt und in einem schlangenturme sein leben lässt (c. 383), 37 und verschiedenes andere, was bei den erörterungen über die einzelnen capi- tel hervorgehoben worden ist.

Weit mehr noch als in der Niflungasaga schliesst sich der saga- schreiber in der Sigurdarsaga der darstellung der Edda an.

Dagegen sind die stellen der Thidreks- und speciell der Niflunga- saga, welche mit partien der Völsungasaga mehr oder minder wört- lich übereinstimmen, nicht aus letzterer entlehnt, sondern vielmehr hat

37) In rüeksicht auf eine stelle des itinerarium Nicolai (Gr. HS. s. 41) könnte man zwar annehmen, dass auch nach deutscher sage Günther in einer schlangenhöhle seinen tod gefunden habe. Allein aus jener stelle ersehen wir nur das bestreben der Skandinavier, die Mbelungensage , deren deutscher Ursprung ihnen bewusst war, selbst in ihrer speeifisch nordischen Weiterbildung in den Südlanden zu Idealisieren.

76 DÖRING

die Volsungasaga, die erst in der zweiten hälfte des 18. Jahrhunderts, also 30 L0 jähre Qach der Thidrekssaga, abgefassl worden ist, ans der Thidrekssaga geschöpft, wie dies neuerdings S. Bugge, mit Zurück- weisung der verkehrten ansieht Kaszmanns (I, 10 f.), festgestellt hat."''-' Auch die abschreiber der Völsungasaga halten mehr und mehr aus der Thidrekssaga aufgenommen; vgl. I'. K. Müller, SB. II, l<)7 anm.

ß. Weitere willkürliche abweichungen sind solche namen und züge, die der sagaschreiber aus deutschen gedichten, die er als quellen für amlere theile seines Werkes benutzt hat, in die Niflungasaga herüberge- QOmmen hat. Hierher zu rechnen sind die namen Bkkisax und Lagulf (c. 389) für Thidreks und Hildibrands schwort, vgl. s. 66. Die oamens- Ebrm Erka (Helche) stamt vielleicht aus den Rosengärten (CD Herche). Die blutsfreundschaft zwischen ETögni und Folker (c. 361) rührt vielleicht auch aus einem Rosengarten (D) her, doch vgl. oben s. 19 f. Über HögniB einäugigkeit (c. 375) vgl. s. 47, über Högnis und Thidreks dämonische natur (c. 391) vgl. s. 68. Über Naudung, den „bruder" der Gudilinda, der unter Mimungs streichen in der schlacht hei Grönsport (c. 370) fiel, vgl. s. 34. Über Jarl Eisung den jungen (c. 305) vgl. s. 25. Betreffs der Unterstützung, die Grimhild dem Thidrek bei seinem einstigen rache- zug über den Rhein verspricht, zum lohne dafür, wenn er sie an Högni und dessen brüdern rächen wolle, vgl. s. 48. Auch die person des Osid scheint aus andern quellen herübergenommen. Er vollzieht die Werbung um Grimhild, wie Rüdiger im Nibelungenliede. Vielleicht hat eine ver- fcauschung stattgefunden. Rodingeir wird nämlich vom sagaschreiber ver- want, um die zweite Werbung um Erka zu unternehmen (c. 43. 44), nachdem die erste durch Osid und Rodolf (c. 42) vergeblieb gewesen ist. Vielleicht ist in der deutschen quelle auch die zweite Werbung um Erka durch Osid vollzogen worden.

Aus anderer deutscher quelle stamt vielleicht auch die erzeugung Aldrians durch Högni kurz vor dessen tode. Doch bedarf dies, wie die räche, die Aldrian an Attila nimt und was sonst damit in berührung steht, noch einer eingehenden Untersuchung, die hier zu weit führen würde.

y. Schliesslich gehört ZU diesen willkürlichen abweichungen noch das, was aus purer erfindung dr^ Bagasch reibers hervorgegangen ist, und was der Bagaschreiber , am die glaubwürdigkeit seines werkes zu erhöhen,

38) vgl. Zarncke, Nib. 3. auff. u. LXIV. Bugge, N. Fkv. s. XXXV. Mübius in dieser ztschr. 1 . 117.

39) Die einzelnen stellen Buden sich gesammelt bei Etaszmann I, 9 f. Vgl. Bugge X. l'K\. s. XXXIV r. Möbius a. a. ... '. 117 fg.

QUELLEN D. NIFLUNGA-R. IN DER THIDREKSSAGA </

abändern nmste. Aus solchem gründe hat er die stärke des Niflungen- heeres, das zu Attila zieht, von 10060 mann auf 1000 herabgesetzt: hat er ferner den kämpf aus dem saale in einen garten verlegt. Säle von solcher grosse, dass tausende von rittern darin bewirtet werden und kämpfen konnten, hat sich ein Skandinavier des 13. Jahrhunderts schwer- lich vorstellen können. Ueberdies liess ihn hier die lückenhaftigkeit des ihm erzählten Nibelungentextes im suche, denn nur die Liet-handsch rit- ten erwähnen, dass Etzel grossartige bauten hatte aufführen lassen, um die zahlreichen gaste, die ihn zu besuchen pflegten , beherbergen zu kön- nen (NL. str. 1755, 5 16). Ans dieser einen Veränderung erklären sich die zahlreichen anderen in der Schilderung des kampfes. Auf erfin- dung des sagaschreibers mag auch der zug beruhen, wie Grimhild ihren brüdern Gernoz und Giselher einen feuerbrand in den mund stösst; viel- leicht im anschluss daran erdichtet, dass in den Atliliedern Gudrun am kämpfe theil nimt und zwei brüder Atlis tötet, wie im Nibelungenliede ihren bruder Günther. Wenigstens ist dieser übertrieben furienhafte Cha- rakter der Grimhild nordischem geiste weit entsprechender, als deut- schem. — Ebenso ist der Spaziergang, den die Niflungen am ersten morgen nach der ankunft in Susa durch die stadt machen, aus eigener erfinduug des sagaschreibers eingefügt worden, wobei allerdings eine reminiscenz an den kirchgang im Nibelungenliede vorgeschwebt haben

kann usw.

§• 10.

Die somit gewonnenen resultate und die daran angeknüpften erör- terungen weisen die ansichten aller der gelehrten zurück, welche in der Niflungasaga die künde von einer niederdeutschen, von der hochdeut- schen gestalt abweichend entwickelten sage haben finden wollen;40 ebenso die ansichten aller derer, welche in der Niflungasaga die Übersetzung einer Nibelungenliedrecension , die von den uns erhaltenen bedeutend abwich41 oder von andern (hoch -) deutschen gedienten42 vielleicht gar althochdeutschen,43 die ebenfalls die Nibeluugensage behandelten, erblicken;

40) Dies ist die ansieht Lachmanns , älteste Gest. s. 84. J. Grimms , altd. Wald. II , 154 f. W.Müllers, versuch einer mytholog. erklärung der Nibeluugen- sage s. 27. Massmanns, v. d. Hagens Germania VII, 227. Holtzmanns, unter- such, üb. d. Nibelungenlied, s. 140. 175. Müllenhoffs , gesch. der Nib. Not, all- gein. monatsschr. 1854 , s. 889. 91G. 921 anm. , 927 und zeugn. u. exe. z. dtsch. helds. , Haupts ztschr. XII, 336. Raszmanns I, 8 u. II, V ff.

41) So J. Grimm, üb. d. NL. im neuen litter. anz. 1807 nr. 15 s. 231.

42) So P. E. Müller, SB. II, 266. 309 f. M. Eieger, Pfeiffers Germ. HI, 177 anm. 2.

43) Raszmann H, einl. s. XXI. Gegen ihn vgl. P. E. Müller SB. II, 301.

7S Im, |;|-..

sie lehren uns schliesslich, dass wir überhaupt keine erzählnng der Thi- drekssaga « »li n»' weiteres als massgebendes zeugnis für die gestalt irgend welchen theiles onsrer heldensage ansehen dürfen.4'

§. 11.

Von den gelehrten, welche behaupten, der sagasch reiber habe in der Niflungasaga sächsische Volkslieder bearbeitet , und die benutzung di'> uns erhaltenen Nibelungenliedes in abrede stellen, verdient Kasznianii noch einer besondern Widerlegung. Er stützt seine ansieht namentlich darauf (II, ein], s. VI), dass die saga, wie sie Saxland als heiniat der gewährsmänner angebe, so auch dieses land als die heimat der, sage bezeichne, namentlich prolog, s. 2: Ok ]>ö <d pu tahw emn mann or hverri borg um alt Saxland usw. Allein unter Saxland verstand man im scandinavischen altertum Deutschland , vgl. Egilsson lex.jpoet.: Saxar Saxones i. c. Germani; Saxa sjöt Germania. Fritzner, Ordbog: Saxland TydsMand; saxlenzkr tydsk. Frns. XII, 345: peir eldri

landafrosdismenn köUuckt Saxland eäa Germanin löndin fyrir nordan Alpafjott og austan Binfljötut, nordr lil Danmerkr og Vindlands, svä at Saxland er herumtä niivcraudi pyzkaland. - überdies geht aus mehreren andern stellen der saga hervor , dass der sagaschreiber das gesamte Deutschland als heimat der sage betrachtet hat, vgl. c. 131: (pirfrekr) er hinn mesti höfdingi, sem kunnikl er vida um beiminn, ok haus nafn man ujppi vera ok eigi verda tapad ndlega um alt Sudr- r'tki, medan veröl diu sleudr. c. 18: Brynüdr, er fegrst er Twewna i Sudrlöndum ok svd nordr (13: hvärtveggja sudr ilöndum ok nordr I löndum). c. 348: (Sigurds) nafn mun aldrigi tynaz i pydvcrxkri i hiiiiu ok slikt sama med Nordmönvwm u.a.

Waren aber auch die gewährsmänner des sagaschreibers Nieder- deutsche (c. 394), so dürfen wir doch diesen die kenntnis der mittel- hochdeutschen epen nicht absprechen. Die kenntnis der mittelhochdeut- schen litteratur war schon vor (\ev abfassung der Thidrekssaga in Nie- derdeutschland so verbreitet, dass bekannterweise bereits Albrecht von Halberstadt, ein geborner Niederdeutscher, mittelhochdeutsch zu dich- ten sich bestrebte. Ausserdem besitzen wir ja zwei fragmente einer Übersetzung des Nibelungenliedes ins Mittelniederländische schon aus dem 13. Jahrhundert, dürfen also das frühe Vorhandensein einer solchen

Hl In diesen fehler verfällt namentlich W. Müller, üb. d. lieder v. d. Nibel., Gott, stiel. II. 275ff. Gegen 'li-'. welche der Thidrekssaga eine ältere, kraftigere, reinere form der Bage, im vergleich zu den uns überlieferten und vom sagaschreiber benützten deutschen denkmälern, zusprechen, wie Eoltzm. a. a. o. s. 17.">. 210. Raszmann ll, einl. s. Xvlli n. a., vgl. Zarncke, im litter. centralbl. löo'J, s. ;Ü7.

QUELLEN D. NIFLUNGA - S. IN DER THIDREKSSAGA 79

auch in Niederdeutschland annehmen, und schliesslich haben ja dieselben niederdeutschen gewährsmänner dem sagaschreiber den inhalt des Ecken- liedes , eines mittelhochdeutschen gediehtes (vgl. oben s. 2) und des Hil- debrandsliedes, ebenfalls einer mhd. dichtung (vgl. Zarncke, NL. 3. aufl. s. LXVI) mitgeteilt.

Ferner behauptet Kaszmann (II , s. XVIII f.) , die ganze gestalt der räche und die mehrzahl einzelner züge, als solche, die aus rein säch- sächsischen sagen und Liedern hervorgegangen seien, würde durch die Übereinstimmung der Thidrekssaga mit den dänischen und faröischen riedern, und durch berufung auf niederdeutsche denkmäler, die zur zeit der abfassung der Thidrekssaga noch vorhanden gewesen seien und von denen man einige in neuester zeit sogar nachgewiesen habe (vgl. Raszm. I, 11 anm.) , verbürgt. Allein jene Lieder haben unter dem einflusse der Thidrekssaga gestanden (vgl. siebentes capitel) und was der sagaschreiber c. 394 von noch vorhandenen denkmalen erzählt, ist von ihm geradezu erfunden (vgl. unten das sechste capitel).

Das was Easzman (II , s. XVII f.) gegen benutzung des Nibelun- genliedes einwendet, wird durch die vorstehenden erörterungen , oben cap. IV , §. 7 10 , widerlegt.

Das ergebnis dieses theiles der Untersuchung lautet in kürze gefasst: Der Verfasser der Thidrekssaga hat . für die Nifiungasaga das uns erhaltene Nibelungenlied benützt. Dieses hat er durch erzählungen nie- derdeutscher männer nach einem texte, der zu den uns durch B und I (oder blos I?) vertretenen recensionen in nächster beziehung stand, ken- nen gelernt und hat diese berichte nach dem gedächtnis seiner cycli- schen Zusammenstellung der heldentaten und erlebnisse Dietrichs von Bern, in der er seinen landsleuten ein unterhaltungsbuch liefern wollte, eingefügt. An einzelneu stellen hat er eine vermittelung mit der dar- stellung der Eddalieder angestrebt.

(Schluss folgt.)

BRUCHSTÜCKE VON VTEB HANDSCHRIFTEN DES

JÜNGEREN TITÜREL.

In meinen steivischcn bruch stücken altdeutscher Sprachdenkmale (Mitteilungen des historischen rereins für Steiermark, hefl IX. Graz L859) habe ich aber die bruchstücke zweier handschriften des jüngeren Titu- rel aus dem gräflich Stubenbergschen archive zu Kapfenberg aachricht gegeben. Die eine dieser handschriften, von welcher ein doppelblatt und ein einzelnes blatt erhalten ist, war eine pergamentene des vierzehnten Jahrhunderts in gross folio, zweispaltig, die spalte unge- fähr zu zehnthalb Strophen, in fortlaufenden Zeilen geschrieben, ohne absetzung der verse und der Strophen, mit leer gelassenen stellen an den Strophenanfängen , welche durch gemalte anfangsbuchstaben geschmückt werden sollten, was aber unterblieben ist. Auf dem rande der Vorder- seite des doppelblattes ist der Stubenbergsche Wappenschild roh mit der feder gezeichnet; daneben steht die jahrzahl 1542. Das vordere blatt des erhaltenen doppelblattes bietet die Strophen :3292 3322 , das hin- tere die Strophen 3393 -3428 des Hahnschen druckes,1 so dass zwischen beiden das mittelste, gegen 72 strophen befassende doppelblatt einer läge verloren ist. Das einzelne erhaltene blatt gewährt die strophen 3858 3895. 2 Die andere Kapfenberger handschrift, in etwas

kleinerem formate als die erste, war auf feineres pergament, ebenfalls zweispaltig, mit unabgesetzten versen und strophen geschrieben. Mi'1 initialen ihrer strophen sind roth. Erhalten ist von ihr nur die hallte eines pergamentblattes , an dessen unterem rande einiges von der schritt weggeschnitten ist. Dies brachst ück bietet die strophen 498 -515.3 Die texte beider handschriften weichen von dem Heidelberger des Hahn- 3chen druckes in Porten and strophen mehrfach ab.

Nach dem drucke jener angaben erhielt ich drei blätter einer drit- ten der Kapfenberger an zeit ähnlichen, im Format gleichen Titurelhand-

1) Oder 3375— 3411 und 3483 3518 (= oap. 24. rtr. 229—265 and cap. 24

str. 337 cap. 25 Btr. 32) des alten druckes von 1177.

-) o.Kt str. .'.'.»in .i'.is; (- ca].. 27. str. 11 79) des alten druckes von 1177.

3) Oder str. 507— 583 (=- caj>. 5 str. 25 41) des alten druckes von 1477.

WEINHOLD, BEUCHSTÜCKE DES JÜNGEREN TITÜKEL 81

schrift zur benutzung, die aus dem archive von Murau in Obersteier- mark kamen, und gleich den Kapfenbergern dem Joanne um in Graz überlassen wurden. Das erste blatt bietet str. 370 415 des Hahnschen druckes, und dahinter noch über 21 im Hahnschen drucke fehlende Stro- phen;1 das zweite blatt enthält strophe 2072 2108, 2 und das dritte Strophe 2177 2212.3

Endlich kann ich nachricht geben von dem bruchstücke einer Titu- relhandschrift im Stadtarchive zu Gr o s 1 a r , bestehend in einem zweispal- tigen folioblatte, welches als Umschlag eines actenconvolutes in quart gedient hat, und an der einen seite beschnitten ist, wodurch die zweite und dritte columne verstümmelt worden sind. Die verse sind nicht abgesetzt, wol aber die Strophenanfänge , welche mit blauen und rothen initialen beginnen; ebenso ist auch die kapitelüberschrift roth. Das erhal- tene entspricht den Hahnschen Strophen 4449 4456 und 4474 4481. 4 Der verstorbene prof. Wilh. Junghans, dem ich eine abschrift verdanke, setzte die handschrift in das ende des vierzehnten Jahrhunderts.

KIEL. K. WEINHOLD.

I. Murauer bruchstücke.

Erstes blatt.5 vw. a. ander alvmbe geboget. ich wsen ez niemä fchildet.

371 Höh innerthalp der porte. gein occidente fchon.

(431) daz man vil gern horte. waz ein werch mit manigem svzzem done. ein orgelfanch als man ze höh ziten.

daz ampt da mit floriret. als man noch pfliget in manigen landen witen.

372 Ein bovm gar vzzer golde. mit lsevbern vnd mit eften.

(432) ^er gaz a|s mau c|0 wohje> voller vogel vber al der aller heften.

di man an fvzzer ftimme lobt ze prife.

von balgen ginch ein wint dar in daz iglich vogel fanch nach finer wife.

373 Hob vnd nidere. ie nach der flvzzel leitte.

(433) £er w^n|. waz fvr vn(j widere. in dem bovme gewifet mit arbeit.

1) Oder str. 430- 461 (= cap. 3 str. 134 165) des alten druckes von 1477.

2) Oder str. 2145 2180 (= cap. 16 str. 5 40) des alten druckes von 1477.

3) Oder str. 2250 2285 (= cap. 16 str. 110—145) des alten druckes von 1477.

4) Oder str. 4551 4558 und 4576 4583 (= cap. 30 str. 97—99 und cap. 31 str. 1 5 und 23 30) des alten druckes von 1477.

5) Der am rande beigesetzten strophenzählung der Halmschen ausgäbe habe ich in klammern die des alten druckes von 1477 beigefügt, nach der in v. d. Hagens grundriss s. 102 erwähnten und nun schon seit jähren in meinem besitz befindlichen Büschingschen abschrift desselben. Z.

ZEITSCHR. F. DEUTSCHE PHILOLOGIE. BD. II. 6

WF.INIIul.li

fwelher bände voge] er wolde ftvngen.

den Hfzzel wo] bechande. der meifter ie dar oach di voge] fvngen.

I Vier enge! vf den eilen. vzzen an den enden.

1 li ftvnden an gebreften. von golde ein hörn iglicher in einer hende.

heten vnd bliefen dar mit fchalL

vnd winkten mit der andern lumt reht in der wife wo] vi* ir toten alle.

375 Da i'tvnt daz ivngel't gerillte. ergozzen niht gemalet.

|U,) dvrch Pvnden riwe gefchihte. wart hie mit dermandvnge niht entwalet.

dnz ie nach der fvzze get daz fvren.

dvrch daz Fol man in vrevden. ie gedenchen an daz felbe trvren.

1 1 i Ein i-liofte von zirde michel. div fvnder waz zefchowen. ' l",)) vnd dem der onychel. dar in waz ergozzen vnd erhowen.

vifch vnd vi! der merwnderbilde.

iglichez in siner forme. vnd fvren reht alf ob fi wsern wilde.

(437) Want ror al vmbe gingen. al vzzen drin mit lvfte.

den efte riebe vber vingen. chri Italien ciliar, dar vnder fi mit gffte.

fach man li reht fam li in dem wage lebten.

wint mvle von vzzen verre. mit tvnfte aldar den felben bradem gebten.

(1:JS) Def efteriches chvnde. gab lihten ovgen wife. b- alf ob ein fe mit vnde. fichvnden weget. vnd doch bedabt mit eife. vil dvnne daz man gar dvrchlvhticb fsehe. vnd waz von vifch vnd tieren. vnd merwnd1 ftvrmcf da gefchaeh.

ii.') Der biacholf penitentz. der brvder art parillen. (1:i;^ von prife vil der chrenthz. trvch div frvht mit der GrantzpiJfei willen.

unil von manag' diet an vremden riehen.

der weihte n \ de tempe] \nd di altare alle willechliche.

(440) » luho mit folliem rate. dirre tempel ift erbowen.

der hohen trinitat. vnd der meid gefegent ob allen vrowen.

vnd der werlt ze lere gein himelriche.

als laut thomas in Indya. den fal mit werten bowet lobeliche.

(441) Niht wan mit dem mvnde. der palas wart gemachet.

di grvntvefte \i von grvnde. porten iovben chofteliche bedachet

vzzen noch innen wart da nicht vergezzen.

an dem palas fcivre. vnd wart fin doch in Itein alda gemezzen.

(442) \-iu\ w;lf nem chvnig edele. doch nvt/./.e vnd bezzer verre.

danne er vf cheiferf fedele. gewaltich wsere gar aller chvnig terre.

BRUCHSTÜCKE DES JÜNGEREN TITUREL 83

want im fant thomas chriftenlere vnd wife.

was mit dem palas gebende. von heidentvm in vron paradyfe,

(443) Ze glicher weife dirre tempel fol hie al menfchen chfnne.

mit gedanehen geben exempel. t,\ engelifcher i'char vnd himelifcher di menfcli vnd engel hat vor gotes antlvtze. [wmne.

vnd ii dar nach mit {innen werben, l'o wirt in der tempel nvtze.

(444) Di edelen magt di fvzzen. di heiligen vnd engel rvment.

mit lobe mit langes grvzzen. vnd menfchen vf der erde mit lobe fi

fwi gern ovch ich di magt wasr lobende riche. [blvment.

fo fint mir fprvcbe di hohften. vor uf gelefen di ir ftent lobeliche.

(145) Liht bezzer wser mir fwigen. danne ich fi lobte cbranche.

banchrat nach fvzzem gigen. bi de werden ftet ze chleinem danche.

dvrch daz wolt ich ir ander wir de bieten, rw.a. der mvter magt Marien. chvnd vnd moht ich mich der fselden nieten.

(440) Wser ich fo riche ein gvt. ein tempel wirde gemachet.

noch bezzer in minem mvt. zelobe der maget Marien vngefwachet.

wan fi nv nimt fvr gvt. den reinen willen.

fo fol ein iglich chriften difen tempel mit richeit vberzille.

(447) Ich wold ir einen machen. di vollen wite gein einer mile.

mit richeit fvs bedachen. daz dirre tempele alumbe dar inne mit zile.

niht wan ze chören ftvnden wol fvmf hvndert.

mit al der chofte riche. fam er mit worte ift ze lobe gefvndert.

(448) Und nach der grozzen wite. mit hohe di lvfte vingen.

fo daz man zaller zite. vz allen riehen dar durch wirde gingen.

der maget wert zelobe ze grozzen eren.

vnd trvbiv hertz erliuhte. wi fi daz lop Marien folden meren.

(449) Man mvft ovch nach der wirde. vil richeit fehen dar inne.

dvrch daz nach himelifcher girde. ftvnd immer mere aller hertzen

di folh irdifche paradyfe da fsehen. [finne.

di folden tvgent minnen. dvrch himelifche vravde. vnd vntvgent fmadien.

(450) Alle prophecien. fwaz der ie wart gefprochen.

von der maget Marien. vor manich hvndert iarn vnde wochen. daz mvft da werden alles offenbare.

chvntlich der Averlt ze iehene. mit bilden famz ie miten gefchehende

wsere.

(451) Alhi von yeffe chvnne. nv da di gerte arones.

vnd wi di ftvde brünne. moyfi vn von dem velle gedeonis.

6*

-1 WKINIKH.H

Lilien gart, palfem tror vnd rofen anger

daz all''/ zeichenvnge der magl gab <li\ da wart chriftea fwanger.

152) Hirne! \an merftern lilit fvnnevar bechleidei

ir fvzz vf im vil gerne. der mane bebt marien lop lieh heidet mit msegden vil manich tovfenl di mit palmen.

di reinen magt lint lobende. vnd ir chinde ti lingent lop mit falme.

(453) Da nivCten oveh margariten. vil ften vnd mvfcat RingeL b- vf heide breit der witen. vnd diner chron barbigan vnd zingel.

da mit .div himelifche ierufalem lieh zieret.

mit zwelf der edeln fteine. da mit din lop fleh riebe vnd höh floriret.

(454 1 Diu edel lieilich hovbt. ift maniger riehen chrone.

mit tygenden vnberovbet. belvnder siht man von zwelf Sternen schone.

ir ein da bi den andern lilit gleften.

gefegent ob allen wiben. biftv f\ t die höhlten vnd di befte.

(455) Brvnne lvtter vnd morgenröt. honch feim vnd zvkker ftnehe. helferin vz aller note wines trvbe fpica oardes myrren rvkke. daz nnl'te lieh hi allez, von dir zeige reht als ez die propheten. dir zelobe von got gaben fvr eigen.

(456) Wie moht ich daz gefvndert. volenden hi aleine.

daz dir vil manich hvndert. zelobe haut gefprochen magt reine.

idoch fo wold ich alle die fchrift erfvehen.

tbld ich den tempel ze dinem lobe bowen. dar in vz allen bvchen.

(457) Danit der waf dich fehende. chvnigin bechleit mit golde.

zed' zweien w;iz er iehende. des chvniges din cheinz ich lazzen wolde.

dv mvfeft ie da lin mit chvnfte riche

als ie div fchrift Wier tagende. vnd alle die zeichenvnge wol ordenliche.

(458) Vnd l'waz din cliint vf erde. tnenfeheliche ie chvnde erliden.

in hohem richem werde. wolt ich der deheinz in templo miden.

mit bilden wsehe ergraben vnd ergozzen.

mit choft alfo gelieret. daz ez zeichen ehern ovge liet erdrozzen.

(459)«l)er leibe tompele m\fte. bi all' liner grozze.

oinder ligen wrfbe. nilit gen einer oende breil mit blßzze.

wan daz alles mit zirde erfüllet wsere.

der magt im ir chinde folt er ze lobe oinder wefen lsere.

(460) \'il chloffceT hofpital. von reiner diet mit pfrvnde.

dir dinde /.allem male. ich w;rn daz wol /.einem riehen tempel ftvnde.

BRUCHSTÜCKE DES JÜNGEREN TITUREL 85

vnd der ein erzbifcholf meifter wsere.

vnd prelaten zwelfe. ich mein mit chrvmben ftaeben infelbsere.

(461) Vil grozz5 zirde gebende. wser ich da zehen chören.

vw. a. Zweites blatt.

2072, 3

(2145) fw' manlich fvnds flvht mit were gebaret.

vnd doch fchsedeliche fvnde wirt ds ist ere vnervaret. 2073

(2146) Svs lag ir fpil gezweiet. vberal die fchar zeringe.

mit zimier vb5 meiet warn alle die höhlten fviiderlinge.

ob di werde dinft da geben chvnden

dvrch werde wibe mirie si trvgenf defter rnind' hin mit fvnden.

2074 Daz felbe wart man fehende. an de fvrfte werde.

(2147) zitegaft de waz man iehende. daz er hoher eren ie begerde. dez wart och im gelont von hoher mlne.

ob orgilus di trvge ia fvr war mich triegen danne di finne.

2075 Er fvrfte felbe dritte. als ob fi fliegen chvnden. (2Ub) fpraucten vbermitte. warn fi wol vf de ringe fvnden.

gen ofpinel ds och da chom gedriet

mit zwein chvnigen riche. er felbe waz ein fvrfte höh gevriet.

2076 Gewellivs litfchoie. ein fvrfte vz koverzine.

(2149) vfl c|er florailf; turkoie. Ir tiofte durch wibe lone da lerten pine. bi den fvrfte wert de logroife.

die chvnden fper verfwenden. alfam div fvnne riffen an de rife.

(2150) Daz fpil gelich' tfchantze. fach man da widerbiete

de chvnige edolanze. d5 fich vil mang' wirde chvnde nieten.

vn tandreas di zwen chvnig here

ofpinel ze liebe fi waren im bi von cheinem rehten mere.

2078 Die warn och vnfparnde. de walt mit richer tiofte.

(2151) vfl wam 5cjj auc]ers varnde. mit fo grozzer fchonheit wapen chofte. daz fi der walt vil chleine chvnde erbarmen.

fi rerten fper banden. fam täte fi di fchilt de armen.

2079 Der fvrfte vz brahande. zv fine fweh5 horte.

(2152) hardiez de noch bechande. d5 kvnic Gafcone d1 ie ftorte. gedrenge fwa ritterfchaft fach vben.

di chvnde och mit fprizzen de fchaten vor der fvnnen wol betrvben.

v. i araoLD

2080 Ob ritt'l'rliai! verdriezze. de" fvTften lambekinen.

(2153) ,iU(.i| ,1,1/ iir|, aliezze. gen im chvnde magtlichen pinen. df im d' kvnich hardiez da fvr waz gebende.

b. daz hei <Jailet verftoln. dez warn li noch ge" im in hazze Lebende.

2083 Swi li vor kanforteife. Gamuret v'fvnde.

(2154) (i,„.i, heten li ir reife. gen im gemezzen awer fo daz li tvnde waeren noch dar vmbe folhev ta:te.

daz div de grale tyturelles frvht ze clagene haste.

2082 Daz waz div edel reine. richavde ein fcvgede blvme.

(2155) (]jv wal-t vor difem meien. vil wol behvt do mit ritterlichem rvme de fvrffcen faxonie terre.

di gäbe in ze tvnne daz in altiv räche warl vil v're.

2085 Swer tiofte vallen dolnde. waz d1 vberchrefte.

(2157) moht er (ich dez. erholnde. lin fo pflag er gvter ritterfchefbe. Sicherheit beleip er vmbetwngen.

d«' warl and'weide. nach gewinne ed1 nach llvl't mer gervngen.

2086 Vtpandragon d' alte. waz ritt'fchaft entwefende.

(2158) ,],. (|a mjt tiofte valte. vor kanfoleife. da er waz blvme lefende. d1 chvnich von arragvn daz wart verpfödet

von artufe de werden der wart mit valle zer erden da gefendet,

2087 Den zvckten do di fine. helfelichen wid1 fchiere.

(2159) (|a/ üehter blvmen fchine. Cfcvnt vil vmbe in lin edel riche zimiere geftritten het mit der varwe der blvmen.

fwi in daz kondwirde. idoch fo waz er fvnd1 hohes rfme.

2088 Man vn orll'e vberflvcket. waz gar mit tvrteltovbö.

(2160) vji hvrtichliche gedruket. dem ein tioft wart div lerte clvben. di portigal ir herre d1 erden. 0rüus

de ftollze \n de frechen. daz gefchah durch die werden.

jos'.i Florie amor der krie. wart do da niht v'gezzen.

(2161) ,ier ciare valfches vrie. amfortas vil chvme da waz gefezze. u;ui li mit 1'nellieit chomen chreftichliche.

do waz chein and1 twale. ez m\lt ir einer de fatel wichen.

2090 Wievil der britvneife. vfl der arragvn da vieln.

(2162) vo ti0fte gagenreife. ich waen li ieman i'vrt.e in /wein kieln. vber fe zer wilden montanie.

fi niizzen vinbenennet beliben. di da vieln \l der planie.

BRUCHSTÜCKE DES JÜNGEREN TITl'REL 87

2091 Der chvnich von Jolieineife. vfi poitwin der chvne.

(2163) (|} zwen vor ]{anfoleife. fper verfseten wnder vf di grvne. d' felben chvnft ü hie nv niht vergazzen.

ir beid5 orlTe ein tiofte lerte. daz fi vf d! hsehfe fazzen.

2092 Si mitten dock erbeizzen. ds ftegreiffe vntretende.

(2164) (|jv injfie vnmine heizze. folte gar fit fi alfvs ift wettende, in ernft vn in fchimpf liertez chriege.

daz lip gvt ere chan fwendeu. vn div fei an fcelieheit betriegen.

2093 Div rede wol beliben. folt bi difen mseren.

(2165) fwer awer ({az reht wil fchribe. d5 fol daz ringe wegen bi de fwseren. vn daz fwser wider gen de ringen.

da bi daz befte chiefen. fo mag im lii nocli dort nibt miffelingen.

2091 Div minne mach wol mine. heizzen fvnd5 hazze.

(2166) t]iv wirket nach gewine. d' lip vn feie chan mit failde vazzen. waz fol in tvrney alfolh predige.

wir ge nach chvrtzewile. her wolfram fagte daz vns von den forgen

[ledige.

2095 Swer nv vrevde riebe. di lenge wil beliben.

(2167) (is mvz qI licherlichc. di valfche mine gar vz de hertzen fchriben. vn mit d! waren mine got erchenuen.

div ftset vrevde bringet. div valfche minne chan ewichliehe brennen.

2096 Alfam div valfche miiie. vnmine git vil ftrenge.

(2168) peiit jn dg felbe finue. git och chvrtzwile vil dicke lenge. mach vns di wile chvrtz dez moht man lache.

des ift d5 tot ein meift1 vfi wir flvhen in gern doch mit allen fache.

2098 Den menfehen fselde irret. aller meift vnder allen dingen.

(2170) (|az g0tes hvlde im virret. daz chan div valfche mine alcine bringen.

vvan fwaz der menfeh minet groz fo deine.

de gotes hulden widere. daz ift niht wan valfeher minne meine.

2099 Der hohfte geb vns di miiie di abraham erchancle.

(2171) ([0 er m „-y^g sinne. gen ünem chinde dez todes ermande. des wolt in ze opferen got niht verdriezze. dar vmbe er lin geflachte merte fam vil d! zal dez mers griezzen.

2100 Und liezze im doch gefvndez. fin chint da wid' lebede

(-i'-j woi ynf dez riehen fvndes. de vnf durch vvariv mine got ift gebende fw' durch valfeh miiie got fich enthvldet. der hab lieh an di waren. fo wirt fin fehuldc vil gar vor got entfchvldet.

WJUAHOU)

2101 Dife rede geliche. habent in folher ahte.

,-1,->l <ll liivt ift vrevdö riche. d* hat vil lihte maniger l'lahte. hertzöleil \n <lar/.\ trovre morgen, in leide halt gedingv ze i^ot vfi folt in vre\de ila bi forge.

•_> i < »i* Des felben öch hi pflagen. di manlich vnervorhtea

(2174) di ez «loch wol torste ua^en. vnd ritterlichen heldez wer ie woibte.

forge ziert vn ift ein fchilt der eren.

forge lert ellens noch me danne fchameliches wid'keren.

2103 Swer l'in ere beforget. der wil ir cleine fliefen.

,J1'-') de libe er Ivtzel borget. fwa man ze werd' ritt'fchaft fol kielen. div milte lert öch gvt borge feiten. div red wier ze lenge. nv hört hie weih tiofte mit valle gelten.

2104 /wen vz t'riene. vn der fvrfte pinanze

(2176) ritterliche die zwene. tioftierten fo daz einer floritfchantze. de plan mit valle de orffe grvzte.

iweins tiofte feite im fchah des weiz ich niht ob er de fit iht bvzte.

2105 Man fach von fegremors. mit eilen tiofte ramen.

(2177) enthalden dein de orffe. in niemä fach des gelach er \f de famen. \n de vz afcalvn ein chvnich vermezze.

ein ritter chom mit hvrte vor de waz min her kaye nach gefezze.

2106 Doh het er ritterliche. de tach alda getvret.

(2178) jQit maniger tiofte riche. ob er vn fegremors da warn v*mvret. \nr ritter fchefte fwa man di folt vben.

nein fi niht oben vz ich weiz wol daz si vmlen e dvrch grvben.

2107 Man fach in doch gelingen. oft rittlichen beiden.

(2179) |-, daz fi flvgelingen. mange de fatel chvnde" fcheide. Fwer in dez dvrch hazzen wil verzins.

fwi leiten man ez prife. fi chvnde" prife wol geben \n entliehen.

2108 Wie wrben di fpange. gen dem von iferterre.

(2180) wit,r pondir Lange. ir tiofte maz dez, warf gelvcke v're. de chvnig ellenf riebe vi \ potente.

Gat

ritt. ^ blatt. vw. a.

2177 da hvp sich dringen. wer de vfi den da vinge. (2250) imj-, [Iahen vn mit ringen. oh ieman tfchvmpfentivr mit fciofi empfienge. so daz er Sicherheit da bvt ze gebene.

ir frechiv gil daz wante fo üo\ wafi in mit ritterfcbaft zelebene.

BRUCHSTÜCKE DES JÜNGEREN TITUREL 89

2178 Dvrch manig fehar der vrowe. ib pflage fi der tiofte.

(2251) aif0 kvrlich zefchowen. wart nie dehein dinch von ritterlicher chofte. dez was da vil fi wolden erfte fvchen.

di ftarche vn die chranchen. wer da ficherlieit mvfte rvchen.

2179 daz velt mit trvnzen dache. waz vb'ftrevt fo dicke.

(2252) ,jiv oru*e mj^ yngemache. da ginge ob man fi nv fvrbaz fchicke. ia daz chom von vberchraft gedrenges.

die iagten dife entwichen. dez wrden al di fchar eins gemenges.

2180 Der drizzich e da waren. mit wapenroke fvnd5.

(2253) di begvnde fo gebaren. daz iv vol fage nieman chan daz wnder. wi di zogten wi di wider ftrebten.

wie de di fme befchvtten fvft wrben di mit wirde gern lebten.

2181 Hvrta weUie gedrenge. wart vf der witen planie.

(2254) wan daz idoch di lenge. lvt vn orlTe von vberchraft lazzanie. alda niht wol getvre mohten mere.

di noch bi chreften waren. di mohten nv alrerft erwerben ere.

2182 Die vrevdebaeren glitze. ds zimir geübte.

(2255) fWaz richeit vn chvnft witze. dar vffe lach daz wart nv gar ze nihte. alfam d5 hagel blvde vnd blvmen fchvret.

fvs wart heldes banden verderbet grozziv richeit vmbetvret.

2183 Die tambvre vn pvfme. vn heideufch piffe bliefen.

(2256) gedranges pine. mvft man der felben wnder fliefen vn kraiser wan fi chranch geriten warn.

ob ich daz clagende waere. neine ich liezze fi hvten e vn hären.

2184 Ich clag di werden diete di da zem fchilte horten.

(2257) vn di wibe mine ze